Der ganze Beitrag von Bonnie tut wohl! Heute habe ich ihn mir noch einmal in aller Ruhe zu Herzen genommen (gestern war ich zu angefüllt mit "meinem eigenen Dunst"). - Danke sehr!
Die letzte Passage / deine Fragen werfen mich wieder einmal auf meine eigene Entdeckung zurück: Dass ich voller Eigenliebe bin, die sich in Bedürfnissen der verschiedensten Art bemerkbar macht. Es ist demütigend, als Verfechter der Nächstenliebe eingestehen zu müssen, dass ich mich in der Tat zuerst selber lieben muss, um überhaupt freudigen Herzens dem Gebote des Schöpfers nachkommen zu können. Wenn ich nämlich (krampfhaft) versuche, alles für meine Nächsten zu tun und zu geben, dann bringe ich letztlich nur noch Opfer, und ich stehe vor der Mahnung: "Liebe will ich - nicht Opfer!" Auch steht geschrieben: "Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird ja seinem eigenen Glück nicht begegnen. Keiner ist schlimmer dran, als einer, der sich selbst nchts gönnt; ihn selbst trifft die Strafe für seine Missgunst. Tut er etwas Gutes, dann tut er es aus Versehen (Unverstand?), und am Ende zeigt er seine Schlechtigkeit." (Jesus Sirach, 14,5 +6).
Ich habe gelernt, mich selber anzunehmen mit samt meiner Eigen- / Selbstlliebe, und habe gefunden, dass ich ohne (m)einen Geber nicht lebensfähig bin. Ich bin auf ein Grösseres, Umfassenderes angewiesen, mit dem ich auf allen Ebenen im Austausch bin, wenn ich leben will. Das mach demütig - und tolerant! Wenn ich mich selber in Wahrheit sehe und beginne, mich auch in meinen Schwächen besser zu verstehen, dann meldet sich diese Demut mit Blick auf den Nächsten. Ich sehe ihn nur von aussen; ich sehe nicht in sein Herz. Vielleicht ist seine Selbstverwirklichung tatsächlich ein Stück Egoismus, das zu Selbstfindung und tieferer Selbsterkenntnis führt. Vielleicht ist es im Grunde des Herzens tatsächlich ein Drängen, das dem Ruf Gottes / Seiner Berufung zu folgen sucht.
Ich weiss es nicht, insofern es sich um den Nächsten handelt. Darum kann und soll ich ihn segnen auf seinem Weg. Vielleicht ist es eine Erfahrung im Sinne eines Rückschrittes, die diesem Menschen notwendig ist, um nachher kraftvoll eine Richtung einzuschlagen, die ganz im Einklang mit der Umgebung ist. An mir liegt es nicht, für die anderen zu unterscheiden und sie zu beraten. An mir liegt es, zu segnen und zu unterstützen, wo mich mein Herz dazu drängt. - Ansonsten ist mir gewiss erlaubt, auf Abstand zu bleiben. - Auch das ein Stück Eigenliebe / Selbstliebe?
Verschiedene Menschen - verschiedene Wege! - Ich habe genug zu tun, meine eigenen (Um-)Wege zu überblicken. - Und ich darf lernen aus dem Anschauungsunterricht meiner Umgebung, auch lernen unterscheiden, was ich möchte und mir guttut, und wogegen sich mein Inneres sträubt - innerhalb meiner eigenen kleinen, beschränkten Welt.
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