Hallo br
Wer hat dich denn das gelehrt? Also da wären z.B. die sog. Essener. Sie haben in ganz entscheidenden Punkten die Tora ganz anders gelehrt und gelebt – d.h. neu interpretiert und ebenso auch Teile davon für sich verworfen. (Ich bin darauf anderen Ortes schon ausführlich eingegangen). Im Übrigen bezieht gerade Paulus nicht wenige seiner theologischen Ansichtspunkte gerade aus diesen Kreisen.Einheitlich war es natürlich nicht, aber Jesus war der einzige, der sich von den Fesseln der Thora löste.
Eine weitere Gruppe waren die sog. Philonisten, welche sehr wohl hoch religiös Motiviert, doch ganz deutlich einen Philojudaismus lehrten, der sehr viel relativierte und altisraelitisches Gedankengut neuen philosophischen Erkenntnissen anpasste.
Darüber hinaus kann man zur Kenntnis nehmen, dass im alltäglichen Leben in damaligen Zeiten das Ausleben der Tora äußerst freizügig gehandhabt wurde, insbesondere von der Stadtbevölkerung, wie historische Quellen mehr als deutlich belegen. Etwas anderes war es in Fragen von Kapitalverbrechen oder schwerwiegenden Religionsgesellschaftsordnungsfragen. Also Fragen, die das Judentum und seine Ethik und Moral / Glaubenssystem grundsätzlich in Frage stellen oder gar aushebeln. Es wäre mir neu, dass Jesus an einer solchen Grundfeste gerüttelt hätte.
Eben nicht! Hier schließt sich Jesus der Schule des Schammai an, die Gleiches vertrat.Schon Jesu Wortwahl in Mt. 5,31-32 ("Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.") zeigt, dass er sich von der geltenden Auffassung abgrenzt.
In anderen Punkten wird Rabbi Jeshua wesentlich deutlicher der Schule Hillels anhängen und dementsprechend argumentieren.
Interessanter Weise, war gerade zu den Zeiten Jesu ein ganz heftiger Diskussionsbedarf über das Ehe und Scheidungsrecht in Israel und mehr noch in der Diaspora im Gange. Hintergrund dafür war, dass das römische Rechtssystem immer mehr im Judentum Fuß fasste. Insbesondere der Güterausgleich war hier ein großer Streitpunkt.
Das der Rabbi Jeshua hier sich zu Worte meldet zeigt, dass ihm gängige Lehrmeinungen bekannt waren und zugleich zeigt es auch, wie lebensnah dieser Rabbi den alltäglichen Fragen stand. Aber das merkt man eigentlich an sehr vielen Aussagen, die sich auf ganz spezielle innerjüdische Fragen drehen.
Absalom
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