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Thema: Second Life

  1. #1
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    Standard Second Life

    Das Phänomen Second Life

    Die Schwelle zwischen Sein und Schein zwischen Wirklichkeit und Fiktion ist praktisch eingeebnet.

    Vor 4 Jahren gründete der Physiker Philip Rosedale im endlosen digitalen All des Internets einen virtuellen Planeten. Dieser Virtuelle Planet besteht aus einem Hauptland sowie einer Kette von Inseln die sich erwerben lassen von sogenannten Avataren.

    Avatare sind jene Duplikate die von den Teilnehmern als ihre Stellvertreter geschickt werden.

    Im vergangenen Oktober waren eine Million Avatare in dieser Virtuellen Welt unterwegs, im Dezember 2 Millionen und zum heutigen Zeitpunkt 3,5 Millionen. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, aber wer Land oder Inseln kaufen möchte, braucht den Premium Pass für mindestens sechs US Dollar im Monat. Jeden Tag werden hier nach Angabe der Betreiberfirma Linden Lab eine Million echter Dollar umgesetzt.

    Die Währung in Second Life ist der Linden Dollar. Für einen US Dollar Einsatz erhält man rund 270 Linden Dollars. Kaufen kann man fast alles – vom T-Shirt bis zur Immobilie.
    Der Rücktausch virtuellen Vermögens in echte Dollars ist möglich. Spieler können somit auch echtes Geld verdienen.


    Second Life beherbergt mittlerweile eine Dependance der Nachrichtenagentur Reuters und Filialen der Modehäuser Adidas und American Aparele. Toyota und Nissan haben in Second Life Verkaufs- und Ausstellungsräume. In dieser Virtuellen Welt gibt es unzählige Bars und Discos und all dies besteht aus dem Nichts, aus einem Datenstrom – und ist Virtuelle Reality.

    Im Zentrum von Second Life stehen Szene Partys – Konsumwelten. Dort kann man einkaufen, andere Avatare kennenlernen, mit ihnen Chatten oder gar Sex haben. Über die Tastatur werden Texte eingegeben und neuerdings wird auch Sprache übermittelt. So werden Avatare zu echten Gesprächspartnern oder gar Geschäftspartnern bis hin zu Liebschaften.

    Im Moment wird eine virtuelle Internet Kirche für die amerikanische Life Church – eine der Einflussreichsten der USA fertig gestellt.

    Neben den Amerikanern und den Franzosen, stellen die Deutschen das stärkste Kontingent, und gründeten als Erste, was niemand sonst hat; ein Arbeitsamt.

    Ein virtueller Prototyp hat die Arena eines neuen Menschenbildes betreten – ewig jung, ewig agil, metropolitan einsam und doch unendlich vernetzt.

    Es macht den Eindruck, als hätten die Avatare die alte Welt und ihr altes ursprüngliches Leben satt und erschafft sich selber eine Neue künstliche Welt. Zum ersten Mal simuliert der Mensch die Erschaffung der Welt und die Selbsterschaffung gleich mit. Diese Neue Welt wird gefüllt mit narzisstischen Selbstbildern, mit umwerfend begabten, gutaussehenden künstlichen – „Ich`s“.


    Hier nur eine kurze Zusammenfassung was sich in der virtuellen Datenwelt mittlerweile abspielt. Gerne würde ich euere Meinung dazu hören. Wo seht ihr die Gefahren? Wo bleibt die wahre Identität? Wo bleibt der Mensch hinter den Avataren – stumpft der Mensch dahinter ab? Was spielt sich ab, wenn nach stundenlangen Traumwelten bauen der Mensch in die Realität hinaus tritt?

    Lasst uns drüber reden und aufklären…

    Ich habe vor 14 Tagen das erste Mal von Second Life gehört und mich beschäftigt seit ein paar Tagen was für Ausmaße so eine Scheinwelt noch annehmen kann.

