Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Vergeben oft nicht leicht fällt.
Und doch sagte Jesus: "Wenn ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, wird euch euer Himmlischer Vater auch nicht vergeben".
Das gibt schon zu denken.
Grundsätzlich finde ich es richtig und wichtig, dass wir vergeben, dass wir nichts nachtragen.
Und doch weiß ich, dass es oft tiefe Verletzungen gibt, ja traumatische Erlebnisse, die man nicht so leicht abtun kann, wo man oft lange Zeit drauf rum kaut, wo es immer wieder hoch kommt, wo man nicht mit fertig wird.
Wir alle laden immer wieder Schuld auf uns, bewusst oder unbewusst.
Wir werden schuldig und andere werden an uns schuldig.
Natürlich sollte man so schnell wie möglich vergeben. Aber manchmal braucht es auch Zeit.
Zu schnelle Vergebung ist auch nicht immer richtig, wenn es drunter noch weiter gärt.
Manchmal muss Vergebung auch reifen.
Und was ist, wenn das, was der andere uns angetan hat, immer wieder weh tut, immer wieder hoch kommt, vielleicht obwohl ich immer wieder vergeben habe, obwohl ich wirklich vergeben will, obwohl es vielleicht schon lang her ist?
Natürlich wärs auch gut, mit dem anderen drüber zu reden, ihn mit seinem Verhalten zu konfrontieren, aber manchmal ist das nicht möglich, manchmal lässt der andere nicht mit sich reden, oder er sieht auch seine Schuld gar nicht ein.
Ich hab neulich mal irgendwo gehört, dann sollte man einen Schuldbrief schreiben - nur für sich selbst - alles niederschreiben, was der andere einem angetan hat, was einen verletzt hat - und danach bewusst den Schuldbrief zerreißen, somit nicht nur mit Gedanken, sondern auch mit der Tat die Schuld austilgen, ganz bewusst.
Ich denke, das kann vielleicht helfen.
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