Joseph Ratzinger, der lange im Schatten des populären Vorgängers stand und der über die Glaubenskongregation der mächtigste Verbündete war, erhörte jedenfalls die glühenden Verehrer seines Vorgängers. Er eröffnete nach nur drei Monaten das Verfahren der Seligsprechung für den Polen, der durch sein mediales Auftreten und seine lange Krankheit – er litt unter Parkinson – die Herzen der Menschen erobert hatte. Was normalerweise nach all den strengen Prozeduren des Vatikans erst nach fünf Jahren in Gang kommen kann, stieß dann aber doch auch auf Hindernisse. Das bestätigt nur, was der Präfekt der zuständigen Kongregation, Kardinal Angelo Amato, sagt: „Der Fall ist von uns so wie alle anderen abgewickelt worden.“
Ins Stocken geriet alles zunächst, weil Zweifel an der Genesung jener französischen Ordensfrau aufgekommen waren, deren Wunderheilung Johannes Paul nach der Erlösung von seinem Parkinson-Leiden bewirkt haben soll. Marie Simon-Pierre sei plötzlich von eben dieser Krankheit befreit gewesen, nachdem der tote Papst in Gebeten um Hilfe angefleht worden war. Die Akte wurde neu aufgerollt, bis dann die Medizinerkommission die Heilung doch bestätigte.
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