Der Nürnberger Kriegsverbrecherprozess und Martin Luther


Julius Streicher, Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer", sagte beim Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof in Nürnberg: "Dr. Martin Luther säße heute an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dies Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde. In dem Buch 'Die Juden und ihre Lügen' schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezüchte, man solle ihre Synagogen niederbrennen, man solle sie vernichten ... Genau das haben wir getan! "Die Reichspogromnacht (sog. "Reichskristallnacht"; Verbrennung der Synagogen) fand in der Nacht zu Luthers 455. Geburtstag statt. (Geschichte des christlichen Antisemitismus / Clarence Wagner)

Hier nun besagte Texte Luthers, auf die sich Streicher bezog:

1542 schrieb er: "Juden sind rituelle Mörder, Wucherer. Sie sind schlimmer als der Teufel. Sie sind zur Hölle verdammt." In "Von den Juden und ihren Lügen" (1543) schrieb er: "Was sollen wir Christen denn nun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden tun? Ich will euch meinen treuen Rat geben: Verbrennt ihre Synagogen und Schulen, und was nicht brennen will, begrabt mit Erde, so dass kein Stein mit Trümmern übrig bleibt. Zum anderen, dass man auch ihre Häuser und desgleichen zerbreche und zerstöre und ihre Bücher sollen verboten werden, sie sollen von den Fürsten aus ihren Gebieten verjagt werden. Denn Gottes Zorn ist groß über sie, darum immer weg mit ihnen!" In seiner letzten Sonntagspredigt (14. Februar 1546), drei Tage vor seinem Tod, erteilte Luther im Anschluss an die Predigt eine "Vermahnung wider die Juden". Darin bezeichnete er die Juden als "der Christen öffentliche Feinde", die von den Regierenden aus ganz Deutschland vertrieben werden sollten.