    Eure Fischi

  2. #2
    Sonnenwende Gast

    Standard

    Liebe Fisch,

    auch ein Chat stellt eine virtuelle Welt dar, virtuelle Freundschaften zwischen Menschen, die gar nicht wissen, ob sie so wirklich existieren. Nein, der Mensch erschaffft damit keine neue Schöpfung, sondern lediglich ein Trugbild der selben und von sich selbst und wer dort exisiteren will, exisitiert eben in einer Trugwelt. Ein Spiel ,dass eine Welt simuliert, die so nicht existent ist. Im Grunde ist es auch ncihts anderes, als sich an den Leitbildern irgendwelcher Fernsehhelden zu orientieren, die Kunstwelt hat bereits mit der Fernsehunwirklichkeit längst eingesetzt. Und dieses Spiel ist, wie soviele andere eben auch, ein gutes Geschäft für die Bereiber.
    Viel schlimmer finde ich , dass wir in unserme Wohlstand alle in einer Trugwelt exisitieren, denn wir erkennen nicht das Leid anderer Menschen, auf deren Kosten wir alle leben und schlimmer noch, mit
    einer Spende fühlen wir uns als Wohltäter und führen uns immerweiter in die falsche Welt vermeindlicher Überlegenheit gegenüber anderen.

    Im grunde geht es immer um Flucht - anstatt sich dem Leben zu stellen, sucht man in Äußerlichkeiten, denn nichts anderes sind solche virtuellen Daseinsformen , sein inneres Heil und wird dort wie woanders eines Tages festestellen, dass es einem zu nichts Nütze gewesen ist. Für mich nur eine weitere Form des Selbstbetrugs am Dasein.
    Es geht am Eigentlichen vorbei, an der Wahrheit der Gnade Gottes und der Liebe Jesus des Christus für uns Menschen.

    Mit ganz lieben Grüßen
    Kirsten (Sonnenwende)

  3. #3
    JC-Freak Gast

    Standard

    Ich denke, das kann - wie alles - gut und schlecht laufen;

    Flucht vor Realität, Verlust des Realitätssinns, Entgleiten des Lebens,... alles möglich!

    Ebendso: blos ein wenig rumspielen, entspannen, Spaß haben.

    Denn was ist ein Kinobesuch, das Lesen eines Romans oder das kindliche Barbiespiel anderes?

  4. #4
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    Standard

    Hi zusammen,

    bin hier gradmal drüber gestolpert und wollte eine ähnliche Story hinzufügen.. was so etwas aus einem Menschen machen kann.

    Aber zuerstmal meine persönliche Meinung über das Second Life: Ich finde, dass es totaler Blödsinn ist. Wer schonmal in einer echten Disco war, wird diese einer "Second Life Disco" vorziehen. So eine virtuelle Welt ist eher eine Flucht für diejenigen die im real life nicht unbedingt "glücklich" sind. Wenn es im Rahmen bleibt d.h. 2x die Woche 2h dann ist das wiederum was anderes.

    Eine interessante Geschichte hat uns mein Fussballtrainer gerade vor 2 Wochen erzählt. Ein Arbeitskollege von ihm ist begeisterter Second Life Spieler und erzählt dann währrend der Arbeit immer von seinen "tollen" Aktionen die er dort erlebt hat (z.B. Sex am Strand mit einer Unbekannten usw.). Unser Coach meinte nur, dass er wohl etwas an der Waffel hat und alle über ihn lächeln.

    Der kommende Artikel ist echt heftig, hierbei geht es um WoW (ein Rollen-PC-Spiel.. ) ich selbst kenn es nicht hab es mal bei einem Freund gesehen..
    Diesen Artikel müsst ihr euch mal durchlesen! Es geht um einen Jungen, der dieses Spiel anfing und dadurch alles verloren hat..

    ##########################################
    ##########################################

    Untertitel: “Es ist der 11. Februar 2005 und heute begehe ich einen der größten Fehler meines Lebens”

    Bisher habe ich das Online-Rollenspiel World of Warcraft, kurz WoW genannt, und auch andere Rollenspiele nur am Rande wahrgenommen und nie selber aktiv ausprobiert.

    Via Oliver Münk bin ich nun auf ein bemerkenswerten und erschreckenden Beitrag in einem WoW-Forum aufmerksam geworden, in dem ein jetzt wohl 24jähriger seinen Werdegang beschreibt, seit dem vor 2 Jahren mit WoW begonnen hat.


    Es folgt der gesamte Forums-Beitrag, ich verwende in diesem Fall aufgrund besserer Lesbarkeit allerdings keine Zitat-Formatierung, sondern kennzeichne Anfang und Ende mit 2 Trennlinien.


    --------------------------------------------------------------------------------

    Mit diesem Artikel möchte ich auf eine zunehmende Gefahr hinweisen, die meines Erachtens soviel Suchtpotential in sich birgt und so einen großen Einfluss für die heutige Jugend darstellt, dass man sie in naher Zukunft neben Drogen&Alkohol zu einer der größten Bedrohungen für heranwachsende Menschen zählen muss. Die Rede ist von Online-Spielen wie World of Warcraft, die neben einem starken Realitätsverlust auch zur sozialen Abgrenzung führen. Dazu nun mein eigener Erlebnisbericht.

