Hallo zusammen,

zunächst @Lorchen: Gut erkannt!
Und dann @ meine liebe Freundin Fischi:

Natürlich liegt da der Unterschied zwischen uns beiden, aber kann es Weiß geben, ohne daß es auch Schwarz gibt? Ich denke nein. Das Thema hatten wir vor Längerem in einem anderen Forum schon mal aufgegriffen. Wenn Gott sagt, heiß oder kalt, entscheide ich mich für kalt. Weil er ja meine eigene Entscheidung von mir fordert (zumindest steht das so in dem dicken Buch, das ich schon aufgrund seiner Existenz anzweifle).

@Topic werde ich jetzt mal ganz ketzerisch (verbrennt mich bei Gelegenheit, Termine sind noch frei): Es mag Menschen geben, deren gesamtes Leben von irgendwelchen Spielen abhängig ist. Es mag andererseits Menschen geben, die sich genauso "süchtig" in die Bibel, den Koran, die Torah hineinsteigern, ohne die Inhalte zu hinterfragen.

Die Gemeinsamkeit von beiden: Sie haben die Essenz nicht begriffen. Die Essenz eines Videospiels ist ein Konglomerat von Pixeln und Tönen, geschaffen um die allzu menschliche Vergnügungssucht zu befriedigen und Geld zu produzieren.
Die Essenz eines religiösen Werkes ist ein Konglomerat aus Schrift und Papier, geschaffen um die allzu menschliche Sucht nach einer Begründung für das eigene Sein zu befriedigen und ihn steuerbar zu machen.

Beeinflussung, Suchtverhalten und Perversion können beide hervorrufen. Wo ist denn der Unterschied zwischen

1. dem Kamikazeflieger für "seinen" Kaiser im 2. Weltkrieg
2. dem islamischen Terroristen für "seinen" Djihad
3. dem Inquisitor für "seinen" Gott

... und vielleicht auch
4. dem drogenabhängigen Totschläger für ein Löffelchen Stoff

???

einen Menschen zu erkennen der einer Sucht oder einer Perversion verfallen ist und nicht mehr alleine davon los kommt. Ich wünschte du würdest nur für einen kleinen Moment deren Verzweiflung fühlen und dann erkennen, dass man solchen Menschen helfen muss und nicht noch den letzten Schuss gibt.
VETO!!!!! Der Mensch aus meinem Beispiel war nicht verzweifelt. Niemand, der nach irgend etwas süchtig ist, ist verzweifelt aufgrund seiner eigenen Sucht. Und wenn er "die Kurve kriegt", dann auch nur, weil es seine eigene Entscheidung ist. Genau so, wie es seine Entscheidung war, sich der Sucht hinzugeben.
Fordert nicht auch die Bibel Entscheidungen? Fordert sie nicht von uns blindes Vertrauen in einen Gott der Vergebung?

Ipso facto: Wenn sich jemand dafür entscheidet, den letzten Schuß von mir zu bekommen, soll er ihn haben und mit den Konsequenzen leben. Ich selbst treffe ebenfalls jeden Tag Entscheidungen, von denen manchmal auch Arbeitsplätze abhängen, aber ich allein habe das zu verantworten.

Ich weiß genau, dass Gott dich lieb hat so wie er auch mich liebt, doch ich weiß auch, dass er nicht gut heißen wird wie du mit Menschen Schicksalen umgehst.
Wenn Gott meint, er muß mich liebhaben, darf er das gerne tun. Menschenschicksale allerdings entspringen in der Regel den Entscheidungen der Betreffenden. Versteht mich nicht falsch, auch ich bin der Meinung, daß Menschen geholfen werden muß, die aufgrund höherer Gewalt in Notlagen geraten sind.
Aber bitte verschont mich mit denen, die bereits so dekadent sind, daß sie erst Tausende von Euros für ihr Vergnügen (VERGNÜÜÜÜGEN!!) raushauen. Wir erinnern uns dann an die klitzekleine Strafaktion gegen Sodom und Gomorrha? Ich wette, auch in diesen Städten hat manch ein "Kunde" geweint, weil er meinte, seine "Dame" habe ihn ausgenommen. Pech gehabt.

Was ich mir wünsche wenn wir beide uns im Messenger begegnen ist, dass du etwas von unseren Gesprächen die wir führen mit in dein Leben hinein nimmst.
Das tu ich jedes Mal. Und mit jeder Begegnung hoffe ich, daß es Dir genauso ergeht. Wer wirklich Menschen helfen will, der muß die Motive der Menschen begreifen. Muß wissen, warum sie tun, was sie tun.
Fischi, Du bist ehrlich zu Dir selbst, ich bin es auch. Wir beide können und wollen nicht aus unserer Haut.
Und obwohl wir uns in verschiedenen ethischen Lagern angesiedelt haben, so haben wir doch eine wesentliche Gemeinsamkeit, die gar nicht falsch sein kann: Wir respektieren einander.

Während des 3. Kreuzzugs wurde Richard Löwenherz verwundet; Sultan Saladin, sein Gegenspieler, stoppte den Krieg und ließ ihm frisches Obst zukommen, damit er bald wieder genesen würde.
Als Löwenherz nach der Schlacht bei Akkon (1194 n.Chr) 3000 muslimische Gefangene töten ließ, verzichtete Saladin auf Rache und ließ seine christlichen Gefangenen am Leben.

Warum ich jetzt damit komme? Weil ich der Meinung bin, daß jeder Mensch Einfluß auf sein Schicksal nehmen kann und auch muß. Das Ausmaß dieses Einflusses entscheidet letztendlich über die Achtung, die ihm von anderen entgegen gebracht wird. Sicher, die Bibel verlangt von ihren Anhängern, niemanden gering zu achten. Kann ich für meinen Teil so nicht übernehmen, tut mir Leid. Denn für mich geht es um Authentizität. Daraus entsteht Noblesse. Und ich achte Dich, meine liebe Fischi, weil Du nobel genug bist, andere Meinungen zuzulassen, was ich auch mir selbst zuschreibe.

Fazit: Ich habe zwar mittelbar oder unmittelbar mit anderer Menschen Schicksal zu tun, der einzige akzeptable Vorwurf gegen mich ist allerdings der, daß ich mich grundsätzlich nicht einmische, wenn sie aufgrund eigener Entscheidungen ihr Leben gegen die Wand fahren möchten.

Nun seid Ihr dran. Ich geb ne Runde Streichhölzer aus!
Gruß
Paradigma