Auf Wunsch noch einmal der Text!

Jesus und die 2000 Schweine des Markus eine exegetische Untersuchung


Mal wieder hat sich Samu an die Bibel herangewagt um einer Frage nachzugehen. Vorgeschichte 1: Vor nicht all zu langer Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem Bauern, der sehr „Gottesfürchtig“ ist und sich wünschte als Schweinezüchter von mir das Geheimnis zu erfahren, wie man eine Herde von 2000 Schweinen halten kann. Scheinbar war es zu biblischen Zeiten möglich (Markus 5/13), was selbst der heutigen Nutztierhaltung kaum möglich ist. Noch interessanter fand er diesen Aspekt unter dem Gesichtspunkt, dass auch Hausschweine nur in Käfighaltung in größeren Stückzahlen zu edlen Schnitzeln heranwachsen könnten, da sie ja bekanntlich Rudeltiere und keine Herdentiere wie z.B. Rinder sind. Nun, ich denke eine berechtigte Frage, eines Menschen, der gerne um die biblischen Geheimnisse oder besser in diesem Fall „Merkwürdigkeiten“ Aufklärung wünscht, da er weiß, von was er spricht und sich zudem geehrt fühlt, dass sein Beruf biblische Erwähnung findet (Schweinehirt Mk. 5/14).
Nun, um des Schnitzels willen ;-) habe ich mich dieser Frage gestellt.

Vorgeschichte 2: Ich wurde neulich von einem aufrechten Gläubigen gefragt, wie biblische Exegese praktisch funktioniert. Nun warum nicht das eine Thema mit dem anderen Verbinden dachte ich und bringe es hier beispielhaft an.


In der Tat ist es so, dass Markus hier von 2000 Schweinen spricht, eine gewaltige Herde, die durch Ertrinken zu Tode kommt. Ich habe mir im Vorfeld zu dieser Textuntersuchung mal ein Bild von einer Herde afrikanischen Gnus angeschaut, auch in etwa 2000 Tiere und muss sagen, dass ist wirklich sehr beeindruckend. Da ich es mir mit der Bibel nie leicht mache und schon gar nicht mit den geschriebenen Texten, habe ich mich mal schlau gemacht, wie viel Hirten für eine Schafherde von ca. 2000 Tieren nötig wären um sie zu bewachen. Nach Auskunft eines Schafzüchters, wären ca. 15 Hirten und ca. 20 -30 Hunde nötig, was allerdings zum scheitern verurteilt wäre, da man unmöglich so eine große Anzahl von Hunden einsetzen könnte. Die Hirten und die Hunde, ja nicht zuletzt die Schafe wären hilflos überfordert.

Nun kommt der nächste Schritt, man schaue sich die Vergleichsstellen in der Bibel an.
Diese wären dann (Matthäus: 8/28-34 + Lukas 8/26-39).
Der erste Eindruck, keines der Evangelien erzählt gleich lautend diese Geschichte. Bei Matthäus sind es zwei Besessene, bei Markus von 2000 Schweinen die Rede und bei Lukas ist der Text so, wie man ihn eigentlich erwarten könnte, in sich stimmig. Was als nächstes auffällt, ist die Örtlichkeit Gerasa. Man nehme sich also eine biblische Landkarte. Da ist die nächste Auffälligkeit, dieses Gerasa ist ca. zwei Tagesreisen zu Fuß vom Ufer des Sees entfernt. Doch welcher See ist gemeint? Es gibt nur einen See in der ganzen Gegend und zwar der See Genezareth. Also eine beträchtliche Strecke, die, die Schweine zurücklegen mussten. Man stelle sich vor, eine Herde von 2000 Schweinen rast zwei Tage quer durch Israel?

Also hier kann etwas in sich nicht stimmig sein, merkt der Exeget ganz schnell.
Nun beginnt das berühmte Suchen und Finden. Man nimmt, andere Textübersetzungen, lateinisch und griechisch. Wenn keine Lösung in Sicht, beginnt die Rückübersetzung des Textes ins Hebräische und siehe da, man wird zu 99% fündig. Was ist Markus oder besser seinen späteren Redakteuren passiert. Matthäus und Lukas sprechen nur von einer Herde – großes Rudel – also schon eine Herde.
Matthäus lässt deutlich erkennen, dass er die Worte Ba`alafim benutz was wörtlich: „in Rudeln oder in Scharen“ also mehrere Rudel – Schar – kleine Herde, meint. Doch wie kommt Markus zu seinen 2000 Schweinen? Nun, da der hebräische Buchstabe „Beth“ und „Kaf“ sehr ähnlich sind, was auf oft benutzten Schriftrollen, die damals gebräuchlich waren, zur Verwechslung führen kann, scheint hier genau das geschehen zu sein. Aus Ba´alafim wurde Ka`alafim was ganz leicht als K`lapaim gelesen wird, was „etwa zweitausend“ bedeutet.
Doch noch ein wichtiger Tatbestand kommt hinzu, da in der hebräischen Sprache in aller Regel ohne Selbstlaute geschrieben wird – also die Buchstaben: A (nur in Ausnahmen geschrieben), E, I, O, U, Ä, Ö, Ü, erklärt sich ganz offensichtlich dies Verwechslung.

Also ich konnte den Bauern beruhigen, es war auch zur Zeit Jesus nicht üblich und möglich 2000 Schweine zu halten.

Zwei Fragen bleiben jedoch unbeantwortet. 1. Woher kommt bei Matthäus der zweite Besessene, den Lukas und Markus nicht kennen? 2. Was hat es mit der Kleinstadt Gerasa auf sich und dem langen Schweineritt zum See Genezareth? Hier ergeben sich zwei Möglichkeiten. Entweder gibt es hier einen zweiten Ort mit gleichem Namen, der allerdings bisher nicht bekannt ist, oder dieser See war eine Art kleiner Tümpel am Ort Gerasa, der zum See wurde.
Auch die antiken Theologen fanden auf diese letzten zwei Fragen keinerlei Antworten.

Ein kleines Beispiel für funktionierende biblische Exegese!

Viel Spaß beim Nachlesen, Nachforschen und Nachsinnen!


Samu