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Thema: Glück

  1. #1

    Beitrag Glück

    Vor dreitausend Jahren herrschte in China ein grausamer und selbstsüchtiger Kaiser. Zum Schutz seines riesigen Reiches ließ er eine 6000 Kilometer lange Mauer errichten. Bei dem geforderten Frondienst kamen viele seiner Untertanen ums Leben.

    Zu jener Zeit lebte in China ein alter Bauer, der in der einfachen Welt, die er liebte, nur zwei Dinge sein eigen nannte: seinen einzigen Sohn und sein Pferd. Eines Tages lief ihm das Pferd davon, und so war der Bauer noch ärmer als zuvor. Nachdem die Nachbarn davon gehört hatten, kamen sie herbei, um ihn zu trösten: Was für ein Unglück, dass dein Pferd weggelaufen ist!

    Der alte Mann aber fragte: Woher wollt ihr wissen, dass dies ein Unglück ist?

    Einige Tage darauf kehrte das Pferd zurück, gefolgt von sechs anderen wilden Pferden, die der Bauer zähmte und in seinen Dienst nahm. Auf diese Weise wurde der Wohlstand des alten Mannes gesteigert. Die Dorfbewohner bemerkten dies und kamen zu ihm und lobten: Was für ein Glück du hast mit deinen sieben Pferden!

    Der Bauer aber sann eine Weile nach und antwortete: Wie wollt ihr wissen, dass es ein Glück ist?

    Am gleichen Nachmittag beschloss der einzige Sohn des alten Bauern, auf einem der wilden Pferde auszureiten. Er wurde jedoch aus dem Sattel geworfen und verletzte sich schwer, so dass er seine Beine nicht mehr brauchen konnte. Da kamen Verwandte und Bekannte und sprachen: Was für ein Unglück, dass dein einziger Sohn nun ein Krüppel geworden ist!

    Der alte Chinese aber gab zurück: Wieso könnt ihr wissen, dass dies ein Unglück ist?

    Am folgenden Tag kamen die Abgesandten des Kaisers in das Dorf und befahlen, dass alle gesunden jungen Männer sich zum Bau der großen Mauer melden müßten. So wurde jeder junge Mann aus der Gegend zur Zwangsarbeit verpflichtet, nur der Sohn des alten Bauern durfte zu Hause bleiben. Da kamen die Ältesten der Stadt zu ihm und priesen ihn: Was für ein Glück du nur hast, dass dein Sohn nicht für den Mauerbau eingezogen wurde!

    Doch der Bauer sah sie an und meinte: Was gibt euch die Sicherheit, dass dies ein Glück ist?

    Nun wurden die Stadtväter nachdenklich und fingen an, sich zu beraten. Nach einem Tag kehrten sie zum alten Bauern zurück und teilten ihm mit: Wir haben eingesehen, dass du der weiseste Mann in ganz China bist. Wir würden es deshalb als grosses Glück ansehen, wenn du unser Gemeindevorsteher würdest.

    Ein letztes Mal fragte der alte Mann: Woher wollt ihr wissen, dass dies ein grosses Glück wäre?

    Mit diesen Worten lehnte er das hohe Amt ab, denn er kannte das Geheimnis des Glücks!

    (Aus Beat Imhof: Wahrheit & Weisheit, S. 84, Rothus Verlag, Solothurn 1995 - eingeschickt von Sascha V. per Mail am 25. Mai 2001)

  2. #2
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    Standard

    Eine schöne Geschichte, allerdings regierte der gemeinte Kaiser, Qin Shi Huangdi, erst vor etwas mehr als 2200 Jahren. 6000 km lang war die Große Mauer damals auch noch nicht.

    Aber zum eigentlichen Thema passt natürlich auch die von Herodot erzählte (vermutlich unhistorische) Geschichte von Solon und Kroisos: Kroisos war der schwerreiche und mächtige König von Lydien und erhielt Besuch vom weisen Athener Politiker Solon. Kroisos fragte den Solon, wen er für den glücklichsten Menschen auf Erden halten würde, in der Annahme, selbst genannt zu werden. Solon nannte jedoch ein paar bereits Verstorbene, u. a. einen einfachen Athener Bauern, dessen Söhne allesamt in den Krieg mussten und allesamt gesund heimgekehrt waren. Schließlich resümierte Solon, dass kein Mensch vor seinem Tod als glücklich bezeichnet werden könne, weil ihm immer noch etwas passieren könne, das sein Glück vernichtet. Er sollte recht behalten: Kroisos' Reich wurde später von den Persern erobert. Was aus Kroisos wurde, ist unklar, vermutlich wurde er aber vom Perserkönig Kyros II. begnadigt. Aber sein Reich und seinen Reichtum war er natürlich trotzdem los.
    (Historisch ist das Gespräch aber vermutlich nicht, da Solon vermutlich schon tot war, als Kroisos König wurde.)

