Meint nicht mittlerweile ein Jeder, Gottes Sprachrohr zu sein, dessen Ansinnen und Absichten vertreten zu können? Ja, ich hörte sogar schon von manchen „Gläubigen“, sie könnten Gott verstehen, dessen Daseins- und Wesensarten. Ja und ich hörte auch, dass manche glauben Gottes Wort oder Worte (Was ist das?) für sich gepachtet zu haben.

Aber war es je anders? Schaut man in die Menschheitsgeschichte, so sieht man einen riesigen Berg von Religionen und jede dieser Religionen meinte, sie vertritt die waren Götter oder Gott. Und wie jede Religion der Vergangenheit, so werden auch die heutigen Religionen verschwinden und mit ihnen ihre Selbstansprüche, heiligen Büchlein und Reliquien.
Natürlich, jede Religion leugnete bisher diesen Sachverhalt und nachprüfen kann man es für sich selbst auch nicht mehr, denn man wird zumeist längst verstorben sein, wenn dieses Religionsschicksal kommt. Aber die Geschichte der Menschheit war schon immer der beste Lehrmeister dafür, was der Religionslose und Bücherlose Gott, von Religionen und ihren Büchlein hält. Offensichtlich nicht allzu viel.

Aber etwas bleibt, es ist Gott und noch etwas bleibt, die Menschengewissheit, dass all unser Tun, Denken und all unser Glauben dem Ansinnen Gottes nie gerecht werden kann.
Es scheint nur allzu Menschlich zu sein, dass man diesem Dilemma entkommen will, indem man immer wieder neue Religionen und „Gotteslehren“ auf den Markt der menschlichen Gottsehnlichkeiten wirft.

Es gibt eben nichts Neues unter der Sonne, wie der weise Kohelet schon erkannte, auch wenn manche meinen es wäre in diesem oder jenem Falle anders. Der menschliche Erfindungsreichtum dreht sich eben doch im Kreis.


Absalom