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  1. #1
    luxdei Gast

    Standard Religion und Gotterfahrung

    Hallo Martin,
    hier nun meine Antwort. Zunächst ein kleiner philosophischer Ausflug. Mir schien er notwendig, um meine Aussage, dass "Religion als Rückbindung an das Göttliche muss "systematisch" erfahrbar sein, wenn sie denn Realität sein soll", zu erörtern. Denn grundlegend für diese Aussage ist mein Gottverständnis.


    Die Wahrnehmung unserer Umwelt und unserer selbst zeigt uns nicht nur, dass da etwas ist, sondern zeigt uns zugleich den Wandel.
    Der Schnee bei uns vor dem Haus schmolz heute tagsüber. Schnee wurde zu Wasser. Oder H2O wandelte sich von einer festen zu einer flüssigen Form. Dieser Wandel des Aggregatzustandes wurde durch steigende Temperaturen verursacht.
    In der Pubertät haben unsere Körper eine deutliche Veränderung durchlaufen. Verursacht durch Hormone.
    Unsere Persönlichkeit hat sich im Laufe des Lebens verändert. Neben den hormonellen Ursachen in der Pubertät waren Erfahrungen ursächlich. Erfahrungen, die uns hart, mitfühlend, geizig oder großzügig werden lassen.
    Unser Körper wuchs (bzw. wächst), weil Hormone und Nährstoffe dies verursachen. Das Wachstum unseres Körpers ist im Umkehrschluss von diesen Faktoren abhängig. Der Aggregatzustand eines Stoffes ist abhängig von Temperatur und Druck. Wandeln sich diese kann der Stoff seine Form nicht beibehalten. Unsere Persönlichkeit, unser Charakter hat sich so entwickelt, wie er sich entwickelt, weil unsere u.a. Sozialisationsbedingungen so waren, wie sie waren. Es macht einen Unterschied, ob wir in einer europäischen Wohlstandsnation heranwuchsen, oder in den Slums der sogenannten Dritten Welt.
    Allen Formen und Eigenschaften liegt eine Kausalität zugrunde, die diese bewirkt. Kausalität impliziert immer auch Abhängigkeit im Sinne von: A hat nur seine Erscheinungsform, weil es B gibt. A ist in seiner Erscheinungsform abhängig von B. Eine andere Ernährungslage, andere Einflüsse aus der Umwelt, und wir wären nicht so wie wir heute sind. Im Guten, wie im Schlechten.
    Neben diesem Kausalitätsaspekt in Bezug auf Form und Eigenschaft wurde auch ein anderer Aspekt festgestellt. Wasser mag kalt oder warm sein, fest oder flüssig. In jedem Fall existiert es. Und das jenseits dieser wandelbaren Eigenschaften. Wasser hat ein Da-Sein jenseits des Wie-Seins. Genauer betrachtet bleibt dieser Gedanke zu ungenau. Denn Wasser kann ausgespalten werden zu Wasserstoff und Sauerstoff. Und diese bestehen wiederum aus noch kleineren Teilchen etc. Dennoch finden wir auf allen Ebenen, dass etwas ein Da-Sein hat, unabhängig davon, wie es ist.
    Wir haben gesagt, dass Formen und Eigenschaften der Kausalität unterliegen. Also eine Ursache haben, von der sie, die sie Wirkung dieser Ursache sind, abhängig sind. Kann Gott nun eine Ursache haben? Also eine (Aus-)Wirkung von etwas sein? Wenn ja, dann könnte Gott der alte Mann mit Rauschebart sein. Und auch ein (der) liebe Gott könnte er dann sein. Auch könnte man dann sagen, dass Gott maskulin oder feminin ist. Aber Gott wäre dann Auswirkung von etwas. Und dann wäre Gott kausal abhängig.
    Interessanterweise finden wir sowohl in der Bibel, als auch im Koran ein Verbot Gott bildlich darzustellen. Eine bildliche Darstellung würde Gott zwangsläufig eine Form zuschreiben. Und auch eine Zuschreibung von Eigenschaften ließe sich kaum vermeiden.