    Tag 1:
    Mein Name ist Andy, ich bin 22 Jahre alt, lebe in einem sehr geordneten & harmonischen Familienhaushalt, bin ein überdurchschnittlicher Schüler, wiege 80 Kg und treibe seitdem ich auf 2 Beinen stehen kann regelmäßig Sport auf fast schon professioneller Basis. Laut des letzten Fitnesstest wurde mir ein biologisches Alter von 20 Jahren errechnet, bei einer überdurchschnittlichen Kondition, was auch darauf zurück zu schließen ist, dass ich weder rauche, noch Alkohol trinke. Ich bin also für mein Alter fiter, als ich sein dürfte! Ich darf mich in einem sehr großen Freundeskreis einer überaus großen Beliebtheit erfreuen und habe eine bildhübsche Freundin an meiner Seite, um die mich viele meiner Mitmenschen beneiden. Neben dem Sport und meiner größten Leidenschaft, der Musik, (ich spiele Gitatarre&Klavier) habe ich unzählige Hobbys in die ich all meine Freizeit stecke. Es ist der 11.Februar 2005 und heute begehe ich einen der größten Fehler meines Lebens.

    Der Tipp eines Freundes macht mich auf das Online MMORPG-Spiel World of Warcraft aufmerksam, dass am heutigen Tag sein Erscheinungstermin feiert. Da das Wetter immer noch sehr ungemütlich ist und ich für ein bisschen Abwechslung in meinen, in letzter Zeit etwas öden Alltag bringen möchte, entscheide ich mich dazu dieses Spiel zu kaufen um mir ab und an mal einen Eindruck davon verschaffen zu können.

    Zu Hause angekommen installiere ich das spiel und sammel in den folgenden 2 Stunden die ersten Eindrücke, einer sehr farbenfrohen und augenscheinlich aufregenden Welt, da ich anschließend zum Training muss, entscheide ich mich diese mysteriöse Welt morgen weiter auszuforschen.

    4 Wochen später:
    In den letzten 4 Wochen habe ich, auch aufgrund des schlechten Wetters, immer mehr Zeit gefunden, diese sehr lustige und unterhaltsame Welt zu bereisen. Ich habe erste Kontakte zu anderen Spielern geknüpft und konnte schon erste Erfolge, der mir selbst gesteckten Ziele feiern. Ich habe mich fast jeden 2., 3. Tag neben Freundin, Training und anderen Verpflichtungen, dazu entschlossen zu spielen.

    3 Monate später:
    World of Warcraft hat sich jetzt schon, wegen seines großen Unterhaltungsfaktors zu einem neuen Hobby entwickelt. Die letzten Tage haben mich meine Eltern des öfteren beim Abendbort vermisst und auch das Training letzten Dienstag liess ich Ausnahmsweise ausfallen, weil ich mich mit 4 anderen Spielern zu einer Aufgabe verabredet hab, die man alleine im Spiel nicht bewältigen kann.

    6 Monate später:
    Ein halbes Jahr ist vergangen und ich bin immer noch sehr motiviert am Spielgeschehen von World of Warcraft teilzunehmen, was für mich eigentlich untypisch ist, da ich immer sehr schnell die Lust an PC Spielen verloren habe. Hier scheint es eher anders. Desto mehr Zeit ich investieren, umso mehr Dinge entdecke ich, umso mehr Leute lern ich kennen. Ich setz mir neue Ziele und hab die letzten Wochen meine Termine so gelegt, dass ich Abends viel zeit zum Spielen habe. Meine Freundin meckert, dass ich sie in letzter Zeit vernachlässige und mich sowieso ein wenig verändert habe. Eigentlich gab es in unserer Beziehung vorher nie Differenzen aber das Spiel sorgt manchmal für Diskussionen & Streit. Dazu kommt, dass meine Mutter meckert, dass ich mir endlich abgewöhnen soll am PC zu essen und stattdessen doch mal endlich wieder mit der ganzen Familie Abends am Essenstisch zu sitzen, wie es sonst immer der Fall war. Ich hab mich dazu entschlossen ein paar meiner anderen Hobbys aufzugeben, weil mir WoW soviel Spaß macht, dass ich meine Zeit lieber darin investiere. Um Ehrlich zu sein, wenn es nach mir ginge, bräuchte ich auch nicht 3 mal die Woche zum Fussball Training. Generell fällt es mir in letzter zeit schwer alles unter einen Hut zu bringen, da neben Arbeit und Klavier, meine Freunde auch immer noch Zeit beanspruchen. Dabei hab ich in letzter Zeit, beim spielen, wenn eine SMS kam, das Klingeln einfach ignoriert und mich auch nicht durch SMS meiner Freundin vom spielen ablenken lassen. Ich müsste mein Zimmer mal wieder aufräumen und generell ist in letzter Zeit einiges auf der Strecke geblieben, aber dafür komm ich im Spiel voran und hab mir unter all den anderen Spielern schon einen kleinen Ruf aufgebaut, viele können mit dem Namen meiner Spielfigur etwas anfangen und ich empfinde regelrechten stolz, wenn man sich im Spiel aus Respekt vor mir verbeugt oder salutiert.

