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Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Sapientia Gast

    Beitrag

    Hallo an alle!

    Vielen Dank zunächst mal für eure Antworten!

    Zitat Zitat von Blood_Raven
    Bei mir war es jedenfalls so, dass ich römisch-katholisch erzogen wurde. Ich war in meiner Kindheit eher strenggläubig. Ich dachte sogar daran, eine Priesterlaufbahn einzuschlagen, allerdings konnte ich mir kein Leben ohne Liebe und Sex vorstellen, sodass ich es dann doch bleiben ließ. In den letzten Jahren geriet ich dann in eine Glaubenskrise. Ich bin zwar immer noch katholisch, aber der Messbesuch ist für mich reine Pflichterfüllung. Irgendwelchen Halt im Leben oder gar spirituelle Erfüllung gibt mir mein Glaube schon seit Jahren nicht mehr. Überhaupt befinde ich mich derzeit in der Hinsicht irgendwie in einem totalen Chaos. Und jetzt? Grundsätzlich bin ich immer noch irgendwie Katholik und betrachte insbesondere die Evangelien immer noch als Grundlage meines Glaubens. Der römisch-katholischen Kirche stehe ich mittlerweile sehr skeptisch gegenüber und stütze mich lieber auf die Bibel, insbesondere die Evangelien, direkt als Glaubensgrundlage denn auf die kirchlichen Lehre. Ich glaube grundsätzlich immer noch an den einen Gott (wenngleich ich immer wieder agnostische Phasen durchmache), und zum Polytheisten werde ich nimmermehr (zumal meiner Meinung nach die Existenz mehrerer Götter ein Widerspruch in sich ist), aber ... naja. Es gibt so vieles, was ich nicht so recht verstehe. Außerdem denke ich sehr viel über den Tod nach, und da gibt es auch sehr viel, was ich nicht verstehe.

    Zum Vergleich: Mein jüngerer Bruder wurde auch römisch-katholisch erzogen. Er wandte sich aber schon im Teenageralter ab, weniger aus Überzeugung sondern eher aus Bequemlichkeit, weil ihm der Messbesuch und sonstige kirchliche Vorschriften einfach zu lästig waren. Heute ist er wohl Agnostiker.

    Eine "lebendige Beziehung" habe ich zu Gott nicht. Ich akzeptiere ihn, spüre aber nicht seine Nähe und habe nicht das Gefühl, dass er sich um mich kümmert. Er ist einfach da und macht gewisse Vorschriften, aber das war's dann auch schon.
    Danke für deine offene Schilderung, Blood_Raven!
    Ich finde es angenehm, dass solche Aussagen hier toleriert werden - ich vermute, dass ihnen anderen christlichen Foren ein solcher Beitrag sogleich von einigen Usern scharf kritisiert werden würde.

    Zitat Zitat von luxdei
    Alle Religionen haben zwei Wege hervorgebracht. Einen dogmatischen Weg und einen, der auf eine direkte Gotteserfahrung abzielt - der Weg der Mystik, der Weg nach innen. Leider wurde letzterer im Christentum unterdrückt und verfolgt. Aber in den Schriften von Evagrius Ponticus, Johannes Tauler u.a. sind Empfehlungen und Anleitungen erhalten geblieben.
    Ich denke, dass in Religionen anfangs immer (oder zumeist) eine spirituelle Einsicht einer Persone (oder einer Gruppe von Personen) gestanden hat. Religionen erleiden meist dann das Schicksal kodifiziert zu werden: aus einer bereichernden Erfahrung werden Vorschriften gebastelt wie man zu leben hat, wie man sich selbst und die Welt zu sehen hat. Das mag einigermaßen verständlich sein um Menschen zu kontrollieren, Königreiche stabil zu halten. Aber für viele kann solche Regelungen das Leben einengen.

    Schlimm werden solche Kodifizierungen, wenn Menschen dadurch das Leben anderer beeinträchtigen (etwa im Fundamentalismus). Menschen werden aufgrund von Begriffen über die sich irgendwelche Leute den Kopf zerbrechen, verfolgt und gefoltert. Den "Weg der Mystik" wie es luxdei benennt, lässt sich aber nicht nach Kochrezept auf andere Menschen überstülpen. Der dogmatische Weg kann auch mit Gewalt weitergegeben werden.