    Formen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Umgrenzungen haben. Mein Körper befindet sich innerhalb meiner Haut, die eine Grenze darstellt.
    Eine Allgegenwart scheidet für eine Form in ihrer Be-Grenztheit per se aus.
    Die moderne Physik sagt uns, dass Zeit und Raum keine präexistenten Phänomene sind, sondern infolge des Urknalls entstanden. Wenn Gott ein jenseits von Kausalität stehendes sein soll, kann Gott weder mit Raum noch mit Zeit gleichgesetzt werden. Die Aussage, Gott sei allgegenwärtig, wäre ebenfalls falsch, da sie einen Raumbezug herstellt. Abgesehen davon, dass „allgegenwärtig“ eine Eigenschaft ist, und die Eigenschaftbehaftetheit Gottes oben schon abgelehnt wurde. Ist Gott nun form- und eigenschaftslos? Formlosigkeit und Eigenschaftslosigkeit sind ihrerseits wieder Eigenschaften. Letztlich landen wir bei der sogenannten Negativen Theologie: Wir können letztlich keine Aussagen über Gott machen. Etwas jenseits von Raum und Zeit kann unser Verstand nicht fassen. Aussagen über Gott sind Notbehelfe, um über Gott kommunizieren zu können. Überlegungen über Gott sind Notbehelfe, die uns bedingt helfen können, Irrtümer zu vermeiden.
    In diesem Sinne mein Versuch etwas in Worte und Überlegungen zu fassen, was sich in diesen letztlich nicht fassen lässt.
    Oben hielten wir fest, dass Gott nicht begrenzt sein kann, da Begrenztheit Abhängigkeit von etwas bedeuten würde. Wenn es aber keine Grenze gibt, gibt es keine Grenze zwischen Gott und Schöpfung. Gott kann nicht außerhalb von etwas sein. Weder Atome, noch ihre Bestandteile, noch ihre Hüllen noch der Raum zwischen ihnen ist frei oder leer von Gott. Andersherum: Nichts ist außerhalb von Gott. Kein Gedanke, kein Gefühl, kein sonst was. Jeder kleinste Bestandteil unseres Wesens ist in Gott und Gott in ihm. Da ist keine Trennung. Um einen Vergleich zu nehmen: Es gibt unzählige Wellen im Meer. Und keine könnte mit Recht sagen, sie sei das Meer. Aber sie alle sind Teil und Ausdruck des Meeres.
    Wenn Gott nicht außerhalb von seiner Schöpfung ist, kann Gott die Schöpfung auch nicht außerhalb von sich geschaffen haben. Gott muss alles aus sich selbst heraus geschaffen haben. Alle (Existenz-)Formen, alle Eigenschaften. Gott ist Schöpfer und Schöpfung zugleich. Gott ist zur Schöpfung geworden, und muss doch mehr sein. Denn eine Gleichsetzung „Gott = Schöpfung“ würde Gott auf Raum und Zeit begrenzen.
    Diese Vielheit der Schöpfung, all diese Erscheinungsformen sind Ausdruck Gottes. Weshalb es unmöglich ist Gott zu lieben, während man seinen Mitmenschen oder sich selbst verachtet. Die Schwierigkeit dabei ist, dass uns Gott als Gegenüber begegnet. Gekleidet in Form und Eigenschaft.
    Wenn Gott also Gott ist, also nicht an Form und Eigenschaft gebunden, dann ist scheint es vorteilhaft, Gott vornehmlich so erfahren zu wollen, indem wir unsere Aufmerksamkeit von der Erscheinungswelt (einschließlich der subtilen Bereiche des Gemüts) zurück ziehen. Quasi hin zu unserem „innersten“ Wesen, zu dem reinen Gottesfunken in uns. Und wenn Religion die Rückbindung zum Göttlichen sein soll, muss sie uns genau das ermöglichen: Die Rückbindung zu unserem wahren Wesen. Und sie muss es mit ebenso großer Sicherheit tun, wie 1 + 1 = 2 ist.

