Ich bin froh, dass du nicht gegen jemanden sprichst. Wir können gegen eine Meinung, Überzeugung oder ein bestimmtes Verhalten sprechen, aber wir sollten Fürsprecher unseres Nächsten bleiben.
Was konkret der einzelne Mensch im Leiden und Sterben eines Geliebten empfindet, ist unvermeidbar subjektiv und individuell und sollte niemals angezweifelt werden. Ich spreche hier nicht speziell von JESUS Christus, sondern bezogen auf jeden beliebigen Menschen. Ich habe jahrelang schwerkranke Menschen in den letzten Stunden begleitet und durfte feststellen, dass jedes Leben und Sterben ein Erlösungswerk auf seine Art ist, an dem ich / wir / die Menschheit früher oder später teilhat, ob Mensch es glaubt oder nicht. "Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das Meinen Mund verlässt; es kehrt nicht leer zu Mir zurück, sondern bewirkt, was Ich will, und erreicht all das, wozu Ich es ausgesandt habe" (Jesaja 55, 10 + 11). --- Die Würde und das Werk eines Menschen kann nicht entheiligt werden; ebensowenig vermöchte Mensch die Heiligkeit Gottes auf irgend eine Art zu entheiligen. Aber der Schmäher kann das Heilsame oder den Heil-Samen eines Lebens(werks) für sich selber entheiligen, solcherart, dass er des Heil-Samens nicht teilhaftig wird, solange er verschmäht. Das kann bedeuten, dass einem Schmäher zu seiner eigenen geistigen Löse immer ein Teil abgeht, bis er das Verschmähte zu würdigen weiss. - Untere Umständen ist dazu das Erleiden bitterer Erfahrungen nötig.
Gewiss nicht! - Jeder Mensch muss auf sein Herz hören und zu seiner innersten Wahrheit stehen. - Respektieren wir also das Glaubens- und Gottesverständnis unseres Nächsten, auch wenn es in unseren Augen "dürftig" oder "falsch" erscheinen mag. Wir haben doch als Menschen allesamt keinen wirklichen Begriff von Gott, welcher Religionszugehörigkeit wir uns auch immer verbunden fühlen und welcher vorzüglichen Bildung wir uns auch rühmen können. Am Sterbebett zeigt sich, dass das alles Windhauch ist. Was zählt ist die Liebe. Wer selber Werke der (Nächsten-)Liebe gelebt hat, weiss sich geliebt. Aber auch da bleibt uns Sterblichen zu bedenken, dass wir nicht wissen, was im Auge Gottes tatsächlich "Werke der Liebe" sind. --- Was ist, wenn wir als Menschen oder Gottessöhne - oder als was wir Sterblichen uns immer auch begreifen/sehen mögen -, wenn jeder von uns immer nur einen (winzigen) Teil Gottes (er-)fasst / erfassen kann? Vielleicht liegt es von Gott aus geradewegs in unserer Bestimmung, dass jeder Mensch einen anderen Teil Gottes auf seine ganz eigene Weise erfasst? - Da können wir uns ewig gegenseitig missionieren und / oder befehden, und die Menschheit wird gerade darum niemals an das Ziel ihrer Bestimmung gelangen. - Warum also das mir (vielleicht noch) Fremde nicht geltenlassen oder doch zumindest stehenlassen wenn ich es schon nicht zu würdigen weiss, auch wenn es in meinen Augen vielleicht "unvollständig" oder "irrig" sein mag? Im Herzen meines Nächsten kann es durchaus sinnvoll sein...kann Krücke oder Leitplanke oder gar ein Herzstück seiner Erkenntnis sein... Solange die Äusserungen arglos sind, bedürfen sie keiner Korrektur, aber es dürfen sich andere Sichtweisen als gleichwertig dazugesellen. - So könnte Austausch zwischen Menschen und Religionen fruchtbar sein im Sinne eines geistigen Mahl-Haltens, wo jeder nach der Regel verkostet: Prüfet alles - das Gute behaltet.
@Absalom
Ich denke nicht, dass ich falsch interpretiert habe. Zur Historischen Rückschau: sie bleibt immer subjektiv und Stückwerk, und greift niemals in die Tiefe der ganzen Wahrheit. Ich gebe dir in allem was du schreibst Recht; der letzte Satz aber spricht aus der Tiefe meines Herzens.
Danke für die Mühe, die du dir zur Erklärung genommen hast.
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