    9 Monate später:
    Meine Mutter hat aufgegeben immer wieder wegen des Abendbrots mit mir zu diskutieren und schiebt mir nun oftmals Kopfschüttelnd einen Teller mit Essen auf den Schreibtisch um dann schweigend und offensichtlich enttäuscht das Zimmer zu verlassen. Ich habe meine Freundin in letzter Zeit kaum gesehen und mein Opa liegt seit 3 Wochen im Krankenhaus. Ich glaube ich sollte ihn mal besuchen, aber heut und morgen geht dass nicht, denn wir, also die Spieler mit denen ich in letzter Zeit viel zusammen gespielt hab, haben uns für die kommenden Tage ein großes Ziel gesetzt, was wir zusammen erreichen wollen. Wir haben auch die letzten 2 Wochenenden fast komplett miteinander durchgespielt, sprich bis zu 14 Stunden täglich, weswegen ich letzte Woche mein Fussballspiel irgendwie verpasst habe. Meine Freunde regen sich auf, dass ich kaum noch mit ihnen auf Party fahre und mein Klavierlehrer quatscht mir seit Wochen die Ohren voll, dass ich endlich mal wieder ein bisschen was tun soll.

    1 Jahre und 6 Monate später:
    Der Zähler meiner Spielzeit zeigt an, dass ich bisher 173 Tage in das Spiel investiert hab. Das sind 4152 Stunden. Eine ziemlich große Zahl wie ich finde, dafür zähle ich jetzt aber zu einen der angesagtesten Spielern in dieser immer noch so aufregenden Welt. Das war sicher auch Grund dafür, warum ich vor gut 10 Monaten, nach einer 3 seitigen Bewerbung, einem 40 minütigen Bewerbungsgespräch mit 3 Gildenoffizieren und einer 4 wöchigen Probezeit in die beste Spielervereinigung Deutschlands aufgenommen wurde. Wo ich auf viele Gleichgesinnte getroffen bin, die World of Warcraft genauso wie ich schätzen und ehrgeizig und zielstrebig das angehen, was ich mir so vorgenommen habe. Von da an ging es rasend voran im Spiel. Ich spiele zwar mehr als vorher, aber dass auch viel effizienter, da wir eine Menge wirklich guter Leute haben. Wir sind über 60 Leute, bei denen vom Anwalt über den Medizin-Studenten bis hin zum Vater von 4 Kinder alles vertreten ist. Ich habe privat einige Abstriche machen müssen, damit ich das hohe Pensum erfüllen kann, was wir uns alle gemeinsam gesetzt haben. Aber auch dafür hab ich schnell eine Lösung gefunden, denn seit gut einem halben Jahr hab ich WoW auch auf den Rechner in der Uni installiert und kann so vormittags ganze 8 Stunden ungestört spielen und mich damit auf das vorbereiten, was wir uns Abends immer so vornehmen. Ich spiele schon seit Monaten kein Fussball mehr, da ich mich am Ende nur noch mit meinen Trainern und den anderen in den Haaren hatte, weil sie der Meinung waren, dass ich keine Leistung mehr bringe und mit dem Kopf woanders bin. Meine Freundin hat mich auch schon lange verlassen… sie meinte es wäre nicht mehr wie am Anfang und hat bestimmt 3 Stunden erklärt warum und wieso sie mich verlässt, aber ich war mit den Gedanken schon bei meinen Jungs… irgendwie hatten wir ja in letzter Zeit eh kein Kontakt mehr und ich muss mir jetzt sowieso den Kopf freihalten, damit ich konzentriert an den gesetzten Zielen arbeiten kann, die ich und meine Jungs vor Augen hab. Darum ist mein Handy auch seit Tagen auf lautlos und ich drücke die nur noch wenigen Anrufe&SMS meiner Freunde einfach weg. Meine Eltern sprechen in letzter Zeit kaum noch mit mir und wenn dann ist es eh irgend ein Blödsinn von wegen ich wäre Computersüchtig und sollte mal wieder was im Haushalt machen. Nichtmal an meinem Geburtstag letztens haben sie aufgehört mit meckern, dabei war ich an dem Tag so gut gelaunt, weil wir einen Weltrekord im Spiel gebrochen haben, für den wir den ganzen Tag geackert haben. Da meine Mutter meinte, sie wird so lange kein Essen mehr für mich kochen, bis ich nicht endlich wieder unten mit am Tisch sitze, hab ich in letzter Zeit öfters mal beim Chinesen oder Italiener bestellt.

