Hallo zusammen,
es juckt mich recht selten, mal wieder in Foren was zu posten, zumal selbige für eine sehr Lange Zeit Dauerbestandteil meines Lebens waren, bis ich die Erfahrung machen durfte, daß ich deutlich besser lebe, wenn ich mich zurückhalte.
Denn warum mit Leuten diskutieren, die man nicht mal kennt?
Für die, die es nicht wissen, ich bin in Chefposition in der Werbeabteilung einer Internetfirma. Name wird nicht genannt.
Selbige beschäftigt sich mit allen Arten von "Entertainment", dazu gehört natürlich auch erotischer Content (geht jetzt ein Aufschrei durch die Masse?)...
Vor 2 Wochen haben wir ein Singleportal lanciert, das sich mittlerweile bereits den Anmeldungen von über 1.500 Usern erfreut.
Es ist eindeutig immer wieder spannend, zu sehen, wie die Menschen der Neuzeit mit dem Entertainment-Aspekt des Internet umgehen. Die einen verchatten in -gebührenpflichtigen- Chatsystemen Unsummen, andere lassen in der virtuellen Welt das wirkliche Leben derart schleifen, daß sie noch nicht mal mehr den Gang zum Supermarkt aus eigener Kraft schaffen.
Stellt sich natürlich die Frage, wer besser abschneidet: der, der sich in den Welten seines Browsergames die Nächte um die Ohren schlägt, nur um "Erfolge" irgendeiner Art zu erzielen, weil er genau weiß, daß er im wirklichen Leben keine wirklichen Chancen hat?
Oder vielleicht jener, an dessen Ruin (ich gebe es zu und stehe dahinter) ich aktiv mitarbeitete.
Denn dieser gute Mann (und das ist jetzt eine Geschichte aus dem wahren Leben) landete vor Jahren mal in einem Erotikchat (damals pro Minute 1,50DM), bei dem ich als Animateur beschäftigt war. Anders gesagt, ich gab mich als Frau aus und befriedigte seine Fantasien. Natürlich nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen. Gekostet hat ihn das im Endeffekt sein Haus, seine Frau und seinen Job, das alles für die Kleinigkeit von 32.500DM.
Kommen wir zur Gretchenfrage: Warum macht dem ollen Paradigma das so überhaupt nichts aus?
Einfach: Erstens kenne ich seine Fantasien, aber nicht die Person dahinter und außerdem, das ist der Punkt, hat er selbst und niemand anders die Entscheidung zu treffen, ob ers denn tut. Zweitens gerät niemand "aus Versehen" in so etwas hinein. Und drittens hat jeder für seine Entscheidungen die Konsequenzen zu tragen.
Sicher kann man leicht alles verteufeln, von Hip Hop bis WoW, aber ist es nicht jedem selbst überlassen, ob und wie er damit umgeht?
Bezüglich Second Life finde ich die Idee dahinter ausnehmend genial (ich weiß noch nicht, ob "ausnehmend" hier vielleicht einen Doppelsinn hat??); wenn sich jemand SL zur ersten Heimat nimmt, soll er. Das zeigt zwar, daß er seine Defizite nicht reflektiert, aber niemand von uns kann die Verantwortung für alle Individuen dieses Planeten übernehmen.
Soweit von mir, eine überaus bezaubernde reale Kollegin wartet auf den großen Meister *gg*
Paradigma
legi, intellexi, condemnavi
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