Liebe Ruth Fischi, ich schrieb, es liegt an einem jeden selbst! Ich kann allerdings nur für mich sprechen. Vergeben Ja, setzt überhaupt erst einmal voraus, dass ich mir dessen bewusst bin, was es zu vergeben gibt. Deshalb auch das Nichtvergessen.

Wir alle gehören zu einer Generation, die nur den geschichtlichen Rückblick hat. Insbesondere auf die Schoa, gleich wohl ich weis, dass viele aus meiner Generation unter den Erlebnissen ihrer Eltern leiden mussten. Doch kann ich die Schuld jemand ganz persönlich zutragen? Nein, die Täter sind fast alle Tot und zudem denke ich, dass dies eine Angelegenheit Gottes ist, sich dieser Verbrecher anzunehmen.

Viel entscheidender ist doch, dass wir die Zukunft vor uns liegen haben und aus den Geschehnissen, eben nicht nur aus der Schoa, sie war nur der Gipfel einer langen Entwicklung, lernen. Wir Ursachen erkennen und diese Ursachen beseitigen. Hier ist der Ansatzpunkt.

Ich sagte ja bereits: „Das dabei dann wirklich gute Beiträge in diesem Kontext unter gehen und zu „Schlachtparolen“ werden, ist wirklich bedauerlich.“
Es ist nicht wirklich zuträglich und dient im Endeffekt nicht einem vernünftigen Konsens. Das ist ganz klar meine Meinung und deshalb beschreite ich diese Wege auch nicht und weise sie auch konsequent von mir.

Aussöhnung und Versöhnung sind natürlich wunderbare Geschehnisse, doch eben auch schmerzhafte Erfahrungen des sich selbst Überwindens und der Aufgabe von einem Teil seiner Erfahrungen. Es bedarf des Mutes und der Hoffnung, Schritte auf sein Gegenüber zu zugehen. Es bedarf jedoch auch des Zutrauens, dass mein Gegenüber die Reife hat, mit meiner Handreichung vorsichtig umzugehen. Dieses Forum hier versucht das zu praktizieren und deshalb bin ich hier auch ein wenig zu Hause.
Doch Geduld müssen alle Seiten aufbringen, auch wenn es bedeutet, dem, der noch nicht so weit ist stehen zu lassen oder aber auch einfach mal auf Ignore zu setzen. Wie sollte man anders, ohne nicht einen unsäglichen Stellungskrieg voller neuer Verletzungen zu provozieren, mit solchen Texten umgehen?

Ich will verbünden, ich will ohne Scham auch jüdischen Menschen entgegentreten und ich will zeigen, leben, auch vorleben, dass ein Miteinander möglich ist.
Ja Poetry, ich stimme deinem Beitrag zu und im Besonderen diesem Satz!!!


Samu