1.1. Rachel und Lea
1.Mose 29,15 Und Laban sagte zu Jakob: Solltest du, weil du mein Neffe bist, mir umsonst dienen? Sag mir, was soll dein Lohn sein? 16 Laban aber hatte zwei Töchter; der Name der älteren war Lea und der Name der jüngeren Rahel. 17 Leas Augen waren matt; Rahel aber war schön von Gestalt und schön von Aussehen. 18 Und Jakob liebte Rahel; so sagte er: Ich will dir sieben Jahre für deine jüngere Tochter Rahel dienen.

רָחֵל Rachel: Mutterschaf (in Jes 53,7 steht für das Wort „Schaf“ Rachel, oder auch Hl 6,6 und besonders dann 1. Mo 31,18 und 32,15)
לֵאָה Lea: müde, matt, schwach, „klein“. Nein, Leas Gesicht war nicht „blöd“ oder ihre Augen waren blöd (wie Luther übersetzte) רַכּוֹת von רכ zart, schwach, weich

Leas Augen waren zart und weich. Darin lag ihre Schönheit. Die Schönheit Rachels aber lag in ihrer ganzen Erscheinung.


1.Mose 29,21 Und Jakob sagte zu Laban: Gib <mir nun> meine Frau! Denn meine Tage sind erfüllt, daß ich zu ihr eingehe. ......,23 Und es geschah am Abend, da nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm; und er ging zu ihr ein. 24 Und Laban gab ihr, seiner Tochter Lea, seine Magd Silpa als Magd.

1.Mose 29,26 Laban aber sagte: Das tut man an unserm Ort nicht, die Jüngere vor der Erstgeborenen zu geben. 27 Vollende die Woche <mit> dieser! Dann wollen wir dir auch jene geben, für den Dienst, den du bei mir noch weitere sieben Jahre dienen sollst. 28 Und Jakob tat so und vollendete die Woche <mit> dieser. Dann gab er ihm seine Tochter Rahel zur Frau. 29 Und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha als ihre Magd. 30 Da ging er auch zu Rahel ein. Und er liebte auch Rahel, mehr als Lea. Und er diente bei ihm noch weitere sieben Jahre.

Laban war vorsichtig, er gab die Mägde seinen Töchtern, und nicht dem Jakob.

Laban hatte bewusst? den Jakob nicht über die Sitten informiert, obwohl er wusste, dass Jakob die jüngere Tochter will.
Nach der Hochzeitswoche gab Laban auch die Rachel. Es steht da: „... dann geben WIR dir auch.... “ mit der Auflage, weitere 7 Jahre zu dienen.

Betrogen (V25) רמה ramah, von „schleudern“. Was man in die Hand bekommt, schleudert man weg. So ist der Betrüger. Das Vertrauen (von Jakob) ist Mittel zum Verbrechen (für Laban).


1.2. Die Kinder Jakobs
1.Mose 29,31 Und als der HERR sah, daß Lea zurückgesetzt war, da öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar.

Die Mindergeliebte (Gehasste). Der Ewige sieht auf das „Mindere“, und dem bevorzugten wendet er sich ab.

Der Lea war die Liebe ihres Mannes das Ziel (dies zeigt sich in den Namen ihrer Kinder). Der Rachel war diese bewusst, ja selbstverständlich.

1.2.1. Söhne der Lea: Ruben, Simeon, Levi, Juda
1.Mose 29,32 Und Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn, und sie gab ihm den Namen Ruben, denn sie sagte: Ja, der HERR hat mein Elend angesehen (ra’ah). Denn jetzt wird mein Mann mich lieben.

1.Mose 29,33 Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn; und sie sagte: Ja, der HERR hat gehört (schama) , daß ich zurückgesetzt bin, so hat er mir auch den gegeben. Und sie gab ihm den Namen Simeon.

1.Mose 29,34 Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn; da sagte sie: Diesmal endlich wird sich mein Mann an mich anschließen (ilaweh), denn ich habe ihm drei Söhne geboren. Darum gab man/er ihm den Namen Levi.

1.Mose 29,35 Dann wurde sie noch einmal schwanger und gebar einen Sohn; und sie sagte: Diesmal will ich den HERRN preisen (odeh)! Darum gab sie ihm den Namen Juda. Und sie hörte auf zu gebären.

