Die Engel Gottes
Klar muss man sagen, dass über die Erschaffung und Herkunft der Engel die Bibel keine klare Auskunft gibt.
In der ganzen Bibel wird von Engeln berichtet, die in das Schicksal der Menschen eingreifen. Zunächst verstand das Tenach unter einem Engel nicht immer nur einen himmlischen Boten, das Wort mal’ak (Malach) bezeichnet vielmehr auch einen menschlichen Boten, der, von seinem Auftraggeber mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet, einen bestimmten Auftrag zu erfüllen hatte (Genesis 32, 4; Numeri 20, 14). In dieser Funktion war der Bote mehr als ein Träger von Nachrichten, formulierte er seine Botschaft grammatisch doch meist in der Ichform, was den Herrscher als persönlich anwesend gelten ließ. Häufiger jedoch als der menschliche Bote treten in der Bibel die Engel Gottes beziehungsweise die Engel des Herrn auf, über deren Aussehen unterschiedlich berichtet wird.
Engel können einerseits in menschlicher Gestalt erscheinen, so dass ihre himmlische Herkunft nicht gleich erkennbar ist (Josua 5, 13). Andererseits wird ihr Aussehen oft auch als erschreckend geschildert (Richter 13, 6); sie können lodern wie eine Flamme (Exodus 22, 22) oder glänzen wie ein Blitz. Von Flügeln ist in der Bibel entgegen der heute geläufigen Vorstellung nur bei Seraphim und Cherubim die Rede (Jesaja 6, 2).
Der Aufgabenbereich der Engel ist vielfältig. Sie sind beschrieben als überirdische Wesen, die als dienstbare Geister dem Herren Zebaoth (hebräisch: Heere; daher: Herr der Engelsheere) untertan sind und, obwohl sie mit großen Vollmachten ausgestattet sind, niemals eigenmächtig handeln. Als Boten Gottes überbringen sie u. a. Aufträge, Ermahnungen, Hilfeversprechen oder Strafandrohungen. Sie fungieren als Vermittler (Hiob 33, 23-25), Beschützer einzelner Personen (Genesis 21, 17), oder eines ganzen Volkes (Exodus 14, 19), ebenso können sie aber auch als Vernichtung bringende Engel in Erscheinung treten (2. Samuel 24, 16). Weiterhin spricht die Bibel von Engeln, die in keinem Kontakt mit den Menschen stehen, sondern in ewigem Lobpreis um den Thron Gottes stehen (1. Könige 22, 19).
Im Hinblick auf die Anzahl der Engel nennt die Bibel „zehntausendmal Zehntausende” und „zwanzigtausendmal Zehntausend” (Daniel 7, 10; Offenbarung 9, 16), eine Zahl, die nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern deuteten will, dass die wahre Anzahl der Engel das Zählvermögen des Menschen übersteigt.
Der strenge Monotheismus hindert das Judentum nicht, die Existenz einer reichen geistigen Welt anzuerkennen, eine Welt voller Wesen ohne irdischen Körper, unterschiedlichster Grade und Eigenschaften. Der jüdische Monotheismus ist somit ganz im Sinne des Pauluswortes aus 1. Korinther 12,6 zu verstehen: Es gibt verschiedene Kräfte, aber nur einen Gott, der in allen alles bewirkt.
Samu
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