Liebe Tanuki
Na ja wenn man pauschal alle Deutschen, alle Chinesen, alle Amerikaner usw. als Täter sieht, dann muss man wohl so denken, das kann ich verstehen.
Aber ich sehe das nicht so, sonst müsste ich einen Hass haben auf euch Deutsche, weil sie ja meinen Eltern ihre Jugend gestohlen haben. Nun, den spüre ich ja manchmal bei meinen Eltern noch unterschwellig, aber soll es deshalb als Nachfahre nicht möglich sein, versuchen Versöhnung zu finden, dem andern wieder aufgeschlossen zu begegnen? Oder sollte zum Beispiel Yitzhak seine palästinensischen Freunde hassen, nur weil sie Palästinenser sind?
Sicher kann man einen Dialog nicht erzwingen und Versöhnung noch weniger. Und da es ja eh schon nicht leicht ist, sich über kulturelle Grenzen und unterschiedliche Mentalitäten zu verstehen, wie schwer muss es dann sein, wenn jemand Nachfahre jener ist, die durch diese Hölle gingen. Aber ich kenne ja auch Deutsche, die diese Schizophrenie von damals heute noch kaum ertragen können.
Übrigens auch Trauerarbeit sollte man nach einer gewissen Zeit abschliessen können, sonst ist es unmöglich wieder ein normales Leben zu führen. Und wenn ich das so schreibe, ist dies aus meiner persönlichen Erfahrung, habe ich doch selbst ein Kind verloren und meine Schwester und mein Onkel haben sich das Leben genommen. Auch wenn ich mir wohl durchs ganze Leben immer mal wieder Gedanken machen werde, was die Gründe waren oder was sie damit bezwecken wollten oder auch nach dem wie Gott so jemand sieht usw. .... Es werden viele Fragen offen bleiben und man kann lernen damit zu leben.
Liebe Grüsse
Helo
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