Liebe Helo,

danke für deine gut überdachte Antwort.

Mit deiner Antwort komme ich etwas besser voran.
Einige wenige Aussagen im Talmud sagen aus, dass G“tt, als er noch nicht den Nachkommen Abrahams einen Bund anbot bereits anderen Völkern und Stämmen seinen Bund anbot und diese mit, „Ja … aber …“ und mit „Wenn ja, dann …“ antworteten und dass später allein ein flüchtiges und heimatloses Völkchen, sterbend in der Wüste, „Ja!“ sagte, ohne dass ein verhandelndes „Wenn“ oder ein einschränkendes „Aber“ aufkam.

Was also wäre das Besondre an solch einem fast ausweglosem „Ja“?
Oder liebe Helo, weißt du eine andere Antwort, weshalb Juden zum Bund mit G“tt „Ja“ sagten und kein „Wenn“ und kein „Aber“ hinzufügten? Ich glaube und speziell wenn man die geschichtlichen Teile der Tora liest, dass wir Juden nicht anders als alle anderen Menschen aller Nationen sind.
Mögich, das du liebe Helo, etwas anderes Glaubst oder sogar weißt und das wollte ich dir dann auch nicht ausreden. Aber ich möchte dir zumindest dann diese andere, oben kurz erwähnte, Verstehensweise auch zum Vergleich nennen dürfen.
Soviel zum: einzigen Volk, welches vorbehaltlos zur Tora ja gesagt hat. Ist Israel etwas Besonderes, oder war es eher eine besondere Situation?
Das Meer hat zumeist Wellen und die Welle hat eine Krone und ein Tal, aber weder Welle noch Tal sind etwas Besonderes, gegenüber etwas weniger Besonderem. An Tagen, wo das Meer spiegelglatt ist, könnte man das Geheimnis der Wertigkeit der Wasserwellen sehr gut verstehen und vielleicht das Spiegelbild G“ttes sehen.

Zum Nächsten: G“ttes Liebe.

So du und ich, jeweils in unserer Weise und unserem Vermögen, an G“tt glauben und vielleicht auch ab und an zweifeln, so verstehen wir auch Seine Liebe ohne wissen zu können wie G“tt genau liebt.
Gehen wir davon aus, dass G“tt liebt, dann könnte man glauben auch seine Liebe in Ereignissen, an Menschen- und Völkergeschichten lesen zu können. Wer aber kann so gut lesen um auch das wirklich so gut verstehen zu können was G“tt wirklich meint und, mal zurechteisend, mal lobend liebt? Gewiss, unsere Schriften unternehmen diesen Versuch und das von vorn bis hinten, aber sind wir die besseren Leser und Deuter G“ttes? Kritiker gibt es genug und die sind auch mitten unter unseren Propheten gut herauszulesen.

Danke, für dein erfrischendes „Ui, … . :Wink:

Zum Nächsten:

Sicher verstehe ich es anders als du es gewiss meinst, aber ich mag es nicht akzeptieren, dass man das Fehlen und ausbleiben an Engagement, zur Beihilfe zu Not leidender Mitmenschen, nur in g“ttes Wissen verborgen zu beantworten weiß. Du wolltest sicher dein Bedauern zum Mangel an Beistand und dein Trost im zwar zu wenigen Guten, aber großartigem Einsatz zum Ausdruck bringen. So gut ich dich da verstehe, aber es beantwortet mir und sicher auch dir nicht, warum einerseits ein Volk mehr geliebt sein sollte als andere und dieses dann hilflos dem weltweit einzigartigem Holocaust ausgeliefert sein musste. Was wollte G“tt Israel damit strafend aber liebend anerziehen? Vielleicht versuch bitte doch darauf keine Antwort zu suchen und zu geben und auch nicht die, dass G“tt es schon wisse. Vielleicht doch besser keine Antwort. Vielleicht nur die Antwort, dass man sich so gut wie nur möglich gegen Unrecht einsetzen möchte, selbst wenn es dann einem nicht gelingen mag es umzusetzen oder Recht zu erreichen. Denn die Todsangst, der Wegschauenden bleibt eine Todesangst und allein vielleicht der Versuch sich nicht ängstigen zu lassen, von Aggressoren, welche mit Angst und Schrecken nach Macht greifen wollen, könnte mehr erreichen als sich auf uns unverständliches Wissen G“ttes zu trösten und auszuruhen. Wenn Mitmenschen andere Mitmenschen, als Selbstmörder sich und Andere, also als lebende Bombe, in die Luft jagen und unschuldige Frauen, Kinder und sogar eigene Landesleute töten, frage ich mich ab und an, warum sie, wenn sie mit Fug und Recht für das Leid ihrer eigenen Brüder, Schwestern, Familie und ihrem Volk und Glauben, unter Einsatz ihres Lebens auf die wahrlich unmenschliche Misslage, nicht mit Selbstverbrennungen Aufmerksamkeit erreichen wollten? Könnte es sein, dass die im Hintergrund handelnden und in Sicherheit stehenden mit ausnutzen ihrer Glaubensbrüder die Waffe der Angst unter Leben liebende Menschen Bomben? Ebenso haben und tun immer noch Nazi Macht erreichen wollen. Mit Angst.