    Das meinte ich mit meiner Aussage, dass Religion als Rückbindung an das Göttliche "systematisch" erfahrbar sein muss, wenn sie denn Realität sein soll.

    Ich hoffe, Deine Frage ausreichend beantwortet haben zu können. Wenn nicht, frag nach.

    Gruß
    LD

  2. #2
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    Standard

    Zitat Zitat von luxdei Beitrag anzeigen
    Die Schwierigkeit dabei ist, dass uns Gott als Gegenüber begegnet. Gekleidet in Form und Eigenschaft.
    Wenn Gott also Gott ist, also nicht an Form und Eigenschaft gebunden, dann ist scheint es vorteilhaft, Gott vornehmlich so erfahren zu wollen, indem wir unsere Aufmerksamkeit von der Erscheinungswelt (einschließlich der subtilen Bereiche des Gemüts) zurück ziehen. Quasi hin zu unserem „innersten“ Wesen, zu dem reinen Gottesfunken in uns. Und wenn Religion die Rückbindung zum Göttlichen sein soll, muss sie uns genau das ermöglichen: Die Rückbindung zu unserem wahren Wesen. Und sie muss es mit ebenso großer Sicherheit tun, wie 1 + 1 = 2 ist.

    Das meinte ich mit meiner Aussage, dass Religion als Rückbindung an das Göttliche "systematisch" erfahrbar sein muss, wenn sie denn Realität sein soll.

    Ich hoffe, Deine Frage ausreichend beantwortet haben zu können. Wenn nicht, frag nach.

    Gruß
    LD
    Hallo Luxdei,
    ich bedanke mich als erstes ganz herzlich für deine ausführliche Darlegung zur Verständniserklärung meiner Frage. Ich kann den logischen Sachverhalten von Ursache und Wirkung sehr gut folgen und habe somit die Möglichkeit bekommen deine Gedankenwelt nachzuvollziehen.
    Nun gibt es noch einen kleinen Absatz den ich als Zitat (siehe oben) stehen gelassen habe. Dort schreibst du "und wenn Religion ...". Bei diesem Ausdruck scheint mir die Öffnung zu etwas anderen definiert worden zu sein. Die Grundlage deiner " Glaubensinhalte" basieren für mich auf logische Rückschlüsse menschlicher Forschung und Erkenntnis, in diesen Bereich scheint es mir jetzt so als wenn dort das "Göttliche" determiniert werden kann, nur wie kann ich mir die anderen Bereiche unserer Existenz vorstellen?
    Dazu habe ich einige Fragen:
    - was ist mit den Bereichen der menschlichen Intelligenz in der für uns unbeantwortete Fragen sind, wo ist Gott da ?
    (z. Bsp. Thema: Stephen Hawkings Raum und Zeit, mehrfache Dimension 1D, 2D, 3D, 4D, nd ...)
    - wie kann ein geistig Behinderter Religion als systematische Rückbindung an das Göttliche erfahren ?
    - wozu das "wenn" ?
    - wie unterscheidest du glauben von Religion?
    Ziel meiner Fragen ist es zu begreifen wie du Abseits von systematischen Ansätzen (oder auch mit systematischen Ansätzen)für alle anderen Menschen die "systematische" Prinzipie der Rückerfahrung an das Göttliche definierst.
    Vielen Dank, auch noch einmal für die guten Erklärungen von dir
    herzlich martin
    Geändert von Martin (06.12.2010 um 08:00 Uhr)

  3. #3
    luxdei Gast

    Standard

    Eventuell habe ich den Religionsbegriff zu ungenau gebraucht. „Religion“ kann zum einen ein (Sammel-)Begriff sein für philosophische Anschauungen, die einen oder mehrere Götter einbezieht. Andererseits hat der Begriff „Religion“ für mich einen funktionalen Bezug. Nämlich dort, wo es um die Rückbindung an das Göttliche geht. Oder besser gesagt, dort, wo es um die Verwirklichung unseres göttlichen Wesenskerns geht. In diesem letzteren Sinne gibt es nur eine Religion, die sich aber in den verschiedenen Religionen (im ersteren Sinne) zum Ausdruck bringen mag.
    Lass mich einen bildhaften Vergleich anstellen. Nehmen wir an, verschiedene Gruppen von Menschen leben um einen hohen Berg herum. Die eine Gruppe sagt, die Spitze des Berges sei mit Gold bedeckt. Man sehe schließlich das Funkeln in der Sonne. Die zweite Gruppe meint, dass es sich doch eher um Silber handeln müsse. Die nächste Gruppe favorisiert Diamanten. Und eine weitere Gruppe, die vielleicht ungünstiger weise auf der Nordseite des Berges lebt, erklärt, da glitzere gar nichts. All dies sind Religionen im ersteren Sinne. All diese Menschen glauben etwas.
    Religion im zweiten Sinne würde Dich den Berg hinaufführen. Statt zu glauben, könntest Du wissen. Das ist Religion in ihrem funktionalen Bezug.