    2 Jahre später:
    Mein Schreibtisch, der durch meine sonst so ordentliche Art immer sehr aufgeräumt war, gleicht einem Kriegsschauplatz. Neben Essenresten, verklebten Tellern und irgendwelchen ungeöffneten Briefen (Rechnungen, Mahnungen, irgendwelche Post von Verwandten) liegen 1000 kleine Zettel herum, auf die ich irgendwelche wichtigen Informationen fürs Spiel notiert hab. Das einzige was noch ordentlich ist, sind die ganzen Essens-Bestell-Zettel, die ich mittlerweile gut geordnet am Rand mit passenden Geldbeträgen liegen hab, damit ich nicht immer durchs ganze Haus rennen und suchen muss. In letzter Zeit fällt das Spielen viel leichter, da mich so gut wie nichts mehr dabei stört, denn mein Handy klingelt schon lange nicht mehr und meine Eltern sehe ich eigentlich nur noch flüchtig, wenn ich mein Zimmer verlasse um schnell in den Spielpausen auf Toilette zu rennen. Die wenige Bewegung hat sich auch bemerkbar gemacht… ich hab einen ganz schön dicken Bauch bekommen und wieg jetzt 95Kg. Ich trag meine Haare jetzt länger, weil ich eh nie Zeit finde zum Friseur zu gehen. Warum auch!? Eine Freundin hab ich schon lang nicht mehr und ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal auf einer Party war. Dafür bin ich ein Organisationstalent geworden, was den Alltag angeht, denn alles wird anhand der Spielzeiten meiner Gilde angepasst, auch wenn ich nun mein reales Leben nach dem virtuellen richte und nicht mehr umgekehrt. Ich bin Abends 7 Stunden, 6 Tage die Woche mit einer 40-köpfigen Armee unterwegs und bereite mich darauf vormittags in der Uni 8 Stunden vor. Ich war diesen Sommer nichtmal mit am Strand, selbst wenn draussen die Sonne brütend heiß war. Na gut, dass hab ich eh nicht mitbekommen, da meine Jalousien schon über 12 Monate nicht mehr oben waren. Ehrlich gesagt hab ich auch nicht vor sie hochzuziehen, da auf ihnen der Staub fingerbreit steht. Ich hatte in den letzten Wochen Schwierigkeiten den Beamer meines Dozenten in der Uni zu sehen und muss deshalb jetzt eine Brille tragen, dass das daran liegen könnte, dass ich seit Monaten täglich über 10 Stunden auf meinen Bildschirm gucke ist mir relativ egal. Mein Desktop, der früher mit nur 5 Symbolen geschmückt war, ist jetzt voll mit Verknüpfungen von irgendwelchen Foren, WoW-Seiten, Seiten anderer Gilden oder was sonst noch mit dem Spiel zu tun hat. Nach den anfänglichen Zielen sind 10 neue gekommen, waren die erreicht, boten sich 20 neue Wege wie ich meinen Spielcharackter noch verbessern kann. Mittlerweile hab ich kaum noch einen Überblick, was ich als erstes erledige… denn ich bin momentan dabei das höchste anzustreben was man im Spiel erreichen kann und was vor mir nur sehr wenige geschafft haben => Den höchsten Offiziersrang! Ich rechne zwar damit, dass ich für die Verwirklichung dieses Traumes 3 Monate mit täglich 14 Stunden brauchen werde, aber dann bin ich echt einer der größten Helden unter den Spielern. Ja Traum, denn in letzter Zeit drehen sich meine Gedanken auch in den wenigen Stunden abseits des Rechners rund um das Spielgeschehen. Was mach ich heute, was morgen, wo muss ich hinreisen, mit wem muss ich noch welchen Tempel erobern, welche Rüstung muss ich mir noch bauen lassen, wie viel Gold mit meinem Ingame-Beruf erarbeiten.