Sei mir nicht böse, wenn ich ein wenig vom verborgenen Wissen G“ttes abgeschweift bin.

Zum Nächsten:

Besitzen wir einen G“tt? Aber sicher handelt es sich auch hier wieder eher um ein Formmissverständnis. Du meinst gewiss unser jüdisches Suchen, unser jüdisches Verstehen, unser jüdisches Gespräch mit G“tt. Denn G“tt ist vielleicht nicht der G“tt der Juden, sondern möglicherweise ist G“tt Israel ein Gespräch, ein Austausch zwischen G“tt und Israel. Du meinst vielleicht deinen Endruck und zwar dass wir Nichtjuden die Chance verwehren wollen unsere jüdische Art zu suchen, unsere jüdische Weise zu verstehen, also unser jüdisches Gespräch mit G“tt teilen zu wollen oder Einblick gewähren wollen. Sicher gibt es da viele Glaubensbrüder welche dies nicht gewähren wollen und das aus unterschiedlichsten teils vielleicht Gerechtfertigenden und teils aus gewiss Nichtgerechtfertigenden Hintergründen heraus. Ich selbst habe nichts gegen Interessen, nichts gegen Gäste, nichts gegen Forschen und Suchen im Jüdischen, aber ich habe Bedenken gegenüber von Aneignungen Jüdischen geistigen und geistlichen Eigentum. Das soll heißen, wenn nichtjüdische Mitmenschen glauben, dass wir von G“tt mehr geliebt würden als andere Mitmenschen, dass dann doch es keinen Sinn machen könnte deshalb jüdischer werden zu wollen, denn G“tt wüsste doch wer nur jüdischer und wer jüdisch wäre. Da stimmt doch etwas nicht. Hierauf folgt dann zumeist, aus den Reihen der gewünscht mehr jüdisch werdenden nichtjüdischen Mitmenschen die Frage, ab wann den ein Jude Jude sei. Was soll den das?

Natürlich könnten wir alle von Mitmenschen, die einerseits vielleicht mehr von G“tt geliebt werden, oder welche G“tt besser Lieben als wir selbst lernen, aber doch nicht nur in dem wir versuchen ihnen nachzumachen oder ihnen näher zu kommen, sondern eher in dem wir sie zum Freund gewinnen und sie besser kennen lernen. Und da sind eben Beide gefragt ob sie miteinander können und wollen. Denn wenn wer auch immer auf wen auch immer zukommt und sich so bewegt wie der Erstere, so spricht, denkt und fühlt wie der Erstere entsteht gewiss Unvertändnis.

Und dieses Unverständnis ist doch kein Ablehnen des Interesses des Gegenübers, sondern könnte auch als Aufforderung verstanden werden sich einander zu zeigen und zu begegnen wie man nun einmal ist.

Ich möchte dir glauben schenken Helo, dass du Interesse am Jüdischen hast. Und wenn du den Teil jüdischen Interesse meinst, welcher nach Seiner Liebe und der Liebe von uns Beiden zu G“tt meint, dann können wir gewiss nur Beide, zu gleichen Teilen, und aber jeweils jeder in seiner Situation, versuchen uns und gewiss miteinander diesen beiden Lieben zu nähern. Da laufen wir und ich nicht vorne weg und ihr und du nicht hinterher. Denk an das spiegelglatte Meer.

Liebe Grüße …/ Yitzhak