@ Mirjamis

Ich hatte Dir versprochen, auf die Sache mit dem Weg über Jesus zu Gott noch einzugehen. "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich." Nach v.a. evangelikaler Überzeugung bedeutet dies, daß nur jemand zu Gott gelangen kann, wenn er Jesus als Christus und Heiland annimmt. Meines Erachtens eine zu flache Interpretation.
Absalom war in seiner Ausarbeitung über die Geschichte des jungen Christentums schon auf die Bedeutung hellenistischer Philosophie eingegangen. Und genau diese Philosophie spiegelt sich hier in diesem Evangelium. Die Welt war für sie kein Gebilde jenseits eines Gottes. Vielmehr war sie ein Ausfluß, eine Emanation des Göttlichen, das jenseits aller Beschreibbarkeit ist. Das Göttliches wird hier nicht als personifiziertes Sein gedacht! Mit der fortschreitenden Schöpfung verfingen sich die (im Rahmen der Emanation erschaffenen) Seelen in dieser und entfernten sich im übertragenen Sinne immer weiter vom Göttlichen. Da aber vom Göttlichen stammend, existiert dieser göttliche Urgrund in allen Menschen. Es liegt nun am Menschen, den Weg in die göttliche Heimat zurückzufinden. Dies gelingt nun definitiv nicht durch ein Bekenntnis zu einem Glaubensbekenntnis, einem religiösem Führer oder ähnlichem. Wenn Du also schreibst:
Wenn ich aber hier im Forum immer wieder lese, dass Jesus nicht die Bedeutung hat, die ihm die Kirche zumisst......
ist dies aus dieser Sicht ausdrücklich zu bejahen. Weder Jesus selbst noch sein Tod hatten demnach eine Heilsbedeutung.
Für die Philosophen waren Leidenschaftslosigkeit und Gleichmut gegenüber dem weltlichen Geschehen von großer Bedeutung. Durch Apatheia wurde der Mensch geläutert. Dadurch fähig in innerer Schau, in innerer Erkenntnis (Gnosis) sich dem göttlichem Urgrund zu nähern. Der Logos (als Begriff immer mit Gesetzmäßigkeit und Vernunft zu denken) ist hier die Verbindungsbrücke zwischen Göttlichem und Mensch. Der Logos ist Mittler für die Erkenntnis.
Im Anfang des Johannesevangeliums wird vom Logos gesprochen, der im Anfang bei Gott war. Dann wird vom Logos Schritt für Schritt auf Christus übergeleitet. Beide werden eins gesetzt. Insofern kann gesagt werden: "Der Logos ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch den Logos." Das entscheidene Moment ist dann, das eigene Tun oder Nicht-Tun, zu dem dann noch die göttliche Gnade kommen mag. Aber ein Mensch der sich nicht auf den Weg macht, wird Gott auf jeden Fall verfehlen.
Eine klare Absage für die, die meinen allein die Zugehörigkeit zu einem Club würde ihnen das Heil bringen.

Gruß
LD