Etwas Schönes
Etwas Schönes
Als ich vor ein paar Tagen im Garten mit Laubbergen zu kämpfen hatte, erschien überraschend eine liebe Freundin.
Sie strahlte mich an und meinte: „ Ich helfe dir. Danach lass uns etwas Verrücktes machen.“ Im Nu waren die
Blättermengen in Säcke gestopft und hinter das Haus gestellt.
In meiner warmen Küche beschlossen wir, ein Picknick vorzubereiten und ins Moor zu fahren. Wir kochten
Tee, erwärmten eine Suppe und füllten beides in Thermosbehälter. Brote wurden belegt, Becher aus dem
Schrank genommen und alles in einen Korb gelegt. Wir zogen warme Jacken an, griffen nach Schals und
brausten im offenen Cabrio zu einem Wanderparkplatz am Moorgebiet. Nachsichtig lächelnde Leute blickten
uns nach. „Verrückte Frauen,“ dachten sie vermutlich, denn das Thermometer zeigte 6° C.
Unsere Wanderung führte zu einem Aussichtsturm, der noch zur Mittagszeit von Nebelschwaden umwölkt war.
Ein leichter Wind wehte. Mit dem schweren Picknickkorb kletterten wir auf die Aussichtsplattform und löffelten
mit Genuss das Süppchen. In dieser Stunde gehörte das Moor uns. Kein Mensch war unterwegs. Nur ein
Kranichschwarm zog über uns hinweg. Die Rufe dieser Vögel erzeugten bei mir eine Gänsehaut und berührten
mein Herz.
Wir plauderten, lachten, diskutierten über gerade gelesene Bücher und hatten große Freude am Zusammensein.
Bewusst redete ich nicht über die Probleme in meiner Familie. Das muss nicht ständig sein.
Auf dem Rückweg begegneten wir einem Fotografen. Mit Begeisterung beschrieb er die Schönheiten der
Moorlandschaft. „Landschaft in Moll,“ meinte er.
Beim Weitergehen zitierten wir voller Übermut Annette von Droste-Hülshoffs Gedicht:
Der Knabe im Moor
O schaurig ist´s, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche.
Unser Moorspaziergang ließ keine unheimliche Stimmung aufkommen.
Die stille weiche Landschaft fasziniert mich zu jeder Jahreszeit. Besonders gern laufe ich mit Gummistiefel
und Regenjacke durch dieses Gebiet, wenn der Boden bei jedem Schritt unter meinen Füßen quatscht,
weil es tagelang geregnet hat. Dann ist das Moor vollgesogen, und in den Gräben an den Seiten gurgelt
das Wasser. Leicht durchgefroren komme ich nach Hause. Dort erwarten mich Wärme und Geborgenheit.
(Mit etwas Glück auch ein gutgelaunter Ehemann!!!)
Jesus sagt: „Euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand nehmen. Joh. 16, 22“. Wir müssen
nur bereit sein, das Gute zu sehen.
Heute Morgen habe ich hier ein paar Klagelaute niedergeschrieben, weil der Sonntag so scheußlich verlief.
Aber – mir geht es wirklich gut.
Kira
Geändert von Fanny (05.11.2007 um 14:15 Uhr)
Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Psalm 63, 8
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