    Die Grundlage deiner " Glaubensinhalte" basieren für mich auf logische Rückschlüsse menschlicher Forschung und Erkenntnis, in diesen Bereich scheint es mir jetzt so als wenn dort das "Göttliche" determiniert werden kann, nur wie kann ich mir die anderen Bereiche unserer Existenz vorstellen?
    Die Basis meiner Glaubensinhalte ist keineswegs die Logik. Das ist ein Missverständnis. Wie ich schrieb, ist das Göttliche dem Verstand (also auch der Logik) letztlich unzugänglich.
    Verstandesmäßige (logische) Erkenntnis kann uns bedingt vor Fehlschlüssen über das Göttliche bewahren, indem er aufzeigt, was Gott nicht sein kann. Im obigen Berg-Bild könnte der Verstand uns sagen, dass das Glitzernde auf dem Berggipfel da oben unmöglich Teer sein kann. Oder um das Welle-Meer-Bild aufzugreifen, könnte eine Welle durch Analyse zu dem Schluß kommen, daß sie kaum eine einzelne Welle ohne Bezug zum Meer sein kann. Auch wenn sie sich immer deshalb noch nicht über ihre Beziehung zum Meer im Klaren ist. Insofern wird ein gewisses Maß an vernunftgeleitetem Denken jedoch hilfreich sein.

    wie du Abseits von systematischen Ansätzen (oder auch mit systematischen Ansätzen)für alle anderen Menschen die "systematische" Prinzipie der Rückerfahrung an das Göttliche definierst.
    Wie "abseits von systematischen Ansätzen"?

    Gruß
    LD

  4. #4
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    Standard

    Zitat Zitat von luxdei Beitrag anzeigen
    ......
    Insofern wird ein gewisses Maß an vernunftgeleitetem Denken jedoch hilfreich sein.


    Wie "abseits von systematischen Ansätzen"?

    Gruß
    LD
    Hallo Luxdei,
    noch einmal recht herzlichen Dank für deine Erklärungen die mir jetzt ein differenziertes Verständnis dieser Logik geben. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass ein gewissen maß an Wissen(also auch Wissensvermittlung) notwendig ist um "an was auch immer" glauebn zu können. Dazu gehört, dass diese Vermittlung auch "logisch" ist. Nur was ist mit den Menschen die es einfach nicht können, warum auch immer (geistig behindert oder irgendetwas anderes), wie kann ich da verstehen, dass diese Menschen eine Rückbuindung erfahren können? Oder nimmst du diese Menschen aus dem Kreis derer heraus, die eine Rückbindung erfahren können?
    Das ist es was ich nicht verstehe und ich wäre sehr dankbar wenn du mir da vom verständnis helfen könntest.
    LG Martin
    Geändert von Martin (08.12.2010 um 21:17 Uhr)

  5. #5
    luxdei Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Martin Beitrag anzeigen
    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass ein gewissen maß an Wissen(also auch Wissensvermittlung) notwendig ist um "an was auch immer" glauebn zu können.
    Zu glauben mag notwendig sein, wenn man den spirituellen (oder religiösen; wie immer Du es nennen möchtest) Weg beginnt. Aber zu glauben, nützt nichts, wenn kein Handeln, und aus diesem keine Erfahrung, kein aus eigener Erfahrung resultierendes Wissen folgt. Das hieße am Fuß des Berges zu verweilen, und zu spekulieren, ob und wenn ja, was da oben glitzert, statt sich selber auf den Weg zu machen.

    Nur was ist mit den Menschen die es einfach nicht können, warum auch immer (geistig behindert oder irgendetwas anderes), wie kann ich da verstehen, dass diese Menschen eine Rückbuindung erfahren können? Oder nimmst du diese Menschen aus dem Kreis derer heraus, die eine Rückbindung erfahren können?
    Meine Antwort darauf kommt. Dauert aber wieder ein paar Tage, da ich zur Zeit wenig Muße habe.

    Gruß
    LD

  6. #6
    luxdei Gast

    Standard

    Hallo Martin,

    hier etwas verspätet meine Antwort.

