Christal: Was verstehst du unter "falsch verstandene(r) Selbstverwirklichung" bzw. Egoismus? In welchem Zusammenhang stellst du diese Beobachtung an den Menschen fest? Es würde mich echt interessieren.
Was ich gelegentlich feststelle, insbesondere in religiösen und politischen Diskussionen tritt Rechthaberei und Besserwisserei auf: der Mensch als Gegenüber wird vergessen und es wird nur noch "der Gegner" oder "Widersacher" wahrgenommen. Da ist irgendwie schnell mal "Feuer im Dach". Schade! In allen anderen Bereichen des menschlichen Lebens, insbesondere in der Forschung und Entwicklung naturwissenschaftlicher Richtung können sich Menschen über ihre persönlichen Ansichten hinweg unvoreingenommen austauschen, sich gegenseitig befruchten und so eine echt erspriessliche Zusammenarbeit pflegen und auf ein gemeinsames Ziel (auch wenn es nur vage umrissen ist) hin arbeiten oder zumindest einander wertschätzend nebeeinander hergehen, ohne den / die Andersdenkenden zu hemmen. Irgendwie läuft es in Punkto Glauben und Politik deutlich "harziger", wenn überhaupt nach kurzem Diskurs noch etwas läuft. Wirklich schade! - In welchem Bereich also mach(te)st du deine Beobachtung?
Was mir zur Thematik Liebe noch einfällt: "Amen, Ich sage euch: Was ihr für einen eurer geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. ...Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan." (Jesus in Matth. 25,40 und 45). Wie also könnten wir Jesus (anders) lieben, als wenn wir unsere(n) Nächsten lieben? Wenn wir unseren Nächsten, den wir sehen, nicht lieben wollen oder können, wie könnten wir da Jesus lieben, den wir nicht sehen?
--- Ich persönlich bin der Überzeugung, dass es nicht so sehr darum geht, den Glauben unter allen Umständen offen zu bekennen, sondern es geht viel mehr darum, selber ein Hort des Glaubens (und der Liebe) zu sein. In meinen Taten soll sich meine Liebe zuerst erweisen, das Belehren und Bekennen ist zweitrangig. An meinen Taten auch werde ich gemessen. Die meisten Menschen lernen ohnehin wenig durch's Hören, sondern durch die persönliche Erfahrung. - Ja, auch ich habe den Eindruck, dass wir "da draussen" mitten in der Endzeit stecken. Oder sind wir eher schon bald durch? In dem Vielen, das sich in der Welt ereignet, sehe ich auch viele Wendepunkte zum Guten hin, auch wenn sie sich noch etwas verborgen halten unter dem vordergründigen Chaos.
Zur Verfolgung von Gläubigen:
Seit mindestens gut 1000 Jahren wird unter der Menschheit stets "gemunkelt", dass jetzt, also immer zum jeweiligen Zeitpunkt der Geschichte, die grosse Endzeit sei. Zur Zeit der Hexenverbrennungen z.B. war ganz bestimmt auch den Familienangehörigen nicht immer zu trauen. Dass uns aber demnächst eine solche Zeit der Verfolgung im Allgemeinen bevorsteht, das glaube ich wirklich nicht. Warum sollten Gläubige verfolgt werden, wenn sie den Ungläubigen kein Ungemach bereiten? Nicht alle fühlen sich zu einer Religion zu einem Glauben an (einen fiktiven) Gott berufen, aber fast allen Menschen ist gemeinsam, dass sie das Leben lieben; sie glauben also an das Leben. Was aber gehen den Gläubigen die Haltung des Atheisten an? Sagte Jesus nicht bei der ersten Aussendung zu den Aposteln: "Geht nicht zu den Heiden (Ungläubigen) und auch nicht zu den Samaritern (Abtrünnigen oder Andersgläubigen?), sondern geht zu den verlorenen Schafen Israels (zu den bereits Gläubigen, die sich verirrt und verstrickt haben auf allerlei Abwegen und Irrtümern)". Und bei der Vorbereitung der Apostel auf die zweite Aussendung zwecks Ernte sprach Jesus: "Werft die Perlen (die Lehre, das Wort Gottes) nicht vor die Säue (vor die, die es nicht schätzen und nicht verwerten / auswerten können)." Und: "Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg, und schüttelt den Staub von euren Füssen" (lasst euch nicht in Unfrieden und Ärger verstricken). Warum sollten also Gläubige verfolgt werden, insbesondere wenn sie diejenigen sind, die tatkräftig zupacken bei den Problemen die anstehen, und vorbehaltlos nach dem Gebot der Liebe Freund und Feind unter die Arme greifen?
