Was die in diesem Thread aufgestellte Behauptung betrifft, das Christentum sei ein Ableger des Buddhismus, möchte ich zusätzlich zu den schon vorgebrachten Gegenargumenten auch noch auf die historische Situation verweisen:
Das griechisch-baktrische Reich ist ein faszinierendes Phänomen, und ja, es war in seinen späteren Jahren, vor allem dann auch in seiner Fortsetzung als indo-griechisches Reich, stark buddhistisch geprägt. Allerdings war das zu einer Zeit, als es durch die Eroberung der östlichen Provinzen des Seleukidenreiches durch die Parther vom Kontakt zur Mittelmeerwelt schon weitgehend abgeschnitten war. Das sehen wir auch daran, dass die griechischen und römischen Historiker kaum noch etwas über dieses Reich im Osten zu berichten wussten, während sie sich mit den ersten Herrschern noch recht ausführlich beschäftigt hatten. Es scheinen also kaum noch Nachrichten in den Mittelmeerraum gelangt zu sein. Daran scheint auch der durchaus bestehende Seehandel zwischen dem ptolemäischen bzw. später römischen Ägypten und Indien nichts geändert zu haben. Man sollte die wechselseitige kulturelle Beeinflussung also keinesfalls überschätzen.
Mit Verlaub: Tacitus war ein angesehener römischer Senator und Ex-Konsul. So jemand liest doch keine religiösen Schriften einer kleinen orientalischen Sekte. Für sein Werk hat er vor allem die (leider verlorengegangenen) Werke älterer Historiker benützt.
Dass für Tacitus die Existenz Jesu kein Gerücht, sondern eine Tatsache war, zeigt seine Wortwahl: Die entsprechende Stelle lautet: "Auctor nominis eius Christus Tibero imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat.", also: "Der Urheber dieses Namens [gemeint ist: Christen], Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden." Tacitus stellt das also als Tatsache hin. Hätte er ausdrücken wollen, dass das nur eine Behauptung der Christen ist, hätte er (gerade Tacitus legte auf hohe sprachliche Präzision wert) das auch zum Ausdruck gebracht, z. B. durch Verwendung des Wortes "dicitur" oder "traditur" ("es wird gesagt" bzw. "es wird überliefert"), womit lateinische Autoren die Wiedergabe von Gerüchten anzeigten.
Sueton war ein hochrangiger kaiserlicher Beamter, der berufsbedingt Zugang zu den kaiserlichen Archiven hatte, also die dortigen Dokumente für seine Kaiserbiographien verwerten konnte. Sein Wissen über die Christen wird er also eher aus amtlichen Aufzeichnungen geschöpft haben.
Lesezeichen