Das finde ich eine sehr bemerkenswerte Frage, die nach selbstkritischer Antwort verlangt.
Danke auch an Fisch und Sunigol für eure Beiträge.
Mir ist beim Lesen eurer Beiträge wieder einmal aufgefallen, dass Jesus seinerzeit die Jünger nicht etwa zu den Ungläubigen oder Andersgläubigen sandte um diese für den Glauben zu gewinnen. Jesus sandte seine ersten Jünger "zu den verlorenen Schafen Israels", also zu den bereits Gläubigen, um diese zurückzurufen in die Ordnung der Liebe. "Geht nicht zu den Heiden (Ungläubigen) und betretet keine Stadt der Samariter (Abtrünnigen / Andersgläubigen), sondern geht zu den verlorenen Schafen Israels. ...Seht, Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe..." (Matth. 10,5 + 6 + 16). Und über diese gläubigen, frommen, von sich und ihrem Glauben überzeugten Pharisäern und Schriftgelehrten spricht Jesus zuletzt das Wehe: "Ihr seid wie die Gräber, die aussen weiss angestrichen sind und schön aussehen; innen aber seid ihr voll Schmutz und Verwesung. So erscheint auch ihr von aussen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Liebe." (Jesus Matth. 23,28).
Die Gläubigen gebärden sich (teils) also wie Wölfe unter den Schafen? - Auch ich bin ein Gläubiger!!! Da kommt mir gleich die Frage hoch: Bin auch ich vielleicht ein "verirrtes, verlorenes Schaf", oder gar ein reissender Wolf unter Schafen, und ich merke es bloss nicht, weil ich zu sehr von der Vollendung und Vollkommenheit meines Glaubens überzeugt bin? - Entsetzlich, dieser Gedanke in Erwägung zu ziehen, vor allem im Hinblick darauf, dass heute ich genauso sehr gemeint bin / gemeint sein könnte, wie damals die Pharisäer, wenn Jesus vom Unflat im Inneren spricht.
Da kann ich nur hoffen und beten, dass ich nicht in Unbelehrbarkeit und Uneinsichtigkeit verharre, sonst werde ich als Blinder blind bleiben, als Verstockter verstockt und als geistig Toter nicht zum Leben kommen und schon gar nicht ins Reich der Erbarmung und Liebe, welches das Reich Gottes ist.
Liebe ist lebendig, und das Merkmal von Lebendigkeit ist Bewegung, Wandlung und Erneuerung. Bringt (geistiger) Stillstand und Verharren auf Dauer nicht Tod und Zerfall? Mir scheint dies auch die Geschichte der Menschheit zu bestätigen...
- Genug der düsteren Gedanken: am besten halte ich wohl nach aussen die Ohren steif und achte gleichzeitig auch innerlich auf die Regungen meines Herzens, dann werde ich bestimmt die Winke mit dem Zaunpfahl an mich nicht übersehen, die Gott mir ganz gewiss zukommen lassen wird zu meinem Besten.
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