Es gibt die Auffasung, dass der Mensch vor dem Suendenfall unsterblich war. Ist diese Auffassung biblisch belegbar?
Um diese Frage ranken sich, so glaube ich, seit Menschengedenken Mythen. Es gibt etliche Versuche, eine Antwort darauf zu finden.
Ich selber befasse mich seit einiger Zeit mit dieser Themtik.
Dass der Mensch unsterblich ist, also als materielles Wesen, glaube ich nicht.
Ich glaube dagegen, dass die Seele, die in jedem Menschen wohnt, unsterblich ist, vor Urzeiten bei GOTT war und eines Tages wieder zu IHM zurückkehren wird.

In einem Artikel von Dr. Beat Imhof mit dem Titel "Präexistenz der Geistseele" habe ich folgendes gelesen (Einschübe oder Auslassungen von mir sind durch eckige Klammern [] gekennzeichnet):

"[...] Wer unsere menschliche Existenz nach vorwärts verstehen will, der muss versuchen, diese auch nach rückwärts zu begreifen. Wer eine Existenz nach dem Tod annimmt, muss ebenso eine Existenz vor der Menschwerdung annehmen. Ohne diese Voraussetzung ist die Herkunft und das Wesen des Menschen nicht zu verstehen, denn jede Geschichte hat ihre Vorgeschichte, so auch die Menschengeschichte.
Die Lehre von der Präexistenz besagt, dass die Geistseele des Menschen vor ihrer Inkarnation hier auf Erden in einer geistigen und jenseitigen Wirklichkeit bereits existierte. Ein Vorleben in diesem Sinne ist anzunehmen

a) vor unserem Fall in die Körperwelt
b) vor jeder erneuten Wiedergeburt.