    Zitat Zitat von luxdei
    Auch in Anlehnung an Tauler wäre einer Christin vielleicht folgendes zu empfehlen: Setze dich hin oder knie nieder - wie immer du magst - und bete. Erzähl Gott alles, was dir ins Bewußtsein kommt. Sei es auch noch so lapidar oder unpassend. Gib dich deinem Gebet hin. Bete und bete ... und dann wirst du merken, daß du ganz von selber innerlich still wirst. Dann laß die Worte fallen, und bleibe wach in dieser Stille. Wenn Gedanken kommen, fange wieder an zu beten. Das wäre ein erster Schritt.
    Danke für die Empfehlung. Werde ich mal versuchen.
    Ich selbst übe mich in Zen-Meditation, dieses "wach bleiben in der Stille" ist mir dadurch schon vertraut.

    Liebe Grüße,
    Sapientia

  2. #2
    luxdei Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Sapientia Beitrag anzeigen
    Ich selbst übe mich in Zen-Meditation, dieses "wach bleiben in der Stille" ist mir dadurch schon vertraut.
    Dieses "Beten ohne Unterlass" ist eigentlich nur eine Art, in die Stille zu gehen. Ähnlich wie beim ZaZen das Zählen des Atems o.ä.

    Seit wann meditierst Du?

    Gruß
    LD

  3. #3
    Sapientia Gast

    Standard

    Zitat Zitat von luxdei Beitrag anzeigen
    Dieses "Beten ohne Unterlass" ist eigentlich nur eine Art, in die Stille zu gehen. Ähnlich wie beim ZaZen das Zählen des Atems o.ä.

    Seit wann meditierst Du?

    Gruß
    LD
    Etwa seit einem Jahr. :)

    Liebe Grüße,
    Sapientia

  4. #4
    luxdei Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Sapientia Beitrag anzeigen
    Etwa seit einem Jahr. :)

    Liebe Grüße,
    Sapientia
    Ein Jahr ist schon eine schöne Zeit.

    Gruß
    LD

  5. #5
    Registriert seit
    20.10.2010
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    697
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    1

    Standard

    Zitat Zitat von Sapientia Beitrag anzeigen
    Ich denke, dass in Religionen anfangs immer (oder zumeist) eine spirituelle Einsicht einer Persone (oder einer Gruppe von Personen) gestanden hat. Religionen erleiden meist dann das Schicksal kodifiziert zu werden: aus einer bereichernden Erfahrung werden Vorschriften gebastelt wie man zu leben hat, wie man sich selbst und die Welt zu sehen hat. Das mag einigermaßen verständlich sein um Menschen zu kontrollieren, Königreiche stabil zu halten. Aber für viele kann solche Regelungen das Leben einengen.
    Dass Religionen meist bald nach ihrer Entstehung in Regeln gepresst werden, stimmt natürlich, aber ich glaube, man muss gar nicht so weit gehen, das mit Kontrollwünschen oder gar weltlichen Bestrebungen zu erklären. Religionen haben es nun einmal an sich, dass sie von ihren Anhängern für "richtig" gehalten werden. Viele Religionen (die ostasiatischen sind da teilweise eine Ausnahme) erheben auch den Anspruch, die einzig richtige zu sein. Da ist es wohl irgendwie natürlich, dass die Glaubensinhalte in Regeln und Formeln gepresst werden, um sie leichter vermitteln und praktizieren zu können. Denn was ohnehin "richtig" ist, nach dem sollten natürlich möglichst viele Menschen leben und danach glauben. Außerdem sind Religionen meist auch interpretationsbedürftig. Die oft eher nebulösen Aussagen des Stifters müssen präzisiert werden, um sie für den "Alltagsgebrauch" tauglich zu machen. Auch das führt letztlich zu Kodifizierungen.

  6. #6
    Sapientia Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Blood_Raven Beitrag anzeigen
    Dass Religionen meist bald nach ihrer Entstehung in Regeln gepresst werden, stimmt natürlich, aber ich glaube, man muss gar nicht so weit gehen, das mit Kontrollwünschen oder gar weltlichen Bestrebungen zu erklären. Religionen haben es nun einmal an sich, dass sie von ihren Anhängern für "richtig" gehalten werden. Viele Religionen (die ostasiatischen sind da teilweise eine Ausnahme) erheben auch den Anspruch, die einzig richtige zu sein. Da ist es wohl irgendwie natürlich, dass die Glaubensinhalte in Regeln und Formeln gepresst werden, um sie leichter vermitteln und praktizieren zu können. Denn was ohnehin "richtig" ist, nach dem sollten natürlich möglichst viele Menschen leben und danach glauben. Außerdem sind Religionen meist auch interpretationsbedürftig. Die oft eher nebulösen Aussagen des Stifters müssen präzisiert werden, um sie für den "Alltagsgebrauch" tauglich zu machen. Auch das führt letztlich zu Kodifizierungen.
    Das ist auch eine gute Erklärung dafür, Blood_Raven.

    Liebe Grüße,
    Sapientia


 

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