    Vor kurzen hat einer meiner besten Freunde im Game aufgehört mit spielen und bei seinem sehr ergreifenden Abschiedseintrag im Forum konnte ich mir 2, 3 Tränen nicht verkneifen. Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen, wie das alles ohne ihn aussehen soll… wir haben doch immer alles zusammen gemacht. Ich weiss noch wie er sagte: „Weck deine Eltern nicht“ als ich mitten in der Nacht schrie als hätte ich eine Weltmeisterschaft gewonnen, nur weil ich endlich die Waffe bekommen hab, die ich vergeblich versucht habe seit Monaten zu ergattern. Ja, wenn ich so recht überlege bin ich emotional schon ziemlich an das Spiel gebunden. Meine Launen wachsen und dämpfen sich mit dem Spielgeschehen. Erreiche ich etwas neues, bin ich gut gelaunt, motiviert und sprühe vor neuem ergeiz, habe ich hingegen mit Misserfolgen zu kämpfen macht sich unter uns der Frust breit.

    Nebenwirkungen:
    Ich habe in den letzten Monaten versucht, mit jedem über WoW zu reden, der mir über den Weg lief, ganz egal ob er selber spielt oder nicht. Es ging immer darum noch mehr zu erfahren, Tipps zu bekommen, oder sich in Fachgesprächen weiter zu entwickeln. Das ist sicher Grund dafür warum ich nichts mehr mit meinen alten Freunden zu tun habe. Sie haben einfach kein Verständnis dafür und verstehen nicht worum es geht und was ich erreicht habe! Dafür wurde jeder, der mir nur ansatzweise zugehört hat, als ein idealer Gesprächspartner eingestuft und wenn er selbst nicht spielt, habe ich ihn versucht davon zu überzeugen, mit dem spielen zu beginnen. Als wäre ich in einer Sekte und werbe um neue Mitglieder, nur damit die Spielergemeinschaft wächst. Sogar meine Freunde habe ich anfangs vergebens versucht in diese virtuelle Welt zu ziehen, vielleicht, damit ich endlich mal wieder was mit ihnen unternehme ohne gleich aufs spielen verzichten zu müssen, oder mein Zimmer zu verlassen. Eigentlich wurden die parallelen zwischen realem Leben und dem virtuellen immer verschwommener, denn ich habe im Spiel ein komplett neues Leben geschaffen in dem ich Verbindungen zu anderen aufgebaut habe, die ich dann wieder pflegen musste. Ich musste in einem System funktionieren, dass in unserer Gilde (Deutschlandweit Platz 1) schon militärische Ansätze hatte, denn jeden Abend wurde absolute Pünktlichkeit, Disziplin und Konzentration von jedem einzelnen gefordert, da der Druck von aussen stetig wuchs, neue Erfolge zu erzielen. Ich musste im Spiele Aufgaben erledigen, einkaufen, meinem Job nachgehen und hab immer mehr versucht die 24 Stunden, die mir am Tag zur Verfügung stehen, auf 2 Leben aufzuteilen. Dabei war nicht selten das Resultat, dass in der einen Welt etwas auf der Strecke blieb, was in der anderen Welt für Fortschritt sorgte. Ich hab quasi in einem Leben verloren und dafür im anderen gewonnen. Um dass alles dann noch effektiver zu verbinden habe ich versucht meine reellen Freunde noch mit ins Spielgeschehen mit einzubinden, aber auch mein Körper passte sich immer präziser dem Spielgeschehen an, dass ich zum Beispiel immer pünktlich zu den Spielpausen Hunger bekam und auf Toilette musste, somit bin ich ein für meine Begriffe noch effizienterer Spieler geworden. Ich zählte ohnehin als sehr diszipliniert in unserer SpielCommuntiy.

