Es gibt aber auch die vom jüdischen aus betrachteten Einwegfreundschaften und zwar meine ich die welche eine Freundschaft pflegen und lieben ohne den Freund selbst zu kennen. Ein Beispiel dazu: Hier im Forum teilte uns eine nette Userin mit, dass sie vor Jahren Israel besuchte und eine Freundin oder auch Reisebegleiterin sich ein echt goldenes Kettchen mit Davidstern kaufte und als sie es anlegen wollte sie ein christlicher Priester belehrte, dass so etwas diabolisches nicht von Christen getragen werden sollte. Die Freundin warf darauf das Kätchen in einen Buch.

Wie soll ein Jude Israelfreunde verstehen, welche Israel besuchen und zumeist, abgesehen von ein paar Kibbuzbesuchen, gar nicht mit dem Mensch Jude sich auseinanderseten?
Das geschah aus Unwissenheit und auch Unsicherheit heraus, dass die Schwester das Kettchen abnahm und in den Busch warf.
Weißt du Yitzhak, bei den Christen geht auch viel über das Schema Gehorsam dem Pastor oder des „Weisen“ gegenüber. Diese Schwester warf es weg, weil sie in Demut Gehorsam war. Und weil sie unwissend war, was der Davidstern wirklich bedeutet und man es ihr nicht in ihrem Umfeld vermittelte.

Ich selber erlebte das auch einmal in meinem Leben. Hierbei handelte es sich zwar nicht um ein Kettchen mit einem Davidstern, sondern lediglich um ein simples Fußkettchen. Mein Mann und ich waren befreundet mit einem älterem Ehepaar....wir besuchten diese Menschen regelmäßig und pflegten Freundschaftlichen und auch Glaubensmäßigen Kontakt. Als diese zwei Menschen mein Fußkettchen sahen, bearbeiteten sie mich solange, es ging über Wochen hinweg, bis ich das Fußkettchen abnahm und es ihnen gab, damit sie es vernichten konnten. Sie redeten mir ein, dass ich daran gebunden sei und dass das dämonisch wäre und noch viel mehr interpretierten sie da hinein. Um es zu beweisen, dass ich keinesfalls daran gebunden bin - nahm ich es ab - und sie hatten damit ihr Ziel erreicht. Im Nachhinein ärgere ich mich mächtig, dass ich diese Manipulation über mir zugelassen habe. Ich glaubte doch nicht an das was die versuchten mir überzustülpen oder einzureden. Aber ich wollte einfach meine Ruhe und gehorchte ihnen.

Möchtest du das der Schwester nun vorhalten? Wäre es nicht an der Zeit, dass eben gerade mit diesen Vorurteilen aufgeräumt wird? Sind die Gnadenkinder nicht ein geeigneter Ort damit zu beginnen?

Ich hätte da noch eine Frage an dich, wie wird man Freund?

Ich für mich nähere mich Menschen in denen ich erkenne, dass ich mit ihnen eine Beziehung eingehen möchte. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, denn um Freund zu werden, muss man sich viel austauchen, miteinander durch dick und dünn gehen, sich auch mal auseinandersetzen wenn die Meinungen auseinander gehen aber vor allem muss man sein Gegenüber schätzen und lieb haben.

Und wenn das Ganze dann noch in verschiedene Kultur und auch Glaubenskreisen (obwohl der gleiche Gott angebetet wird) sich anbahnt, dann braucht das eine unendliche Geduld und Liebe füreinander. Es braucht Verständnis und auch Barmherzigkeit, wenn der andere was falsch macht aus unserer Sicht - und das nicht nur einseitig sondern beidseitig zu ertragen und zu lernen!


Auf die Thematik über die Politische Situation, möchte ich erst mal nicht eingehen, weil zuerst mal geklärt werden sollte, was ein Freund (Israel oder Judenfreund) ausmacht. Hier geht es erst mal nicht um das Politische Denken, sondern darum was empfinde ich meinem Jüdischem Freund gegenüber und warum fühle ich mich zu ihm hingezogen.

Mein Mann und ich bereisen seit vielen Jahren Israel. In den ersten Jahren, waren wir immer mit einer Gruppe in Israel und waren somit auch nicht frei zu laufen wie wir wollten - oder auch stehen zu bleiben wo und wie lange wir wollten. Das vorletzte Jahr und letztes Jahr reisten wir mit Freunden nach Israel und letztes Jahr als Ehepaar alleine. Was wir in dieser Zeit erlebten war natürlich völlig anders als bei den Gruppenreisen. Was ich damit sagen möchte ist, dass auch wenn wir das Land Israel besuchen es Zeit braucht, dass sich Kontakte aufbauen und Gespräche in Gang kommen. Wir saßen im Park und erlebten das Volk völlig neu und anders. Wir gingen auf den Markt und wurden von einem alten Mann angesprochen und ein gutes Gespräch entwickelte sich. Noch lange keine Freundschaft, aber ein aufeinander zugehen. Wir fragten diesen älteren Mann was er empfindet wenn er uns als Deutsche bei sich im Land antrifft und er gab uns so rührend Antwort. (Ich erzählte es schon mal hier im Forum und möchte es nicht wiederholen). Nein Freundschaft war da noch keine aber es war ein Handreichen und ein Verstehen in uns für den anderen.
So fängt es an, dass aus einem zarten Keimling eine Pflanze entsteht und vielleicht eines Tages Frucht hervorbricht!

Ich möchte so gerne von dir wissen, was dich antreibt solche Fragen zu stellen. Was dein Motor ist, dich hier durch das Forum zu lesen und zu erfühlen was hier für Menschen sind. Wieso setzt du dich mit uns auseinander? Was ist deine Intention? Suchst du den Weg der Handreichung oder versuchst du uns zu vermitteln, dass es kaum möglich ist, weil wir doch sehr verschieden sind?

Ich hoffe ich trete dir nicht zu Nahe mit meinen Fragen. Ich weiß, dass wenn ich schreibe es oft sehr kühl rüberkommt aber so nicht gemeint ist.

Ich wünsche dir einen schönen Shabbat

Fisch