  3. #3
    Sapientia Gast

    Standard Geschichte des weisen Bauern

    Zitat Zitat von Christian.Kriss Beitrag anzeigen
    Vor dreitausend Jahren herrschte in China ein grausamer und selbstsüchtiger Kaiser. Zum Schutz seines riesigen Reiches ließ er eine 6000 Kilometer lange Mauer errichten. Bei dem geforderten Frondienst kamen viele seiner Untertanen ums Leben.

    Zu jener Zeit lebte in China ein alter Bauer, der in der einfachen Welt, die er liebte, nur zwei Dinge sein eigen nannte: seinen einzigen Sohn und sein Pferd. Eines Tages lief ihm das Pferd davon, und so war der Bauer noch ärmer als zuvor. Nachdem die Nachbarn davon gehört hatten, kamen sie herbei, um ihn zu trösten: Was für ein Unglück, dass dein Pferd weggelaufen ist!

    Der alte Mann aber fragte: Woher wollt ihr wissen, dass dies ein Unglück ist?

    Einige Tage darauf kehrte das Pferd zurück, gefolgt von sechs anderen wilden Pferden, die der Bauer zähmte und in seinen Dienst nahm. Auf diese Weise wurde der Wohlstand des alten Mannes gesteigert. Die Dorfbewohner bemerkten dies und kamen zu ihm und lobten: Was für ein Glück du hast mit deinen sieben Pferden!

    Der Bauer aber sann eine Weile nach und antwortete: Wie wollt ihr wissen, dass es ein Glück ist?

    Am gleichen Nachmittag beschloss der einzige Sohn des alten Bauern, auf einem der wilden Pferde auszureiten. Er wurde jedoch aus dem Sattel geworfen und verletzte sich schwer, so dass er seine Beine nicht mehr brauchen konnte. Da kamen Verwandte und Bekannte und sprachen: Was für ein Unglück, dass dein einziger Sohn nun ein Krüppel geworden ist!

    Der alte Chinese aber gab zurück: Wieso könnt ihr wissen, dass dies ein Unglück ist?

    Am folgenden Tag kamen die Abgesandten des Kaisers in das Dorf und befahlen, dass alle gesunden jungen Männer sich zum Bau der großen Mauer melden müßten. So wurde jeder junge Mann aus der Gegend zur Zwangsarbeit verpflichtet, nur der Sohn des alten Bauern durfte zu Hause bleiben. Da kamen die Ältesten der Stadt zu ihm und priesen ihn: Was für ein Glück du nur hast, dass dein Sohn nicht für den Mauerbau eingezogen wurde!

    Doch der Bauer sah sie an und meinte: Was gibt euch die Sicherheit, dass dies ein Glück ist?

    Nun wurden die Stadtväter nachdenklich und fingen an, sich zu beraten. Nach einem Tag kehrten sie zum alten Bauern zurück und teilten ihm mit: Wir haben eingesehen, dass du der weiseste Mann in ganz China bist. Wir würden es deshalb als grosses Glück ansehen, wenn du unser Gemeindevorsteher würdest.

    Ein letztes Mal fragte der alte Mann: Woher wollt ihr wissen, dass dies ein grosses Glück wäre?

    Mit diesen Worten lehnte er das hohe Amt ab, denn er kannte das Geheimnis des Glücks!

    (Aus Beat Imhof: Wahrheit & Weisheit, S. 84, Rothus Verlag, Solothurn 1995 - eingeschickt von Sascha V. per Mail am 25. Mai 2001)
    Hallo Christian.Kriss!

    Ich kannte die Geschichte bereits, wird gerne von Buddhisten erzählt.

    Liebe Grüße,
    Sapientia :-)


 

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