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  1. #1

    Standard Goethe - Prometheus

    Prometheus

    Bedecke deinen Himmel, Zeus,
    Mit Wolkendunst
    Und übe, dem Knaben gleich,
    Der Disteln köpft,
    An Eichen dich und Bergeshöhn;
    Mußt mir meine Erde
    Doch lassen stehn
    Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
    Und meinen Herd,
    Um dessen Glut
    Du mich beneidest.

    Ich kenne nichts Ärmeres
    Unter der Sonn als euch, Götter!
    Ihr nähret kümmerlich
    Von Opfersteuern
    Und Gebetshauch
    Eure Majestät
    Und darbtet, wären
    Nicht Kinder und Bettler
    Hoffnungsvolle Toren.

    Da ich ein Kind war,
    Nicht wußte, wo aus noch ein,
    Kehrt ich mein verirrtes Auge
    Zur Sonne, als wenn drüber wär
    Ein Ohr, zu hören meine Klage,
    Ein Herz wie meins,
    Sich des Bedrängten zu erbarmen.

    Wer half mir
    Wider der Titanen Übermut?
    Wer rettete vom Tode mich,
    Von Sklaverei?
    Hast du nicht alles selbst vollendet,
    Heilig glühend Herz?
    Und glühtest jung und gut,
    Betrogen, Rettungsdank
    Dem Schlafenden da droben?

    Ich dich ehren? Wofür?
    Hast du die Schmerzen gelindert
    Je des Beladenen?
    Hast du die Tränen gestillet
    Je des Geängsteten?
    Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
    Die allmächtige Zeit
    Und das ewige Schicksal,
    Meine Herrn und deine?

    Wähntest du etwa,
    Ich sollte das Leben hassen,
    In Wüsten fliehen,
    Weil nicht alle
    Blütenträume reiften?

    Hier sitz ich, forme Menschen
    Nach meinem Bilde,
    Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
    Zu leiden, zu weinen,
    Zu genießen und zu freuen sich,
    Und dein nich zu achten,
    Wie ich!

    Johann Wolfgang von Goethe, 1773





    Gehen wir mit Gott oder geht Gott mit uns?
    Ein eher unauffälliger Interpretationsaspekt, doch ich sehe den Menschen hier als göttliche Schöpfung im Sinne seiner eigenen Göttlichkeit dargestellt.

    1 Mos 1,26ff

    Was meint ihr dazu?

  2. #2
    tanuki Gast

    Standard

    Lieber Atheist,
    Danke für den Goethe.

    Gehen wir mit Gott oder geht Gott mit uns?
    Ein eher unauffälliger Interpretationsaspekt, doch ich sehe den Menschen hier als göttliche Schöpfung im Sinne seiner eigenen Göttlichkeit dargestellt.
    Dazu gibts viel zu sagen und darüber wurde schon viel gedacht. Ich sehe es eigentlich wie von dir angesprochen/interpretiert: wir gehen dann mit Gott und er mit uns wenn wir uns unseres göttlichen Kerns in uns bewußt werden und diesen mit Gott außer uns beginnen zu harmonisieren...ab da kommt dann das wahre Leben "in Gott".

    Liebe Grüße,

    Tanuki


 

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