"BEHAR - Auf dem Berge"
3. Mose 25,1 – 26,2; Jeremia 32,6-27

WENN ALLES ZUR RUHE KOMMT


Diese Wochenlesung behandelt die heiligen Ruhezeiten, die Gott für den Menschen
und die Natur und für das ganze Universum vorgesehen hat.

Dabei spielt die Zahl Sieben die Hauptrolle. Das hebräische Wort für Sieben ist
schewa und besteht aus den Konsonanten schin-bet-ayin, was auch sowayw heißen
kann und dann übersetzt soviel wie Abschluss, Befriedigung oder Sättigung
bedeutet.

Die Zahl Sieben hatte schon, lange bevor Gott auf dem Sinai dem Volk Israel sein
Gesetz übergab mit der Verpflichtung, den Schabbat zu heiligen, die Bedeutung des
Abschlusses und der Ruhe, heißt es doch in 1. Mose 2,3:

„Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm hat Gott von
seinem ganzen Schöpfungswerk und seiner Arbeit geruht.“

Dass am siebten Tag nicht nur Israeliten zur Ruhe kommen sollen, lesen wir in
5. Mose 5,14: „Der siebte Tag ist ein Ruhetag zu Ehren des Herrn, deines Gottes:
da darfst du keinerlei Arbeit verrichten, weder du selbst, noch dein Sohn oder deine
Tochter, weder dein Knecht noch deine Magd, weder dein Ochse, noch dein Esel,
noch all dein Vieh, auch nicht der Fremdling (Goy-Nichtjude), der sich bei dir aufhält.“

Die Mischna nennt den Schabbat einen „Vorgeschmack auf die kommende Welt“.

In der Zahl Sieben liegt das Geheimnis der Ruhe für Mensch, Natur, Nation und
Universum:

Am siebten Tag, dem Schabbat,
soll der Mensch von aller Arbeit ruhen.
Im siebten Jahr, dem Schmitta-Jahr,
soll das Land von aller Bearbeitung ruhen.
Im sieben mal siebten Jahr, dem Jubeljahr,
soll die ganze Nation zur freiheitlichen Ruhe kommen.
Im sieben Jahrtausend, dem Millennium,
soll für das ganze Universum endgültig Frieden werden.

Leider sehen viele Menschen in dem von Gott eingesetzten Ruhetag immer noch ein
bevormundendes Gesetz. Manche Christen lehnen es unter Hinweis auf die
„Freiheit in Christus“ ab, Humanisten mit Berufung auf die „Freiheit des Individuums“.
Dabei ist der Ruhetag für den Menschen wie auch für die Natur, die Nation, und
letztlich für das Universum gemacht.

Viele Krankheiten, Nervenzusammenbrüche und Umweltkatastrophen sind
das Ergebnis der Nichtbeachtung der von Gott verordneten Ruhezeiten.

Noch ehe das Volk Israel ins Gelobte Land kam forderte Gott von ihm, dem Land
nach jeweils sechs Jahren ein Ruhejahr zu gönnen. Dieses Gebot wurde nicht erst
erteilt, nachdem bereits Umweltschäden sichtbar waren, sondern noch ehe sie das
Gelobte Land betraten.

Es konnte also nur vom Schöpfer der Natur stammen: „Sechs Jahre sollt du dein
Feld bestellen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden…; aber im siebten
Jahr soll das Land einen Sabbat der völligen Ruhe haben, eine dem Herrn geweihte
Ruhezeit“ (3. Mose 25, 3-4); und: „Im siebten Jahr sollst du es (das Land) ruhen
(brach liegen) lassen und es freigeben, damit die Armen sich davon nähren, und was
diese übrig lassen, soll das Getier des Feldes fressen“ (2. Mose 23,11).

In einem Brachjahr konnte sich der Boden wieder erholen, um hinterher wieder gutes
fruchtbares Land zu sein. Doch anstatt dem Land Ruhe zu gönnen, überfrachtet man
es heute mit Düngern, nur damit man es mehrmals im Jahr bestellen kann.
Die infolgedessen krankheitsanfälligen Pflanzen müssen dann wiederum mit giftigen
Pestiziden behandelt werden; so entsteht ein Teufelskreis, der der Umwelt schadet.

Ach, hätte man nur auf Gott gehört, dann wäre die Umwelt noch heil!

Das Schabbatjahr soll auch unsere Gewinnsucht und Habgier bremsen und uns
bewusst werden lassen, dass wir von Gott abhängig sind, dass das Land und der
Boden Ihm gehören.

Ebenso ist es mit dem Jubeljahr, das nach dem 7 x 7. = 49. Jahr im 50. Jahr gefeiert wird:

„Und sollt im Lande Freiheit für alles seine Bewohner ausrufen“ (3. Mose25, 23).
Dieses Gebot soll verhindern, dass einige wenige Reiche über riesige Ländereien
verfügen, die Bauernschaft dagegen verarmt. Viele Revolutionen hat es gegeben mit
dem Ziel, Gleichheit für alle Menschen zu erlangen, bis ihre Rädelsführer die Gunst
der Stunde ausnutzten und sich als die neuen Herren über Land und Leute setzten.

Alle Reformen schlagen fehl, wenn man nicht zu den Gesetzen Gottes zurückkehrt,
die zum Wohl für Mensch und Natur gegeben worden sind,

die schließlich ins 7. Millennium, ins 7. Jahrtausend münden, das Gottes
Friedensreich sein wird, in dem das ganze Universum
„Anteil an Seiner Ruhe haben wird“.

Gott meint es gut mit uns!

Im Schabbat-Kidduschgebet, das man am Freitagabend am festlich gedeckten Tisch
betet und bei dem man Wein und Brot austeilt, heißt es u. A.:

„Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, König der Welt,
der du uns geheiligt durch deine Gebote,
uns erwählt hast und deinen heiligen Schabbat
in Liebe und Wohlgefallen uns zum Anteil gegeben hast
als Gedenken des Schöpfungswerkes.
Er ist der erste Tag der heiligen Feste,
eine Erinnerung an den Auszug aus Ägypten.
Uns hast du auserwählt, uns geheiligt von allen Nationen,
und deinen heiligen Schabbat hast du uns
in Liebe und Wohlgefallen zum Anteil gegeben.
Gelobt seist du, Ewiger, der du den Schabbat geheiligt!“

So wie Gott am siebten Tag ruhte, so will er uns an Seiner Ruhe teilhaben lassen.

Es ist unverständlich, dass man dieses Vorrecht, mit Gott ruhen zu dürfen, als
lästiges Gesetz abtut. Wer diesen Ruhetag als Last empfindet, hat den Sinn des
siebten Tages nicht verstanden.

Diesen Menschen rief Jesus zu:
„Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen“ (Markus 2,27).

Davor warnt bereits der Talmud (Joma 85b): „Hütet den Schabbat,
denn ein Heiligtum ist er euch, denn euch ist der Schabbat gegeben,
nicht ihr seid ihm preisgegeben!“


Ludwig Schneider