    Die Aufmerksamkeit des Menschen fließt in der Regel durch die Sinne nach außen. In die Welt der Dualität, der Formen und Eigenschaften. Also fort von der Quelle/dem Göttlichen als Absolutem. Durch diese einseitige Ausrichtung beginnen wir diese Welt als die letztendlich Wahre, und uns als separierte Existenzen zu sehen. Wir binden uns emotional und konzeptuell an die Welt der Erscheinungen.
    Auch wenn all die Formen und Eigenschaften letztlich Ausdrucksformen des Göttlichen sind, gilt es diesen Prozess umzukehren, um uns des Göttlichen in seinem nicht-manifestierten Aspekt und damit unseres wahren Wesens wieder bewußt zu werden.
    Philosophie / Logik kann uns helfen, die Relativität der Erscheinungswelt zu erkennen. Zu wissen, dass Gott (in seinem absoluten Aspekt) weder dieses, noch jenes sein kann. Meditation hat neben ihren förderlichen physiologischen und psychischen Auswirkungen, auch die Eigenschaft uns „hinter“ den Bereich der Erscheinung und Dualität hinauszuführen, so dass wir unser wahres Wesen erforschen können. Die Kultivierung eines Gleichmuts (nicht Gleichgültigkeit) gegenüber allem, was in unser Leben tritt, wird ebenfalls unsere Verstrickung in die Schöpfung mindern. Wir werden jedoch nur dann bei der Stange bleiben, wenn wir ein gewisses Mass an Hingabe an, Liebe zum Göttlichen empfinden.
    Wenn es einem Menschen nun an kognitiven Fähigkeiten fehlt. Er also weder zu logischem Denken (Philosophie), noch zu tieferer Konzentration (zur Meditation) fähig ist. So bleiben doch noch die beiden anderen Aspekte, die zumindest auf einem einfachen Niveau geübt werden können.
    Bezüglich des Gleichmuts kann man sich vergegenwärtigen, dass alles von Gott kommt, und wir es als solches sehen sollten. Auch wenn wir es nicht verstehen. Und dass auch all unsere Taten an Gott hingegeben sein können; in der Form, dass wir uns bewußt bleiben, dass eigentlich das Göttliche durch uns die Werke vollbringt, dass wir stets unser Bestes geben, die Ergebnisse jedoch Gott überlassen, weder dem Erfolg, noch dem Misserfolg nachhängen.
    Liebe und Hingabe an das Göttliche finden wir beispielsweise auch in den Lehren Jesu (Gottes- und Nächstenliebe). Auch Jesus lehrte eine Hinwendung vom Ich zum Du (und dann zum Wir). Eine Lösung von der Ich-Verhaftung.

