Ja, ich denke auch…. Ein Psychologe kann dir vielleicht dabei helfen dich selbst zu akzeptieren und deiner Familie gegenüber treten zu können. Was er sicherlich nicht schaffen wird, ist dich wieder hetero zu machen. Du stehst vor einer sicherlich schwierigen Entscheidung. Und ich kann deine Ängste gut verstehen – es ist nicht leicht sich zur Wahrheit zu bekennen, gerade wenn man dabei alles verlieren kann, nicht war? Das hat schon Petrus angeblich erfahren müssen, als er Jesus dreimal verleugnete. Aber ist es nicht genau das, was sehr viel eher den Kern christlichen Denkens trifft, als sich selbst zu belügen um anderen Menschen zu gefallen? Ist nicht eher Liebe zur Wahrheit die eigentliche Brücke zu Gott, als das Einhalten leerer Buchstaben?
Ich denke du hast die Wahl. Entweder du glaubst weiterhin, dass Gott dein Verhalten missbilligt und verleugnest deine Identität und verheimlichst gegenüber deinen Eltern deine Liebe zu einer Frau. Oder du glaubst weiterhin, dass Gott dein Verhalten missbilligt, stehst aber zumindest offen zur Wahrheit und hoffst darauf, dass dir deine Familie mit Gebeten oder Züchtigung (die biblisch nämlich auch empfohlen wird) dabei hilft, deiner Neigung zu entsagen und ein enthaltsames Leben zu führen. Da du dich ja nicht zu Männern hingezogen fühlst, musst du auch nicht heiraten. In beiden Fällen muss ich aber gestehen, sprechen wir von einem Gott, dem ich persönlich den Rücken zukehren würde. Ersteres ist in meinen Augen scheinheilig, zweiteres lieblos.
Oder du wendest dich von jenen Vorstellungen ab, von denen andere dir sagen dass sie christlich seien, und suchst eine ganz eigene persönliche Beziehung zu deinem Schöpfer. Auf eine Art und Weise, die von Ehrlichkeit auch zu dir selbst und von Liebe geprägt ist. Ja selbst Nächstenliebe fordert den anderen zu lieben, wie sich selbst. Aber wahrhaftig lieben heißt einen Menschen zu nehmen wie er ist. Was wäre das für ein Gott, der dazu nicht in der Lage ist, weil du dich eher zu einer Frau hingezogen fühlst? Ich habe den Eindruck, dass dein Problem eher deine Eltern sind, als dein Ansehen vor Gott und das du eher jenen Gott anbeten willst, den andere (deine Eltern) dir vorgeben dir selbst aber fremd ist, als selbst und eigenverantwortlich deinen Weg zu gehen. Ich fürchte aber du musst dich hier entscheiden.
Ich muss gestehen, wenn ich die Wahl hätte zwischen meiner Existenz, meinem Wesen und der Realität der Schöpfung auf der einen Seite, und die menschliche Interpretation eines Textes und den Anspruch als unvollkommenes Wesen die göttlich-vollkommene Wahrheit zu besitzen auf der anderen Seite…. Ich wüsste wo ich Gott eher suchen würde.
Dir alles Gute auf deinem Weg
Herzliche Grüße
Kasper
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