Zitat Zitat von Fisch Beitrag anzeigen
Liebe Mirjamis,

wir werden immer mal wieder im Leben von Menschen enttäuscht werden und gerade von denen wo wir dachten, dass es niemals so kommen könnte - da tuts dann am meisten weh. Wie reagierst du nun, wenn du so enttäuscht wurdest?
Liebe Fischi, liebe Mirjamis,

wenn ich bei mir selbst schaue, dann würde ich es vielleicht nicht Enttäuschung nennen, sondern Verletzung. Ja, auch ich werde verletzt und verletze andere Menschen und ganz besonders die, die mir lieb und wert sind. Nicht, weil ich es will, sondern weil das ein Teil von Nähe und Kontakt ist, dass es auch mal nicht nur sanft zugeht. Wenn ich mein Herz öffne in Liebe und Freundschaft, dann werde ich lebendig und verletzlich. Ich zeige dem anderen dann nicht nur meine Schokoladenseite, sondern er nimmt mich, ebenso wie ich ihn, ganz wahr. In meiner Ursprungsfamilie war es üblich, bei Verletzungen einfach dicht zu machen, zu schweigen und damit den lebendigen Kontakt abzubrechen. Man meinte, sich so vor weiteren Verletzungen und Enttäuschungen zu schützen. Die Verletzungen waren trotz Versteckens deutlich sichtbar und ungut spürbar. Es hat mich einiges gekostet, aus diesem alten Verhaltensmuster herauszugehen und mutig Etwas Neues zu probieren. Mittlerweile mache ich nicht mehr dicht, sondern 'dichter' ;) d.h. ich zeige offen, wo mich etwas verletzt hat - nicht als Vorwurf, sondern als Ausdruck dessen, wie und wo der Andere mich berührt hat. Wie oft habe ich dabei erlebt, dass bei mir alte Erfahrungen von Verletzung und Enttäuschung mitschwangen in dem augenblicklichen Schmerz. So frage ich deutlicher nach, was genau der Andere gemeint hat, um besser zu verstehen und nicht nur meinen eigenen Assoziationen aufzusitzen. Für dies Gespräch braucht es eine gute Atmosphäre, d.h. ein ruhiger Ort und die Bereitschaft Beider, in Kontakt zu gehen. Nicht immer gelingt das, weil vielleicht Einer von Beiden noch nicht dazu bereit ist. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass es sich lohnt, am Ball zu bleiben - auch nach Jahrzehnten kann sich etwas ändern. Wie sagt das geflügelte Wort:
"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Gott gebe mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Gott gebe mir die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden."

So weit ein paar meiner Gedanken dazu.

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