Ich komme soeben von einem Seminar über Jugendgewalt und Drogenthematik. Dabei waren z.B. die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Richter und viele andere Persönlichkeiten aus dem gesamten Umfeld.
Mein Fazit, es ist weit aus schlimmer als man es sich vorstellen kann. Ich arbeite auf dem Gebiet der Jugendpädagogik, doch was ich heute allein schon an statistischen Erhebungen hörte, hat all meine Vorstellungen im negativen Übertroffen. Nur ein Beispiel, 70% aller Jugendlichen Straftäter die inhaftiert sind, werden erneut straffällig und erneut inhaftiert. Das ist geradezu eine erschreckende Rückfallquote.
Doch was auch klar ist, die Politik trägt nur eine Teilschuld an dem Desaster. Es sind ebenso die Familien, denen hier deutlich ebenfalls eine Schuld an unserem Erziehungsnotstand zufällt. Denn was im Elternhaus an Erziehungsarbeit nicht geleistet wird, kann weder eine Schule noch das Erziehungswesen aufarbeiten und beseitigen. Das bereits 8 Jährige Drogen konsumieren liegt nicht an Schulen und auch nicht an der Politik, sondern an der Verletzung der Aufsichtspflicht der Eltern. Und die Zahl der 8 Jährigen, die bereits Drogenerfahrungen haben (insbesondere in Großstädten) ist erschreckend hoch.
Das bei all dem auch die Wertefrage und Ethik unserer Gesellschaft, die immer abartigere materialistische Formen annimmt, ein Thema ist, steht außer Frage, doch wer vermittelt diese wertlosen Gesellschaftsprinzipien in erster Linie? Es sind in erster Linie die Eltern, dann das soziale Umfeld und Schlussendlich die Gesellschaftsform selbst.
Der finanzielle Notstand der Sozialeinrichtungen ist natürlich ein ganz ernsthaftes Problem für die Erziehungshilfe und hier scheint der Staat sich noch wesentlich massiver aus der Verantwortung zu ziehen. Der Sparkurs wird verschärft und die Probleme immer weiter in die Jugendstrafanstalten verlagert. Allerdings wird durch eine Verschärfung des Jugendstafrechts (Deutschland hat schon eins der schärfsten in Europa) keines der Probleme gelöst, da schon heute die Anzahl der Strafanstalten nicht mehr ausreichen würde, um allen Strafdelikten rechtlich korrekt Rechnung zu tragen.
Es ist ein gesellschaftliches Problem, welches ganz viele Fassetten hat und hier gewinnen die Rechten, durch vereinfachte Antworten immer mehr Zulauf. Doch klar ist auch, wenn es der Gesellschaft nicht gelingen wird, die Kluft zwischen Arm und Reich zu überwinden und soziale Gerechtigkeit und verstärkt ethische Werte zu setzen, wird es erneut zu Klassenkämpfen kommen, wo Führer und Verführer Zulauf haben werden, die Europa erneut in ein dunkles Zeitalter führen werden. Denn es ist ein europäisches Problem und kein spezifisch deutsches Phänomen.
Die Frage wird sein, wie werden gesellschaftliche Institutionen (Kirchen, Sozialverbände,etc), Politik und die Menschen des Landes selbst bereit sein aktiv an der Mitgestaltung des Landes mitzuwirken. Mehr denn je ist mir heute klar geworden, durch Sprüche und Lippenbekenntnisse ändert sich nichts.
Samu
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