    Ist das Spiel einmal durch wöchentliche Wartungsarbeiten o.a. nicht erreichbar, so weiss man gar nicht recht was man machen soll. Doch statt mal an die frische Luft zu gehen oder sich andersweitig zu beschäftigen macht man sich über jede Informationsquelle im Internet her, denn man muss ja am Rechner bleiben, damit man sich sofort wieder einloggen kann, wenn der Spielserver wieder da ist. So ist es nicht selten der Fall, dass zu Zeiten der „Serverdowns“ sämtliche WoW-Seiten im Netz völlig überlastet abstürzen, weil Millionen von Spielern gleichzeitig versuchen ihren Wissensdurst zu stillen.

    Ich habe keinen meiner alten Freunde mehr, von meiner damaligen Freundin ganz zu schweigen. Ich habe nach 16 Jahren meinen Sport aufgegeben, führe meine Hobbys nicht mehr aus und das Klavier wurde seit mehr als 1 Jahr nicht mehr angefasst. Ich habe 15 Kg zugenommen und beim Fitnesstest vor 2 Wochen (den ich aus eigenem Interesse absolvierte) ein biologisches Alter von 28 bestätigt bekommen, was bedeutet, dass ich vom letzten Test bis jetzt in 24 Monaten um 8 Jahre gealtert bin. Ich sehe blass und ungesund aus, was auch an meiner etwas ungepflegten Friseur liegen kann. Meine Seekraft hat sich um 25 Prozent reduziert. In der Uni kann ich dem Unterrichtsstoff schon seit geraumer Zeit nicht mehr folgen, weil ich seit 5 Monaten mit Kopfhörer spiele, was schon lange keinen mehr Interessiert. Da ich in den Pausen kein Bock hab aufzustehen, drück ich meistens meiner Banknachbarin ein paar cent in die Hand, damit sie mir einen Riegel aus dem Automaten mitbringt. Sie ist ohnehin eine der wenigen die den Raum verlässt, da die 3 Mitschüler um mich herum zum Beispiel auch bereits das Spiel installiert haben und sie immer nur wie benebelt ein „Ja warte, gleich“ von sich geben, wenn man sie einmal anspricht.

    Ich weiss das ich die letzten 2 Jahre im realen Leben nichts erreicht habe… Ich weiss, dass ich eher 10 Schritte zurück gemacht hab. Wo könnte ich jetzt stehen, wenn ich die mittlerweile fast 5000 Stunden in etwas anderes investiert hätte. Hätte ich stattdessen Klavier gespielt, wäre ich sicher besser als Elton John… Hätte ich 5000 Stunden damit verbracht Bücher über Krebs zu lesen, wäre ich sicher einer der angesagtesten Experten auf dem Gebiet. Oder hätte ich einfach nur, für 5 Euro in der Stunde, irgendwo einen Nebenjob angetreten, so könnt ich jetzt 25000 Euro mehr auf meinem Konto verbuchen. Statt dessen tauchen immer wieder häufiger Überweisungen auf, bei denen Spielgüter mit realem Geld gekauft wurden.

    Ich kann mir nicht ausmalen, wie viel von den mittlerweile über 6 Millionen Spieler das gleiche durchmachen wie ich es hier beschreibe, ich weiss nur, dass es eine ganze Menge sein müssen, denn all die Spieler, mit denen ich zu tun hatte, weisen die gleichen Symptome auf und genauso wie ich über solch Warnungen wie hier, immer hinweg gelesen habe, werden auch andere diesen Artikel abwenden und meinen „So freaky bin ich nicht, ich hab das alles im Griff“ Dabei versuche ich jetzt nur noch vergebens ein paar Leute zu retten, von denen ich denke, dass sie im wahren Leben weitaus mehr erreichen können, als eine Spielfigur zu steuern. Denn alleine die Leader meiner Gilde, die Tag und Nacht für effizienteren Spielfluss und einer optimierteren Abstimmung sorgen und täglich mit einem ungeheuren organisatorischen Aufwand viele kleinere Firmen locker übertrumpfen, würden in jedem größeren unternehmen, einen wahrhaft hervorragenden Manager abgeben. Fazit ist, dass das hier nicht das Schicksal eines einzelnen Darstellt, sondern vielmehr nur das Spiegelbild einer großen Masse ist und wenn ich nur einen einzigen Spielern die Augen geöffnet habe, war es den Aufwand wert, dass hier alles zu schreiben, denn solange man mitten im Spielgeschehen steht, mit Spielern die alle den gleichen Alltag an den Tag legen, solange wird man auch nicht die gravierenden Kontraste zur realen Welt sehen, die selbst ich erst wieder nach einer kleinen Spielpause erkannt hab.