רְאוּבֵן Ruven: (raha) sehen, „Gott hat in mein Leben geschaut“
שִׁמְעוֹן Schimon: (schmah) hören, „Gott hat gehört, dass ich die Gehasste bin“
לֵוִי Levi: (lavah) anschliessen, umschliessen, begleiten, „Nun wird sich mir mein Mann anschliessen“
יְהוּדָה Jehuda: preisen, „Nunmehr danke ich Gott“

Bezeichnend ist, dass Lea die Namen gab, ausser bei Levi. Mit Ruven schwand die sichtbare Bevorzugung Rachels. Mit Schimon schwand das hörbare zurückgesetzt sein. Mit Levi schliesst יִלָּוֶה sich Jakob der Lea an und er gibt auch den Namen. לוה aneinaderschliessen, wo jeder sich als „Schuldner des andern fühlt und so nur gemeinsam das Glück findet. Die Freude an Juda war dann ausschliessliche dem Ewigen gegeben, da er ihr Sehnen und Bedürfnis erhört hatte.


1.2.2. Zwist zwischen Rachel und Jakob
1.Mose 30,1 Und als Rahel sah, daß sie dem Jakob nicht gebar, da war Rahel auf ihre Schwester eifersüchtig und sagte zu Jakob: Gib mir Kinder! Und wenn nicht, dann sterbe ich. 2 Da entbrannte Jakobs Zorn gegen Rahel, und er sagte: Bin ich an Gottes Stelle, der dir Leibesfrucht vorenthalten hat?

Vielleicht meinte Rachel, dass es Jakob gleichgültig sei, da er ja nun Kinder schon durch die Lea hatte, und er deshalb nicht mehr den rechten Wunsch oder die Bitte zu Gott habe. Auch Rebekka hatte Kinder erst aufs Gebet von Isaak erhalten. Aber Jakob wehrt dies ab, denn Gott hat Rachel die Mutterfreude versagt.

Eifersucht ist meist ein schlechter Ratgeber.


1.2.3. Kinder der Magd Rachels Bilha: Dan, Naftali
1.Mose 30,4 Und sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau; und Jakob ging zu ihr ein. 5 Da wurde Bilha schwanger und gebar Jakob einen Sohn. 6 Rahel aber sagte: Gott hat mir Recht verschafft (danani) und auch auf meine Stimme gehört und mir einen Sohn gegeben. Darum gab sie ihm den Namen Dan.

1.Mose 30,7 Und Rahels Magd Bilha wurde noch einmal schwanger und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. 8 Da sprach Rahel: Kämpfe (niftalti) Gottes habe ich mit meiner Schwester gekämpft, habe auch gesiegt. Und sie gab ihm den Namen Naftali.

דָּן Dan: das Recht vollziehen, „Gott hat mich gerichtet“
נִפְתַּלְתִּי Naftali: Kämpfer, „einen göttlichen Ringkampf habe ich mit meiner Schwester geführt“

Gott hat der Rachel Recht geübt, und die Muterfreuden vorenthalten und trotzdem hat er ihr Dan gewährt.
פתּל eine abschliessende Verbindung (zusammengedrehte Schnur) zu einem Ganzen.

Um welche „göttliche Ziele“ mag Rachel da mit Lea gekämpft haben? Um den Aufbau, den geistigen Aufbau des Hauses und somit Israels.


1.2.4. Kinder der Magd Leas Silpa: Gad, Asser
1.Mose 30,9 Und als Lea sah, daß sie aufhörte zu gebären, da nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zur Frau. 10 Und Silpa, die Magd Leas, gebar dem Jakob einen Sohn. 11 Da sagte Lea: Zum Glück (begad, ba gad, kommt Glück)! Und sie gab ihm den Namen Gad.

1.Mose 30,12-13 12 Und Silpa, die Magd Leas, gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. 13 Da sprach Lea: Zu meiner Glückseligkeit (beaschri)! Denn glückselig preisen mich (aschrinu)die Töchter. Und sie gab ihm den Namen Asser (Ascher).

