Hallo an alle!
Ich weiß wir sind hier in einer christlichen Community. Aber wie kommt es, dass Menschen hier nach dem Lesen der Bibel überzeugt sind die Wahrheit steckt in diesem Buch? Wenn genau dieser Mensch im Iran geboren worden wäre, würde er vermutlich über den Koran denken: "da drinnen steckt die Weisheit Gottes und die Wahrheit!"
Ich hatte selbst die Erfahrung gemacht, dass bei einem längeren Bibelstudium (ich hatte mir mit etwa 18 Jahren vorgenommen die ganze Bibel in einem Jahr zu lesen) mit der Zeit das geschriebene als wahr und selbstverständlich annimmt. Grausamkeiten (wie Völkermord o.ä.) kommen einem plötzlich als akzeptabel vor, logische Widersprüche fallen nicht mehr auf und Aussagen werden innerhalb der Schrift gleichzeitig gestützt.
Warum glaubt man, dass man errettet ist? Na, weil das doch in der Bibel steht. Warum sind alle Menschen verdorben und schlecht? Na, steht doch in Genesis. Woher weiß ich, dass es nur einen, dreifaltigen Gott gibt? Es steht in der Bibel...
Ich weiß nicht wie es zum Kanon der Bibel gekommen ist. Es scheint mir aber von vielen Faktoren abhängig zu sein und finde es immer wieder erstaunlich, wenn evangelikale Christen absolut überzeugt sind, dass die Kanonauswahl von Luther genau die Heilige Wahrheit enthält.
Beim Lesen des Koran würde man auf einige biblische Vorstellungen gar nicht kommen, da diese in ihm nun mal nicht enthalten sind. Welche heilige Schrift man nun liest, ist sehr stark vom Kulturkreis abhängig in dem man aufwächst.
Auch enthält die Bibel gerne Zahlenangaben, die kaum stimmen oder wörtlich zu nehmen sind - riesige Armeen, die in der Antike einfach nicht verwaltbar waren. Wenn man anfängt selbst zu entscheiden was nun wahr ist, dann wird die Auslegung willkürlich. Heute kommt wohl keiner mehr auf die Idee Wahrsagerinnen vor die Stadttore zu führen und diese zu steinigen. Die Aufforderung steht aber nun mal im mosaischen Gesetz. Gibt nun Gott die Ethik oder gibt sich der Mensch selbst eine Ethik?
Liebe Grüße,
Sapientia :-)
Lesezeichen