Mit 10 oder 11 wurden mir unter Vollnarkose meine Polypen herausoperiert. Leider wirkte die Narkose nur unvollkommen: Ich spürte zwar nichts, hörte aber noch lange die Ärzte reden, als ich eigentlich schon weggetreten hätte sein sollen. Sie waren in bester Stimmung und rissen ständig Witze.
Das wundert mich nicht wirklich: Wenn man tagtäglich mit kranken oder gar sterbenden Menschen zu tun hat, brüht man wohl ab, dann muss man wohl abbrühen, um nicht unter all dem zu zerbrechen. Das kann dann auf Dritte durchaus als Respektlosigkeit wirken.
Was nun Deine Beobachtungen im Umgang mit indianischen Patienten betrifft: Schwarze Schafe unter Ärzten gibt es immer wieder, man denke nur an das Dritte Reich, wo auch manche an Menschenversuchen und Tötungen in KZs und Euthanasieanstalten mitwirkten. Es mag durchaus sein, dass die von Dir beobachteten Ärzte rassistische Vorurteile gegenüber ihren indianischen Patienten hatten und sie nicht als vollwertige Menschen betrachteten. Wie sind sie denn mit weißen Patienten umgegangen?
Worauf ich hinauswill: Ich glaube, man tut den Ärzten unrecht, wenn man aus ihrer Abgebrühtheit und einigen schwarzen Schafen auf alle schließt und ihnen pauschal unterstellt, eine Bande von Verbrechern zu sein. Es macht schließlich auch einen ganz gewaltigen Unterschied, ob ein durchschnittlicher Arzt respektlos mit seinen Patienten umgeht oder ob er sie auch vorsätzlich misshandelt und tötet. Für Letzteres braucht man schon wesentlich mehr Menschenverachtung, moralische Verwahrlosung und vor allem kriminelle Energie.
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