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  1. #31
    poetry Gast

    Standard

    Ich finde Eure unterschiedlichen Sichtweisen sehr interessant und sie haben mich in den ganzen Debatten im TV & unter Freunden irgendwie begleitet.

    Ich muss nach meinem jetzigen Kenntnisstand Giordano Recht geben, wobei ich ein Wort einfügen möchte: Der Islam kennt momentan die kritische Methode nicht. So wünschenswert sie wäre, denke ich, dass der Islam zum Liberalismus noch einige Schritte gehen muss.

    Ich habe aber auch genug muslimische Islamkritiker gehört und es verwundert mich, dass es mehrheitlich muslimisch Frauen sind, die kritisieren und dass sie von den Männern belächelt werden.

    Ich denke, ich kann es sinngemäß mit Michel Friedmans Worten abschließen: Einem aufgeklärten, humanen und liberalen Islam werden in Deutschland alle Wege offen sein und er kann Teil der Kultur werden.

    Für mich ist er es momentan nicht.

    Beste Grüße,
    poe

  2. #32

    Standard

    Mich wundertn Deine skeptische Haltung, Absalom. Jede Religion, die sich auf eine einzig wahre Offebarung eines Gottes beruft, wird per se ein Problem mit demokratischen, freiheitlichen Grundordnungen haben. Ein Grundproblem des Fundamentalismus. Aber warum sollte das, was mit dem Christentum möglich war (Giordano verwies darauf), unmöglich mit dem Islam sein?
    Auch wenn ich den Artikel von Giordano in seiner differenzierten Sicht durchaus begrüße. In einem Punkt muß ich widersprechen. Giordano schreibt: "Der Islam kennt die kritische Methode nicht." Diese Aussage wird den historischen Gegebenheiten nicht gerecht.

    Gruß
    LD
    Ich bin nicht pessimistisch, aber ich bin äußerst skeptisch, dass stimmt wohl so. Warum das so ist liegt in der Natur der Dinge dieser Religion. Christentum und Islam gehen von einem Dogmatismus aus, der eigentlich keine freiheitlichen Gedanken zulässt. Warum ist es im Christentum anders? Es ist eben nicht anders! Es ist gänzlich gleich, nur verfügt das Christentum eben nicht mehr über diesen politischen Einfluß, dass ist der Unterschied. Die Trennung zwischen Staat und Religion hat weit über 300 Jahre gebraucht und hierzu waren keine Reformationsgedanken ausschlaggebend, sondern nationalistische, sozialpolitische und ideologische Kernpunkte.
    Man glaubt aber in der westlichen Welt, dass der Islam sich nur reformieren müsse, um dann „westliche Moralakzeptanz“ zu finden. Das funktioniert so aber nicht, denn dem steht ein ganz wichtiger Faktor entgegen, es ist der Selbstanspruch des Islams. Und dieser Selbstanspruch ist eben nicht auf religiöse Werte beschränkt, sondern umfasst ganz besonders das soziale und politische Umfeld – sprich eine islamische Gesellschaftsordnung. Und das hat nicht nur etwas mit der Stellung der Frau, der Kindererziehung, oder der Rolle des Mannes innerhalb der Gesellschaft zutun, sondern betrifft ganz klar auch gestaltungspolitische Elemente.

    Wir sehen z.B. an besonders fundamentalistischen christlichen Kreisen, wie schwer eine Integration in die „normale“ westliche Lebenskultur ist. Das fängt bei gezielter Unterrichtsverweigerung an und geht weiter in der systematischen Abgrenzung und Verteufelung zur „unliebsamen gottlosen“ Welt.
    Nichts anderes finden wir in islamischen Kreisen wieder und dies sehr massiv, weil hier noch ein weiterer Punkt zum tragen kommt. Es ist der erstarkte Islam insbesondere in arabischen Ländern, der mehr den je die Werte des Islam zur maßgeblichen Gestaltung dieser Gesellschaftssysteme forciert. Man kann doch die Entwicklungen in Saudi Arabien, Emirate, Marokko, Ägypten, Iran, Irak, Türkei etc, etc nicht ignorieren, sondern muß dieser Rechnung tragen.
    Und mir ist diese Entwicklung auch verständlich, denn Experimente in arabischen Ländern mit „modernen“ Gesellschaftssystemen westlicher Art, wie Sozialismus oder Kapitalismus – inkl. Demokratie, haben sich in diesen Ländern auf Grund ihrer historischen Strukturen nicht bewährt und sind gescheitert. Also greift man auf alt bewährte – natürlich auch reformierte – Systeme zurück. Und das ist ein Fakt, den man nicht übersehen kann und darf. Und zweifelsfrei ist es für mich so, dass dieses System mehr oder weniger auch hier in Europa bei den Anhängern dieser Religion in den Köpfen vorherrschend ist. Wohl nicht offensichtlich Vorherrschend und doch religiös fundamentiert.

