All diese Sicherheitsmaßnahmen dienen doch nicht seinem Privatvergnügen. Der Papst hat noch wesentlich radikalere Feinde als in diesem Forum, und die Menschenansammlungen sind auch ein gutes Ziel. Stell' Dir mal vor, es gäbe diese Sicherheitsmaßnahmen nicht, und es passiert wirklich etwas: Abgesehen von der Tragik für die Opfer hieße es dann: "Da zahlen wir für den Papst einen Haufen Geld, und dann sorgt er nicht einmal dafür, dass den blöden Katholiken, die zu ihm kommen, nichts passiert ..."
Außerdem: Ärger als der Aufwand, der bei Europabesuchen von US-Präsidenten getrieben wird, ist der Aufwand beim Papst auch nicht, und verglichen mit dem Aufwand beim G8-Gipfel in Heiligendamm ist er - auch kostenmäßig - beinahe ein Klacks ...
Dem Dalai Lama hingegen droht höchstens von seiten der chinesischen Regierung Gefahr, und wenn die ihn umlegen wollte, hätte sie sicher schon längst die Möglichkeit dazu gehabt und müsste es nicht ausgerechnet bei seinem Deutschlandbesuch machen.
25 Mio. € wären ein Tropfen auf einem heißen Stein - wenngleich freilich besser als nichts. Allein die ausreichende Versorgung der Hungernden jetzt würde über eine Mrd. € erfordern, aber Somalia braucht noch wesentlich mehr Hilfe, damit sich das jetzt nicht wiederholt.
Ganz so einfach ist das leider nicht, und mit Spenden allein ist es nicht getan. Die Hilfe muss auch diejenigen erreichen, die sie brauchen, und da gibt es derzeit ein paar Probleme, nicht nur die Shabaab-Miliz, die die ausländische Hilfe in den von ihr kontrollierten Gebieten blockiert. Zwar stehen im Land Friedenstruppen der AU, aber die sind zu schwach und unentschlossen, um das Land von den Milizen zu befreien. Um wirklich etwas zu erreichen, müssten die USA, NATO oder EU ausreichend Bodentruppen schicken, aber nach den unschönen TV-Berichten über massakrierte US- und UN-Soldaten in den 90ern hat dazu niemand Lust. Ohne Verluste würde so eine Intervention auch heute nicht ablaufen, aber wir hatten ja schon einmal eine Diskussion darüber, in der, wenn ich mich recht erinnere, gerade Du Militärinterventionen zu humanitären Zwecken aus Sorge um die daran beteiligten Soldaten vehement abgelehnt hast. Und selbst wenn sich die Regierungen dazu aufraffen würden, würde es nicht lange dauern, bis zum Teil dieselben Personen, die jetzt den Papstbesuch kritisieren, dann gegen die Militärintervention demonstrieren würden ("Kein Blut für Öl!"). Also schauen wir lieber weiter zu, wie dort Menschen sterben, und protestieren stattdessen gegen den Papst. Das ist halt viel lustiger und bequemer ...
(Natürlich würde eine Militärintervention auch nicht alle Probleme lösen, vor allem deshalb nicht, weil die internationale Gemeinschaft auf einem somalischen Einheitsstaat beharrt, also inklusive der Republik Somaliland, des sezessionistischen Nordwestteils, wo sich in den 90ern ein - im Gegensatz zum Rest des Landes - einigermaßen funktionierender Staat etabliert hat, der aber international nicht anerkannt wird. Ein Versuch, diesen zur Wiedereingliederung in den Rest Somalias zu zwingen, würde neue Probleme schaffen. Aber so wie es jetzt im Rest Somalias läuft, kann es auch nicht weitergehen, und von allein wird sich die Lage nicht stabilisieren.)
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