Mission in Israel ist ein ganz heißes Thema auch in der israelischen Gesellschaft!

Ich möchte dazu einige Gedanken loswerden, weil ich selbst intensiv dieser Thematik ausgesetzt war und bin.

Grundsätzlich gibt es zumindest von ganz offizieller Seite keine Aversionen gegen den christlichen Glauben! Das ist eine Tatsache, die sich z. B. darin widerspiegelt, dass Israel eines der Länder ist, welches mit die größte Anzahlen flüchtiger Christen aus moslemischen Ländern aufnimmt. Ich habe das selbst in Israel erlebt und war entsetzt wie wenig Bereitschaft gerade Europa gezeigt hat, verfolgte Christen aus Ägypten, Palästinensergebieten oder dem Libanon aufzunehmen. Das betrifft ganz besonders koptische und libanesische Christen (Maroniten).

Die christlichen Gruppen in Israel genießen Religionsfreiheit und stehen sogar unter besonderen Schutz des Staates.

Ein anderer Punkt ist die massive Einwanderungswelle von „Juden“ aus Osteuropa, die besonders in Russland selbst, schon intensiv missioniert wurden und werden. Nicht nur, dass es oftmals bei diesen einen Missbrauch der Einwanderungsbestimmungen gibt, um der Armut aus Russland zu entfliehen, sondern Israel wird gerade zu als Sprungbrett in die USA oder nach Europa missbraucht. Auch tun sich gerade viele Neueinwanderer sehr schwer mit einer Integration in die israelische Gesellschaft, weil vorbereitende Maßnahmen zur Übersiedlung nach Israel, die von Israel in Russland angeboten werden, durch Missionsgruppen torpediert werden. In Israel hat genau dieser Sachverhalt schon heftigste Diskussionen ausgelöst und führt immer mehr dazu, solchen Gruppen die Einreise nach Israel zu verweigern, da früher oder später diese Menschen doch in aller Regel Israel verlassen um dann durch ihren Sonderstatus innerhalb der USA oder Europas auszusiedeln. Ich persönlich kenne viele Beispiele persönlich. Zudem ist der wirtschaftliche Schaden für Israel enorm!

Mission in Israel ist zugleich heftig umstritten. Auch dafür gibt es triftige Gründe. Zum einen ist es nun einmal so und das muss man zur Kenntnis nehmen, dass der jetzige offizielle christliche Glaube grundsätzlich dem jüdischen Glauben widerspricht. Das ist allerdings nicht bei allen Glaubensgemeinschaften so und diese genießen in Israel selbst auch Ruhe, werden sie doch indirekt als jüdische Gruppen anerkannt. Allerdings haben es gerade diese Gruppen in den letzten Jahren sehr schwer in Israel, weil sie zunehmend mit christlichen Freikirchen der USA in Verbindung gebracht werden, obwohl geradezu eine Zusammenarbeit ausgeschlossen wird. Hintergrund ist hier, dass durch missionierte Juden der USA Gemeindegründungen in Israel betrieben werden, die sich ganz ähnlich strukturieren und darstellen, wie alt eingesessene „messianische“ Gemeinden. Ja selbst deren Namen hat man übernommen – messianisch – was immer mehr dazu führt, dass die „Urgemeinden“ sich nicht mehr so bezeichnen und so verstanden wissen wollen. Mittlerweile ist es sogar so, dass sich diese Gemeinschaften aus der Öffentlichkeit gänzlich zurückziehen, um Verwechselungen oder eventuellen Problemen in der Zukunft aus dem Weg zu gehen.

Ein weiterer Punkt ist die zum Teil sehr aggressive Missionsart, die millionenschwer aus den USA und Europa betrieben wird. Genau hier gebe ich Alef Recht, denn teilweise lässt diese Art böse Erinnerung wach werden. Doch genau hier liegt auch ein Dilemma für Israel, denn Israel ist nicht nur politisch, sondern auch ökonomisch gerade zu abhängig vom Westen und genau dieser Sachverhalt wird immer deutlicher zur Trumpfkarte und hier insbesondere aus den USA. Der unglaubliche politische Machteinfluss religiöser Gruppen in den USA auf die Politik, bekommt auch Israel zu spüren. Doch genau das wird zunehmend in der israelischen Gesellschaft als ganz negativ beurteilt. Es mag keinen verwundern, wenn man heute in Israel kaum noch eine öffentliche Einrichtung der Sozialfürsorge und auch im Bildungsbereich entdeckt, wo nicht religiöse Sponsoren aus der USA oder Europa drin sind. Es ist naiv zu glauben, dass diese nicht indirekt Einfluss ausüben. Viele Politiker in Israel sprechen deshalb schon von einer Unterwanderung und Aushöhlung der israelischen Gesellschaft und fordern Sanktionen gegen diese Zustände. Genau hier liegt der Grund für ein erweitertes Missionsverbot, was es ja bereits gibt, um die Hintertüren, insbesondere durch sog. soziale Zuwendungen zu schließen. Längst gibt es ein regelrechtes Versorgungsnetz von Kirchen, die ganz intensiv Familien unterstützen, allerdings eingebunden in Missionsarbeit. Hier ist ebenso eine Fragen stellende Kritik und Diskussion in der Gesellschaft, ob humanitäre Hilfe mit Mission gekoppelt sein soll. Die israelische Gesellschaft antwortet darauf klar mit nein. Denn sie missioniert auch nicht bedürftige Gruppen, die in Israel eine neue Heimat suchen und finden (Kopten, Maroniten, Beduinen, Drusen, etc).

Ich bin davon überzeugt, dass diese Art von Mission an Israel scheitern muss, denn noch immer stellt sich mir die Frage, zu was sollte sich ein Gottesgläubiger Jude bekehren? Zu Gott? Zudem sollte jeder Nichtjude eins verstehen, Glaube und Volk, bilden eine Einheit, ein Fakt, der dem Christentum gänzlich fremd ist, denn das Christentum hat keine nationale Bindung. Alle Bündnisschlüsse Gottes mit seinem Volk, setzen aber das gerade immer voraus!

Ich bin davon überzeugt, dass Gott selbst eines Tages seinem Volk, seinen Messias vorstellen wird und war es nicht Paulus selbst, der dies ganz deutlich im Römerbrief so aussagt, nämlich dann, wenn das Maß der Heiden voll ist!


Samu