    Natürlich ist der Islam ein Bestandteil Europas geworden und er war es zumindest auf dem Balkan schon immer. Und natürlich wird sich die westliche Welt auf irgendeine Art und Weise mit dessen Anhängern und Vertretern arrangieren müssen. Denn ihr Machtpotential ist nicht nur im alltäglichen Leben präsent, sondern ebenso in der Wirtschaft. (Eine Folge der Globalisierung)
    Längst schon ist man auch auf der politischen – und wirtschaftlichen Ebene unglaublich kompromissbereit, um gewissen Wirtschaftsinteressen nicht selbst im Wege zu stehen. Wie anders erklärt sich die Enge Verbundenheit zu Saudi Arabien obwohl man weiß, welche Geldmittel von dort in die massive Islamisierung und auch in Terrororganisationen fließt. Ja und selbst ein Gadaffie ist wieder Salonfähig und so weiter, usw.

    Es ist in meinen Augen eine Illusion, dass sich Religionen in ihrem Wesen ändern können. Was sich verändern lässt sind die Strukturen einer Religion und zwar in dem Ausmaß, wie man dieser Religion ihren gesellschaftlichen Status zuweißt oder begrenzt. Und hier ist dringender Handlungsbedarf angeraten und in meinen Augen sind lediglich Frankreich und die Schweiz die einzigen Länder, die richtige Ansätze gemacht haben.
    Ich halte Integration für überaus wichtig, doch ebenso wichtig ist Abgrenzung und auch Ausgrenzung – im Sinne von, dass geht nun hier überhaupt nicht! Und genau hier kann Europa ganz viel von arabischen Staaten lernen, denn sie zeigen wie man so etwas macht und wie so etwas auch ganz praktisch funktioniert.
    Am Beispiel Indonesiens und des Iraks, am Beispiel des Sudans, Pakistans, Afghanistans, Libanons, um nur die bekanntesten zu nennen, müsste der westlichen Welt klar werden, dass die „Werte“ westlicher Demokratien nicht exportierbar, übertragbar und für diese Kulturkreise beständig sind. Vielmehr müsste „der Westen“ begreifen, dass diese Länder eine eigenständige und eben nicht konforme politische und religiöse Wertekultur hat, die ihre legitime Berechtigung in ihren Kulturkreisen hat.
    Und ebenso müsste der „Westen“ begreifen, dass es kulturelle und religiöse Grenzen für Integration gibt. Und weil ich das weiß, bin ich skeptisch, denn die Probleme mit Integration, die man in Deutschland hat, sind nicht durch die „Ausländer“ gekommen, sondern einzig durch eine total verfehlte Integrationsvorstellung und folglich verfehlte Integrationspolitik.


    Letztlich muß klar sein, ich habe kein Problem mit dem Islam, doch der Islam hat eins mit mir, weil ich dessen Vorstellungen von religiöser Lebensweise nie und nimmer entsprechen kann, doch genau das gilt als göttliches Dogma. Und letztlich bedeutet das, ich kann mich nur diesem islamischen Anspruch solange entziehen, so lange er nicht lebensbestimmend für mich ist und das geht nur in der westlichen Welt – noch!

    Absalom

  3. #33
    luxdei Gast

    Standard

    Ok, dann verstehe ich jetzt, wie Du es meintest.

    Dennoch Widerspruch in einem Punkt. Nur weil die Zivilisierung des Christentums in der Tat sehr lange dauerte, muß es beim Islam zwangsläufig ebenso lange dauern?
    Ein wesentlicher Unterschied liegt m.E. darin, daß wir heute Modelle und Theorien für solche Phänomene haben. Ingroup-Outgroup-Prozesse, soziale Konflikte sind keine unbekannten Wesen mehr. Integration ist zwar nach wie vor nicht mach-, aber dennoch gestaltbar.

    Gruß
    LD


 

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