Lieber Ingo,

was "Dein ist" und was "sein muss" entscheidest Du in erster Linie selbst und in zweiter Linie wir zusammen und das, zumindest von meiner Seite aus, allein in friedlicher Absicht.

Ebensowenig wie Du nirgendwo von einer Ersatzreligion geschrieben und auch nicht davon, dass nun jemand anderes als Israel selbst, g"ttes Erbe sei geschrieben hast, ebenso wenig spreche (schreibe) ich gegen Dich, gegen Deinem Glauben und gegen Deine Überzeugungen.

Ich antworte hier, um einen Einblick auf eine der vielen möglichen jüdischen Stellungnahmen zum Ölbaum-Text von Paulus zu gewähren und dies hat nur soviel mit Dir, mit Deinem Glauben und Deinem Thread zu tun wie Du Dich selbt durch meine Postings angesprochen, verstanden oder unverstanden fühlst.

Natürlich beziehen Christen ihre Kraft über die Überlieferungen und Texte über Jesus. Aber es gibt Unterschiede und zwar zwischen uns Juden und den Christen. Es ist die Messiasfrage und wer Jesus sei.

Was Paulus sagen wollte und was wir verstehen ist ebenfalls unterschiedlich. Unterschiedlich ist gewiss das was er sagte und was wir verstehen. Unterschiedlich ist auch was Christen und Juden in seinen Texten verstehen.

Deinem Denken und Glauben, lieber Ingo, zolle ich Respeckt und zwar dass Du verstehst und glaubst, dass Paulus nur, mit der Einpfropfgeschichte in den Ölbaum Jisrael, gesagt haben wollte, dass Christen ihre Kraft genau wie die Juden aus dem Ewigen beziehen.

Ich verstehe es anders. Denn sollte das die Kernaussage sein, dann bedürfte es kein Einpfropfungsgleichnis, sondern dann wäre passender ein Glaichnis von Blumen und der Sonne. Beispiel: "Wir alle, ob wir Juden oder Christen sind, sind wie Blumen unter der Sonne und strecken uns nach ihr und erhalten Kraft und Leben."

Paulus hatte aber einen Zwist, er war Jude und er hatte einen neuen Glauben, welchen er losgelöster vom Judentum verstend, ja als neuen und erfüllteren, bzw. Erfüllten Glauben vesrstand. Er hätte gerne gehabt, dass alle Juden diesen und auch seinem Glauben erkennen könnten, den Jesus erkennen könnten, so wie er ihn verstand. Da aber seine ehemaligen Glaubensbrüder ihn nicht erkennen konnten, oder wollten, wollte er nicht die zwei Glauben völlig zerreissen lassen und versuchte einzupfropfen. Dies aber geht nicht, selbst wenn man sich das wünscht.

Beispiel: Die evangelische Kirche kann sich nicht in die katholische Kirche einpfropfen, sondern sie hat sich aus dem Katolischem selbst entfehrnt. Natürlich glauben Katholiken und Evangelisten an Jesus und G"tt, aber das bedarf keiner Ein- neu- oder Rückpfropfung.

Paulus wollte aber nicht nur auf den gemeinsamen jüdischen und christlichen Bezug zum G"tt Jisrael hinweisen, sondern mit seiner Ölbaumgeschichte eine Legitimation im und nicht neben dem Judentum erarbeiten. Das aber geht nicht. Das geht genau so wenig wie die evangelische Kirche nicht behaupten könnte und dies ja auch nicht tut und nicht tun will, dass sie in die katholische Kirche eingepfropft sei, also ein Teil der katholischen Kirche ist.

Das Judentum und das Christentum sind nebeneinander und völlig getrennte gleichberechtigte Religionen und Glaubensformen und ein unter-, über- oder einpfropfen ist nicht nötig und auch nicht möglich.

Natürlich ahne ich vielleicht ein wenig was Du, im besagten Paulustext, verstehen könntest und ahne, dass Du diesen Text vielleicht eher so siehst: ... und zwar wie ein Blatt am Ast und diese, Blatt und Ast, haben eine Gemeinsame Wurzel. Das aber ist die Adam und Chawa (Eva) Geschichte.
Wir Israel und ihr Christen haben gewiss den selben G"tt, erkennen und verstehen diesen aber verschieden.
Und Israel beginnt nicht mit Adam und auch nicht mit Noach.
Jisrael beginnt mit dem Bund des Ewigen zum jüdischen Volk.
Man kann aber nicht selbstständig ein Teil Israels, ohne Israel einzubeziehen, werden, selbst dann nicht wenn man einem Juden, einem Rabbi und oder Jesus nachfolgt.

Israel ist nicht der einzige und auch nicht der einzig richtige Weg zum Ewigen, sondern ein Weg neben Anderen. Das unterscheidet uns vom Christlichem. Was der Ewige mit Israel, seinen Feinden und Freunden vor hat, weiss nur ER allein.

Christen gehen ihren eigenen Weg und sie berufen sich auf Jesus und erkennen in Jesus den welchen sie in ihm erkennen.

Israel sieht aber in Jesus einen Juden und erkennt ihn nicht als König von Israel und auch nicht als den Erlöser der Juden, oder aller Menschen.

Wer da Recht hat, wir Juden oder die Christen, das wollte ich garnicht ansprechen, denn das ist Glaubenssache und dieser ist frei.

Ansprechen wollte ich, das dass Christentum kein Teil, weder neu noch eingepfropft, des Judentums ist, auch wenn das Christen selber so verstehen, oder verstehen wollen, bzw. von Paulus so dargestellt wird.

Sondern Christen sind Mitmenschen unter und im Ewigen, so wie Israel ein Teil der gesamten Menscheit ausmacht.

Lieber Ingo, ich versuche Dich zu verstehen, vielleicht magst Du auch versuchen Israel und meine Wenigkeit zu verstehen.

Shalom

Isaak