Ausserdem: Je mehr Menschen einander die Liebe nicht vorenthalten, desto weniger werden Menschen von Not, Angst oder Einsamkeit getrieben zu Verfolgung, Totschlag und Mord bereit sein. Menschen, die Hilfe finden wenn sie in Not sind, sind in der Regel friedlich, denn einem jeden ist seine eigene Haut teuer. Und Ruhm erntet ein Kriegsheld heute auch nicht mehr. Sollten bedürftige Menschen gegen die helfenden Hände, die ihnen entgegengestreckt werden, in den Kampf ziehen? - Das glaube ich nicht! Aber wo Hände sich zu Fäusten ballen um Berge an Vorräten und Reichtümern vor den gerechten Bedürfnissen der Darbenden und Unterdrückten zu verwahren, da könnte sich schon eine Meute einfinden und sich mit Gewalt nehmen, was man ihnen zum Leben vorenthält. Noch immer spendet Gott Jahr für Jahr der Erde Segen, so dass sie die Ressourcen für die Menschheit bereitstellt. Solange Gott uns solcherart vorausgeht mit Seinen Gaben, können wir getrost ans "Verteilen" gehen, auch wenn das künftig vielleicht nicht mehr immer über den Umweg des Geldsystems erfolgt / erfolgen kann - Also packen wir an, wo wir können und tun wir, was in der Reichweite unserer Liebe und im Rahmen unseres Vermögens liegt. Dadurch wird die "grosse Endzeit" zur Wendezeit ins Neue Jerusalem. Und übrigens: Apokalypse, apokalyptisch wird im heutigen Sprachgebrauch oft missverstanden und ist "negativ besetzt". Apokalypse ist griechisch und heisst übersetzt: Offenbarung. Apokalyptische Endzeit deutet folglich, dass es sich um eine Zeit handelt, da "etwas" offenbart wird. Was wird aber offenbart? Ist es nicht der Mensch / die Menschheit, die schonungslos im Lichte der Wahrheit in all ihren Facetten offenbar wird? - Wenn wir Nachrichten verfolgen, überschlagen sich die Enthüllungen über Menschen, die im Trüben fisch(t)en und ungesunde Machenschaften, die nur im Verborgenen gedeihen konnten, weil nur wenige Eingeweihte darum wussten. Das Licht der Wahrheit, das nun schonungslos jeden erreicht und offenbart, deute ich als "das Zeichen des Menschensohnes, das am (Bewusstseins-)Himmel (der Menschheit) erscheinen" soll (Aus: Die Rede Jesu über die Endzeit; Matth. 2430). Dies "Zeichen des Menschensohnes" ist in meinem Verständnis das unaufhaltsame Licht, das die Wahrheit und Hintergründe allen Tuns und Treibens schonungslos an den Tag bringt. Dies Zeichen, das nun bereits für alle vom Aufgang bis zum Untergang (also rund um die Erde) hin leuchtet, kommt laut Jesus "Nach dem Höhepunkt der Not" (Matth. 24,15 - 28). Also, der "Höhepunkt der Not" müsste eigentlich nun vorüber sein, da die Wahrheit über uns hereinbricht! Allerdings erkennen wir nun plötzlich, wie chaotisch, unordentlich und ungerecht wir bis dato gelebt hatten und organisiert waren. Es ist nicht so, dass das Verkehrte erst jetzt existiert; es ist bloss so, dass das Verkehrte und die Missstände erst jetzt für alle sichtbar werden. Was wir Gläubigen dabei zu tun haben, wäre, die Liebe zu leben und im Gutes-Tun ebenso wie im Ermutigen der Ängstlichen, Verwirrten und Gebeutelten voran zu gehen, damit die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest werden. "Sagt zu den Verzagten: 'Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und Seine Vergeltung üben; nämlich Er Selbst wird kommen und euch erretten.' Dann werden die Augen der (geistig) Blinden geöffnet, auch die Ohren der (geistig) Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme (vor Angst Gelähmte) wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen (Herzens) jauchzt auf. In der Wüste (wo man es nie erwartet hätte) brechen Quellen hervor und Bäche fliessen in der Steppe (das Verödete wird fruchtbar). Der glühende Sand (Die vertrockneten Seele) wird zum Teich und das durstige Land (der Leib und die Erde) zu sprudelnden (Lebens-)Quellen. An Orten, wo jetzt die Schakale (Aasfresser, die vom geistigen Tod anderer ihren Unterhalt nehmen) sich lagern, gibt es dann Gras, Schilfsrohr und Binsen (einen Hort für heranwachsende Seelen). Eine Strasse wird es dort geben; man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner darf ihn betreten. Er gehört dem, der auf ihm geht. Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre." (Jesaja 35,3 -8)
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