Lieber Josias,

als ich deine letzte Antwort las, dachte ich für einen klitzekleinen Moment daran meine Antwort an dich in eine andere Sparte des Forums zu setzen, mit einem hiesigen Hinweis, wie: Antwort unter Thema -> So und -> So.

Dann aber habe ich mich entschieden doch hier zu Antworten.

Nicht selten plaudern Menschen und sprechen von völlig Unterschiedlichen Themen und empfinden dennoch einander zu verstehen.

Einst begegneten sich drei Tiere. Eine alte Galapagosschildkröte und ein Stachelschwein. Das Eine sagt zum Anderen, wir sollten uns statt auf unsere Verschiedenheit auf unsere Gemeinsamkeiten konzentrieren. Die Beiden fanden sehr viele Gemeinsamkeiten und erfreuten sich warm, herzlichst daran und kuschelten sich kichernd zusammen. Das dritte Tier tat der Gleichen, doch schrie es zweimal laut auf. „Au! Du Gepanzerte, bist aber nicht gerade weich am Rücken!“ „Aija auuuuuuuu! Du Sachliche durchbohrst meine Haut und Muskeln!“, jammerte und klagte der zweibeinige Nackthäuter. Die alte alte Galapagosschildkröte antwortete als erste, „Was ist Mensch? Du hast keinen Panzerschutz. Pass doch auf!“ „Ja …“, fuhr das Stachelschwein fort, „Ja, nicht einmal deine sehr spärlichen Haare sind spitz genug um dir Schutz zu schenken. Da musst du schon Acht darauf geben.“ Der zweibeinige Nackthäuter, auch Mensch genannt war traurig, denn er fühlte die Sehnsucht, sich in einer gemeinsamen Gesamtheit allem Lebens wieder finden zu können und er wusste tief tief in seinem Inneren, dass das keine phantastische Phantasie, kein unsinniges Verlangen ist, sondern ein Aufsteigen einer Wahrheit entspricht und zwar dass alles Leben, das schon Gelebte, das Lebende und noch lebendig Erwachende, irgendwie wie wie ein großer Organismus ist, welcher einander und ineinander wirkt, lebt und dass selbst die Leblose Materie in diesem Geflecht ins Leben eingewoben ist und umgekehrt.

Gut sagte der Mensch, ich muss zu unterscheiden wissen und dennoch der Liebe, dem Mitempfinden und dem gemeinsamen großen Gefühl der Zusammengehörigkeit, Brüderlichkeit aller Kreatur gerecht werden, denn ich bin ein Teil von euch und ihr ein Teil von mir. Ich liebe euch, auch wenn ihr hart wie Stein und spitz wie Speere seid. Nicht ich will mich an euch stoßen und stechen, sondern euch ein nackter und auf zwei Beinen gehender Bruder sein. „Das trifft sich gut …“, zischte die Schlange, dem Menschen zu …“gehe weg von mir, denn ich müsste dich beißen, so du nicht Abstand hältst!“ „Ah, genau …“ sprach der Eisbär, „… halte Abstand Mensch, denn ich habe unsagbar schwären Hunger!

Lieber Josias, vielleicht ahne ich was du mir sagen magst, vielleicht täusche ich mich, aber es ist noch nicht so weit, dass der Löwe friedlich neben dem Lamm weidet und Grass frisst.

Und es ist nicht gut wenn der Mensch mit Schlangenzunge spricht, mit Löwengebrüll die gazellezarten Menschen schreckt und mit wohlklingendem Nachtigallstimmchen die mückenkleinen menschlichen Gedanken verzaubert.
Und dennoch glaube ich dich zu verstehen, denn ich liebe sie Alle unsäglich stark und ihrer Art entsprechend. Und deshalb frage ich sehr sehr bewusst, ob das Christliche das Jüdische erfüllt? Und ob Verjüdigungen des Christlichen Notwendend und erforderlich sind?

Fühle auch du dich, aus der Ferne, nah und warm umarmt, Bruder Josias.

Dein …/ Yitzhak