    Ich schrieb oben über Ursache und Wirkung. Schrieb, dass jede Form/Eigenschaft eine Ursache hat. Dass folglich alle Manifestation eine Ursache hat. Dies ist in Bezug auf unser Leben nichts anderes. Im Akt der Schöpfung „schuf“ Gott das Bewußtsein der Individualität und individuelle Einheiten (Seelen). Dieses Bewußtsein der Individualität erlischt nicht mit dem Tod. Wenn wir sterben, vergeht unser Körper. Auch unsere Persönlichkeit verschwindet. Was bleibt sind unsere Zu- und Abneigungen, unsere grundlegenden Ausrichtungen. Diese sind mit dem Bewußtsein der Individualität die Saat für eine weitere Inkarnation. Ein hasserfüllter Mensch wird diesen Hass mitnehmen. Sie werden seine Erfahrungen im Sterben und im Tod mitbestimmen. Ebenso seine nächste Inkarnation oder eine der darauf folgenden. Selbiges gilt für einen liebevollen Mensch.
    Es heißt, dass diese karmischen Muster komplex sind. Zum einen, weil der Mensch im Laufe seiner Leben viele Ursachen durch Zuneigung und Abneigung gesetzt hat. Zum anderen, weil wir durch unsere Geburt als Mensch, als Mitglied dieser oder jener Gruppe unpersönliches Karma akzeptiert. Deshalb wäre beispielsweise Unsinn zu behaupten, ein Mensch lebe in Armut oder sei krank, weil er im letzten Leben, dieses oder jenes getan oder gelassen habe. Das Gesetz von Ursache und Wirkung hat werder etwas mit Bestrafung, noch mit Belohnung, noch mit Lernaufgaben zu tun. Es ist und wirkt unpersönlich.
    In etwas übersichtlicherem Ausmaß finden wir es im Alltäglichen. Wer eine wohlwollende Haltung zu seinen Mitmenschen kultiviert, wird andere Erfahrungen machen, als jemand, der eine anwertende Haltung ihnen gegenüber hat. Ein Mensch, der seinem eine spirituelle Ausrichtung gibt, wird anders leben und andere Efahrungen machen, als jemand der ausschließlich auf materiellen Erfolg aus ist. Und wie gesagt, werden diese „Grundausrichtungen“ ihren Einfluss mit dem Tod nicht verlieren.
    Ein Mensch, der eine spirituelle (oder religiöse, wenn das Wort besser gefällt) Einstellung kultiviert, setzt somit eine (karmische) Ursache. Und auch dann, wenn er den Weg zur Gottverwirklichung nicht vollständig schafft, wird dieser Einfluss später wieder zur Geltung kommen. Deshalb meinte Magister Eckhart, dass wenn ein Mensch alles in seinen Kräften stehende versucht habe, es im lediglich an Fähigkeiten, aber nicht am Willen gemangelt habe, er aus der Sicht Gottes alles getan habe.
    Wenn nun also – um auf den Ausgangspunkt zurück zu kommen – ein Mensch aufgrund einer Krankheit oder Behinderung beispielsweise nicht meditieren kann. Er aber in der Lage ist Liebe zu Gott zu kultivieren, und dieses tut, hat er alles getan. Und in der nächsten Inkarnation wir er seinen Weg fortsetzen.
    Dennoch sollten wir vorsichtig sein. Kann beispielsweise ein geistig behinderter Mensch nicht vielleicht durchaus in der Lage sein, tiefe meditative Zustände zu erfahren, zu viel größerer selbstloser Gottesliebe fähig sein, als es scheint? Aus dem, was uns als Körper gegenüber tritt, können wir nicht auf die geistige Größe schließen.
    Ich las mal über einen christlichen Mönch. Den Namen habe ich leider vergessen. Aber dieser Mönch war wohl so von hingebungsvoller Liebe zum Göttlichen erfüllt, dass er jedesmal, wenn er ein religiöses Bildnis sah, in innere liebevolle Extase geriet.

    Konnte ich Deine Frage beantworten?

    Gruß
    LD

  7. #7
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    Hallo Luxdei,
    ich habe ein wenig gebraucht um endlich nach den vielen Weihnachtsterminen deine sehr ausführliche Antwort durch zu schauen. Danke schön.
    Deiner Logik über Ursache und Wirkung sowie Bewusstsein, Inkarnation und karmischen Muster kann ich gut folgen. Ich tat mich im ersten Moment ein wenig schwer bei der Inkarnation weil für mich dies ein Begriff aus einem Kreislauf bzgl. Fleischwerdung einer Gottheit ist. In dem Kontext wie du es gebrauchst aber durchaus in Zusammenhang mit Ursache und Wirkung seinen Sinn ergibt.
    Nur als du weiter ausführst, dass "er in der nächsten Inkarnation seinen Weg fortsetzen kann" bin ich ein wenig mit meiner "christlichen" Überzeugung durcheinander geraten.
    Also bleibt mir nur noch eine Unklarheit bei dieser abschließenden Betrachtung und zwar welcher "christlichen Lehre" du bzgl. der von dir im erwähnten Inkarnation folgst?
    Liebe Grüße
    Martin
    Geändert von Martin (29.12.2010 um 15:52 Uhr) Grund: Rechtschreibfehler

  8. #8
    luxdei Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Martin Beitrag anzeigen
    Also bleibt mir nur noch eine Unklarheit bei dieser abschließenden Betrachtung und zwar welcher "christlichen Lehre" du bzgl. der von dir im erwähnten Inkarnation folgst?
    Hallo Martin,
    ich habe nie behauptet einer "christlichen" Lehre zu folgen. Wieso meinst Du?

    Gruß
    LD

  9. #9
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    Hallo Luxdei,
    ich dachte, aber das war eine reine Annahme weil wir im Forum in der Rubrik / Unterrubrik --> Rund um den christlichen Glauben > Glaubensfragen > Religion und Gotterfahrung sind.
    Behauptet habe ich das auch nicht sondern nur angenommen.
    Verrätst du denn noch welcher "Lehre" du folgst?
    LG Martin

  10. #10
    luxdei Gast

    Standard

    Kriya-Yoga.

    Gruß
    LD


 

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