גָּד Gad: Glück, Fügung, „Da ist ein (unerwartetes) Glück gekommen“
אָשֵׁר Ascher: Fortschritt, Ansammlung von Kräften zum Guten, „Frauen haben mein Fortschreiten (Glück) gepriesen“

Zum unerwarteten Glück war durch das Beispiel der Rachel gekommen, die Magd als Leihmutter zu geben. Ascherah: geweihter Baum für besonderen (vermeintlichen) Segen einer Gottheit


1.2.5. Weitere Kinder Leas: Issaschar, Sebulon, Dina
1.Mose 30,14 Und Ruben ging aus in den Tagen der Weizenernte und fand Dudaim auf dem Feld; und er brachte sie seiner Mutter Lea. Da sagte Rahel zu Lea: Gib mir doch von den Dudaim deines Sohnes! 15 Sie aber sagte zu ihr: Ist es dir zu wenig, meinen Mann zu nehmen, daß du auch die Dudaim meines Sohnes nehmen willst? Da sagte Rahel: So mag er denn diese Nacht bei dir liegen <als Entgelt> für die Dudaim deines Sohnes. 16 Und als Jakob am Abend vom Feld kam, da ging Lea hinaus, ihm entgegen, und sagte: Zu mir sollst du eingehen, denn gekauft habe ich dich, gekauft mit den Dudaim meines Sohnes. Da lag er in dieser Nacht bei ihr. 17 Und Gott hörte auf Lea, so daß sie schwanger wurde und dem Jakob einen fünften Sohn gebar. 18 Da sagte Lea: Gott hat <mir> meinen Lohn (sachari)gegeben dafür, daß ich meinem Mann meine Magd gegeben habe. Und sie gab ihm den Namen Issaschar.

1.Mose 30,19 Und Lea wurde noch einmal schwanger und gebar dem Jakob einen sechsten Sohn. 20 Da sagte Lea: Mir hat Gott ein schönes Geschenk geschenkt (sevadani); diesmal wird mein Mann mich erheben, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren. Und sie gab ihm den Namen Sevulun.

1.Mose 30,21 Und danach gebar sie eine Tochter und gab ihr den Namen Dina.

יִשָּׂשכָר Issaschar: Verdienst, „Gott hat mir meinen Lohn gegeben“
זְבֻלוּן Sebulon:zumessen, zuteilen „jetzt wird mein Mann bei mir wohnen (Gott hat mich zu einem guten Teil für meinen Mann gemacht)“. Das Wort wird zunächst für „Geeignetheit für Gott“ gebraucht. „Sebul“ ist eine wohnliche Stätte.
דִּינָה Dina, richten


1.2.6. Kinder Rachel: Josef, Benjamin
1.Mose 30,22 Und Gott dachte an Rahel, und Gott hörte auf sie und öffnete ihren Mutterleib.
23 Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Da sagte sie: Gott hat meine Schmach weggenommen. 24 Und sie gab ihm den Namen Josef und sagte: Der HERR füge mir einen anderen (iosef) Sohn hinzu!



1.Mose 35,16 Und sie brachen von Bethel auf. Und es war noch eine Strecke Landes, um nach Efrata zu kommen, da gebar Rahel; und sie hatte es schwer mit ihrem Gebären. 17 Und es geschah, als sie es schwer hatte mit ihrem Gebären, da sagte die Hebamme zu ihr: Fürchte dich nicht, denn auch der wird dir ein Sohn! 18 Und es geschah, als ihre Seele ausging – denn sie mußte sterben –, da gab sie ihm den Namen Ben-Oni; sein Vater aber nannte ihn Ben-Jamin. 19 Und Rahel starb und wurde begraben am Weg nach Efrata, das ist Bethlehem.


יוֹסֵף Josef, „Gott gebe mir noch einen anderen Sohn“

בֶּן־אוֹנִי Ben-Oni: „`on“ Schmerzgefühl durch herber Verlust, „Sohn meiner Trauer“
בִנְיָמִין Benjamin: Sohn des Glücks, Sohn der Kraft, Sohn der Rechte

Der Stolz ? über Josef war so gross, dass der Ruf Rachels zu Gott geradezu fordernd ist: Gott füge noch einen anderen Sohn dazu! Ja, den Sohn hatte sie auch später noch bekommen, musste aber dafür ihr Leben geben.

---------------------------------

Einige Gedanken:
Interessant, dass die Frauen hauptsächlich die Namen der Kinder gaben (mit Ausnahmen).

Rachel, die Schöne, behauptet sich als Hirtin unter Männern, die Ehrgeizige, die Eifersüchtige, nicht fruchtbar und ihren „Handel“ mit Gott um ein zusätzliches Kind, das sie mit dem Leben bezahlen musste.

Lea, nichts besonderes nach aussen, aber „milde“ Augen. Aber im Herzen ein aufrichtiger Mensch, die um ihr Recht „kämpft“.

Was Rachel nach aussen war (schien), war Lea nach innen...



Alef