Wir finden diese Vorstellung bereits in den Zeugungsmythen antiker Völker, so bei den Ägyptern, Babyloniern und Germanen. Im östlichen Buddhismus und Hinduismus gehört diese Annahme seit mehr als 2000 Jahren zur Karma-Lehre, wonach jeweils das gegenwärtige Leben des Menschen die Folge seiner früheren Existenzen ist. In der Avesta, der heiligen Schrift der alten Perser, begegnen wir der Vorstellung, dass die Seelenwesen bereits vor jedem Erdenleben in einer geistigen Welt ihr Dasein hatten. Von den Indern und Persern gelangte die Präexistenzlehre zu den Griechen. Im alten Griechenland lehrten Pythagoras, Empedokles und insbesondere Plato (427-347 v. Chr.), dass die Geistseele in ihr leibliches Gefäss, den Körper, aus einer höheren und göttlichen Seinssphäre herabgestiegen ist und zwar wegen eines Verschuldens gegenüber der göttlichen Welt.
Nach Plato existiert die Seele als "ewige Idee" schon bevor sie in den menschlichen Körper eintritt. Nachdem sie diesen im Tode verlässt, sucht sie als Wohnort immer wieder einen neuen Körper und zwar so lange, bis sie wieder jenen "Zustand der Reinheit" erreicht hat, den sie ehemals verloren hat. Wäre das abendländische Denken dieser platonischen Anschauung gefolgt, und nicht der seines Schülers Aristoteles, der die Präexistenzlehre ablehnte, hätte sich unsere christliche Weltanschauung auf einem anderen und besseren Weg fortentwickelt.
Die Lehre Platos geht zurück auf die Seelenlehre der orphischen Mysterien. Danach beginnt das Schlafen und Vergessen der Seele bei der Geburt. In der östlichen Lehre vom Karma wird gesagt: „Bei der Geburt werfen die Herren des Karmas den Schleier des Vergessens über das Neugeborene.“ Die Einverleibung der Geistseele in einen Körper geschieht von einer höheren Bewusstheit aus in einen erheblich weniger bewussten Zustand und deswegen vergisst die Seele das Wahre, das sie vordem in ihrem geistigen Dasein besass. Die Geistseele ist für die Dauer des Erdenlebens im Körper eingeschlossen wie in einem Gefängnis. In der indischen Yogalehre spricht man vom Paradiesvogel im goldenen Käfig. Plato nimmt an, dass unser menschliches Wissen nichts anderes ist als ein Wiedererinnern an das, was wir schon einmal vor unserer Menschwerdung wussten und in der jenseitigen Welt der Ideen erkannt haben. Daher erklärte sein Lehrer Sokrates (470-399 v. Chr.): „Lernen heisst sich erinnern“.
Auch die jüdische Geheimlehre der Kabbalah kennt die Präexistenzlehre, indem sie annimmt, die göttliche Vorsehung habe alle Judenseelen im gleichen Schöpfungsakt erzeugt und zum auserwählten Volk erkoren. Beim Apostel Paulus lesen wir: „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt“ (Eph 1,4)
[...]
Es gibt in der Bibel einige Hinweise, die darauf schliessen lassen, dass einzelne Kreise um Jesus die Präexistenzlehre kannten. Zum Beispiel dort, wo vermutet wird, dass Johannes der Täufer der wiedergeborene Elias sei [Mk 6,14f Auch der König Herodes erhielt Kunde davon. Denn der Ruf von Jesus war überallhin gedrungen. Die einen behaupteten, Johannes der Täufer sei von den Toten auferstanden, und darum seien diese Wunderkräfte in ihm wirksam. Andere waren der Meinung, er sei Elias. Wieder andere hielten ihn für irgend einen der früheren Propheten.]. Bei der Heilung des Blindgeborenen wurde Jesus gefragt, ob dieser gesündigt habe oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde. [Joh 9,1f Im Vorbeigehen sah er einen Mann dasitzen, der von Geburt an blind war. Da fragten ihn seine Jünger: "Meister, wessen Sünden sind schuld, dass dieser blind geboren ist? Seine eigenen Sünden oder die seiner Eltern?"]
In der katholischen Messe wird am 8. Dezember, am Fest "Maria Immaculata" ein Text aus dem Buch der Weisheit gelesen: „Ehe der Erdkreis geschaffen war habe ich vor deinem Thron gespielt“. Ein Leben vor dem Leben wird in der offiziellen Lehre der Kirchen allein Christus zuerkannt gemäss seiner Aussage: „Ehe denn Abraham ward, bin ich“ (Jh 8,58).
Im frühen Christentum nahmen mehrere Kirchenlehrer die Präexistenz der Geistseele an. Unter ihnen traten besonders die Theologen Clemens von Alexandrien (150-220) und Origenes (185-254) hervor. Letzterer zählt zu den bedeutendsten Kirchenlehrern des 3. Jahrhunderts. In seinen zahlreichen Schriften verteidigte er die Ansicht, dass die Geistseele des Menschen nicht jedesmal bei der Zeugung von Gott neu erschaffen wird, sondern dass sie seit Anfang der Schöpfung bestehe und zufolge ihres Abfalls von Gott in einen menschlichen Körper verbannt wurde. Origenes und seine Präexistenzlehre wurde auf Betreiben des römischen Kaisers Justinian im Jahr 553 auf dem Konzil von Konstantinopel verurteilt.
Allerdings fehlt dieses Urteil in den offiziellen Konzilsdokumenten. Daraus folgt, dass die Verdammung der Präexistenzlehre und damit auch der Reinkarnationslehre keine lehramtliche Gültigkeit haben.
Die scholastische Philosophie des Thomas von Aquin lehnt die Präexistenz der Seele ab mit dem Hinweis, dass wir uns an ein Vorleben gar nicht erinnern können. Die zahlreichen Rückerinnerungen, wie sie tatsächlich in der Reinkarnations-Literatur erwähnt werden, widerlegen diese Behauptung. Selbstverständlich nimmt jede Lehre von den wiederholten Erdenleben, wie sie unter anderem von der Theosophie und der Anthroposophie vertreten wird, eine Vorexistenz der menschlichen Geistseele an. Dies trifft auch für verschiedene christliche Freikirchen zu.[...]"

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich hier ein brisantes Thema aufrolle. Manche Punkte in dem zitierten Text wögen Euch aufstoßen. Dennoch würde es mich freuen, mit Euch angemessen über dieses Thema zu sprechen...

In diesem Sinne verbleibe ich mit lieben Grüßen!
Der ALLMÄCHTIGE sei mit Euch.

GOTT zum Gruß und JESU Heil!