Ich bin zwar nicht Seleiah, aber ich füge hier doch einige meiner persönlichen Überlegungen zum Thema an, im Sinne eines Teilens.
Jesus war / ist es in erster Linie gar nicht so wichtig, was die Menschen von Ihm und Seinem Status halten, ob sie in Ihm Gott Selber, einen Mittler zwischen Gott und den Menschen oder einen besonders weisen, vollkommenen Menschen als Vorbild für die anderen Menschen sahen / sehen. Das Vordringlichste war (und ist ihm bestimmt heute noch) Seine Lehre: Die Nächstenliebe, die Er unmissverständlich so erklärte, dass auch ein (vermeintlicher) Feind oder Gegner mit eingeschlossen ist (Feindesliebe).
Wie aber komme ich zur Überzeugung, dass Jesus nicht so wichtig war, was man von Ihm hielt / hält? - Einst fragte Er Seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn (Mich)"? Seine Jünger antworteten: "Die einen für (den auferstandenen?) Johannes den Täufer, andere für (den wiedergeborenen) Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst eine Propheten." Da fragte Jesus die Jünger weiter: "Ihr aber, für wen haltet ihr Mich?" - Petrus (als einer von vielen Jüngern) bekannte sich danach zu Ihm als zum Messias, dem Sohn Gottes. Danach stellte Jesus nicht etwa fest: Ich bin dies oder das!, sondern "...Er befahl den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Messias sei." (nach Matth. 16,13 - 20) - Ich ziehe den Schluss: Die Erkenntnis Seines wahren Wesens ist nicht vorrangig, und sie kann nicht von aussen aufgedrungen oder "erklärt" werden.
---
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass, wer immer nach Kräften und vollernstlich die Lehre Jesu ins Werk setzt, irgendwann an den Punkt gelangt, wo sich die Verheissung Jesu erfüllt: "Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob Ich in Meinem eigenen Namen spreche." (Johannes 7,17)
Wer wahrhaft aus eigener, subjektiver Erfahrung heraus zur Erfüllung dieses Jesuswortes gelangt, wird Jesus zumindest als vollgültigen Mittler / Messias zwischen Gott und dem / den Menschen annehmen - und schätzen, verehren, oder gar lieben. Wer Jesus nahe gekommen ist, weil er mit dem Gebot der Liebe vertraut geworden ist und es verinnerlicht hat, der wird die Bedeutung oder den Status von Jesus subjektiv offenbart bekommen. Nach dem Messiasbekenntnis des Petrus beschreibt Jesus diese subjektive Gewissheit des Petrus wie folgt: "Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht dein Fleisch und Blut (dein irdischer, äusserer Verstand?) haben dir das offenbart, sondern Mein Vater im Himmel." (Matth. 16,17 + 18). Und an anderer Stelle spricht Jesus vor aller Welt: "Ich und der Vater sind eins." (Johannes 10,30) - Womit Jesus Sich die Kritik der Juden zuzog: "...du bist nur ein Mensch und machst dich selber zu Gott." - und sie wollten ihn wegen Gotteslästerung steinigen. (Johannes 10,33 b).
Die Unterschiede der einzelnen Menschen in der Erkenntnis des Status, den Jesus innehat(te), sind meines Erachtens keinem Menschen hinderlich, die Nächstenliebe zu seiner wichtigsten Angelegenheit zu erheben. Wer Jesu Lehre ins Werk umsetzt, gelangt unweigerlich unter die Leitung "...des Beistandes, der Heilige Geist, Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe." (Jesus in Johannes 14,26) ---
Darum ist es meiner Meinung nach fruchtlos, über diesen Punkt zu streiten, ist es doch auch unter Menschen so, dass ein Vater / eine Mutter zu verschiedenen Kindern auch eine individuelle / voneinander abweichende Beziehung pflegt, je nach Wesen, Reife und Umständen.
Zum Beten sagt Jesus: "Die Stunde ist da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden." - Die Wahrheit ist etwas sehr persönliches, lebendiges, in der Regel nichts standardmässiges, sondern mitten aus dem aktuellen Leben gegriffen und aus dem tiefsten Herzen geschöpft. Wenn sich die Anrede bei der Gesprächseröffnung (Gebetseröffnung) nach diesem Kriterium der Wahrheit richtet, dann ist der Mensch authentisch und er tut gewiss recht, denn alle von aussen aufgezwungenen Vorschriften müssten ja den Beter zum Lügner machen schon in der Anrede. - Es gibt da aber auch noch andere Formen des Gebetes, die nicht unbedingt über eine (An-)Rede Ausdruck finden, sondern sich im Gewahrsein der Gegenwart Gottes genügen.
Darum ist es fruchtlos, über die verschiedenen Gebetsformen zu streiten. Rechte Eltern freuen sich, wenn ihre Kinder das Gespräch suchen, sich ihnen anvertrauen, sie teilhaben lassen an ihren Erlebnissen, sich mit ihnen beraten, ihnen ihr Herz ausschütten und so ihr Vertrauen bekunden, sich auch dankbar erweisen, indem sie das Leben fröhlich wertschätzen und es aktiv mit Liebe und Hingabe gestalten. Das ist Gebet! Gebet bedeutet, im Austausch sein mit seinem Lebensgrund und lebensbejahend im Leben zu stehen.
Lesezeichen