Lieber Yitzhak

Vielen Dank für deine Antwort. Ich bin übrigens eine Frau, dies nur mal zur Klärung :)

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Wie bekannt ist dem Israelfreund der israelische Freund?
Nun dazu kann ich auch nur wieder aus meinem persönlichen Erleben sprechen. Wie kommt man hier in Europa denn überhaupt mit jüdischen Menschen in Kontakt?

Von Israelis kann ich nicht sprechen, weil ich noch nie die Gelegenheit hatte dorthin zu reisen. Aber so wie ich in andern Ländern Kontakt mit den Menschen hatte, sie auch spontan in ihren vier Wänden besuchte, mit ihnen aus dem gleichen Topf gegessen hatte, würde ich in Israel auch Möglichkeiten suchen um wie Fischi es auch erwähnt hat in Beziehung zu Menschen zu kommen.

Nun erstmals kam ich bei meiner Arbeit auf der Bank vor 30 Jahren mit jüdischen Menschen in Kontakt. Ich empfand sie damals aber eher als arrogant und unnahbar. Wie weit das aber wieder an den einzelnen Menschen lag, weiss ich nicht mehr so genau, aber meine Liebe zu eurem Volk, die ich schon seit meiner Kindheit in mir trage ist geblieben.

Meine Besuche in der Synagoge, für mich also die einzige Möglichkeit mit jüdischen Menschen in Kontakt zu kommen, fielen da eher unterschiedlich aus. In der liberalen Gemeinde und an einem egalitären Gottesdienst wurden wir sehr offenherzig aufgenommen und es ergaben sich auch ganz spontane offene Gespräche. Eine jüdische Frau erzählte mir zum Beispiel, wie sich ihr nicht jüdischer Mann bewusst einsetzt, dass sie ihr Jüdischsein auf eine gute Art und Weise ausleben kann. Die Leute haben sich aber auch gefreut, dass wir versucht hatten ihrem Gottesdienst zu folgen und Interesse zeigten.

In der Konservativen Gemeinde empfand ich es als Aussenstehender, dass man eher wie ein Fremdkörper behandelt wurde und Versuche Gespräche anzuknüpfen, war dort ziemlich schwer.

Na ja, hat man den überhaupt Gelegenheit jüdische Menschen kennenzulernen, geschweige den Freundschaften zu knüpfen?

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Pflegt der Israelfreund eine verstandene Freundschaft, ohne die real existierenden Juden?
Ich denke im Grossen und Ganzen ja. Es haben viele ja gar keine Möglichkeit sie real kennenzulernen oder höchstens durch gewisse Veranstaltungen, die man besucht. Ganz ehrlich, da fände ich es schön, wenn diese Art der Sympathie trotzdem etwas positiver gewertet würde, auch wenn sie die politische Situation aus ihrer Sicht oft sehr anders beurteilen. Nun, wer kann die Dinge schon realistisch einschätzen? Gibt es doch darunter auch manche, die eure Leute mit dem Nötigsten unterstützen.

Und noch etwas: Gibt es „den Israeli“?

Übrigens meine persönliche Einschätzung ist, dass Freundschaften mehr mit Interessen zu tun haben, ob wir dies wahr haben wollen oder nicht. Sicher ist es möglich mal den Menschen im Alltäglichen kennenzulernen, deshalb sind Beziehungen wohl grundsätzlich so vergänglich. Aber das Entscheidende was für mich Freundschaft ausmacht spielt sich auf einer anderen Ebene ab und so würde ich manches gar nicht als Freundschaft bezeichnen sondern vielleicht als guten Kontakt.

Nun, wie soll denn eine Freundschaft deiner Meinung praktisch aussehen? Oder mal anders gesagt, was wäre für dich das Massgebende? Weshalb ist die Angst verletzt zu werden so tief in uns drin? Werden wir nicht alle stets aufs Neue verletzt, sobald wir mit Menschen zusammen sind und vielleicht nicht gleicher Meinung sind und unsere Unterschiedlichkeit schmerzhaft spüren?

Liebe Grüsse

Helo