    Ich fühle mich immer noch unwohl und kann mich selbst nicht verstehen, wie ich nach diesem Artikel und all den damit verbunden Erkenntnissen immer noch eine ungeheure Lust verspüre mich jetzt sofort wieder einzuloggen. Doch ich stelle mich diesen Entzugserscheinungen und möchte den Absprung von dem definitiv aufregendsten Spiel der Neuzeit schaffen, damit ich mein reales Leben wieder auf die Reihe bekomme und die drastischen Wendungen in meinem Leben wieder zum guten kehre.

    Im übrigen habe ich meinen Opa immer noch nicht besucht, dabei liegt er seit 7 Monaten nicht mehr im Krankenhaus…. Sondern auf dem Friedhof!

    Andy aka. Tinitus
    EU. Frostwolf


    Quelle:

    Der soziale Verfall eines Menschen

  5. #5
    JC-Freak Gast

    Standard

    Ach ja... böses WoW.
    *michauchalsSpieleroute*

    Den Artikel kenne ich bereits.
    Hab mich schon beim ersten Lesen gefragt,wieviel davon der Realität entspricht. Denn viele Details (Opa gestorben, Rechnungen liegen lassen,...) wirken einfach enorm klischemäßig. Aber gut. Lassen wirs einfach so stehen.

    Ich weiß, dass es leute gibt, die total abgebaut haben, weil sie nur noch WoW spielen wollten und dass die Sache fesselnd ist und Suchtpotenzial hat, kann ich sicher nicht leugnen.
    Zu einem großen Teil macht das aber auch die tatsache aus, dass man mit realen menschen interagiert.
    Und nun ist die Frage: wo liegt der Unterschied z.B. zu Chatsüchtigen.
    Ich kenne nämlich auch Leute, die am Ende eines Sonntages beim Blick auf die Uhr erschrocken feststellen, dass sie grade 7 Stunden im icq verbracht haben.
    Und genauso geht es meiner Mutter, wenn sie Sonntagnachmittags den Fernseher anmacht.

    Was ich damit sagen will:
    Ja, WoW, Second life (kenn ich ned aus erfahrung) und alle diese Simulations- und Rollenspiele bergen sicher Suchtgefahr, auch grade weil man der Realität entfliehen kann.

    Aber wenn jemand in der Richtung gefährdet ist, kann ihm das bei jeder anderen Freizeitaktivität ganz genauso passieren.
    Warum also regen wir uns über solche Spiele auf, nicht aber über die DVD-Leidenschaft oder die Lesebegeisterung (ne Freundin von mir hat in einer Woche 4 Harry Potter Teile verschlungen)?


    EDIT:
    Zu dem Artikel oben... nach zwei Jahren wollte er den höchsten zu erreichenden Offiziersrang bekommen... Das wäre- ausgehend vom Anfangdatum - im Februar 2007 gewesen... Hm.... diese Ränge wurden aber meines Wissens bereits 2006 abgeschafft...?
    Doch nur ein gefakter Bericht zur allgemeinen Panikmache?

  6. #6
    Rafi Gast

    Standard

    löl - ich geb mal lieber gar kein kommentar zu dem WoW Posting *rofl*

  7. #7
    poetry Gast

    Standard

    Es ist wie mit allem, was uns umgibt - wie Tamara schon sagte.

    Wir können uns hineinstürzem, uns vereinnahmen lassen und irgendwie süchtig werden oder wir können es in vernünftigem Maße konsumieren und genießen.

    Poe

  8. #8
    Registriert seit
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    5.546
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    HI rooky

    hab mich riesig gefreut hier mal von dir zu lesen.

    Du hast recht, was kann ein PC Rollen-Spiel schon dem wahren uns geschenkten Leben entgegensetzen....NICHTS!!

    Ich danke dir sehr für deinen Beitrag, denn er hat mir noch ein Stück weit mehr die Augen geöffnet.

    Ich glaube das ist ein ganz schlimmer Zeitgeist der diese Generation erfasst und mit dem sie sich auseinander setzen muss. Wie schnell ist man in einer Sucht drin und verliert jegliche soziale Kontakte.

    Wünsche dir noch eine gute Zeit bei den Gnakis
    bis denne mal *drück*

    Fischi

  9. #9
    Rafi Gast

    Standard

    Ich danke dir sehr für deinen Beitrag, denn er hat mir noch ein Stück weit mehr die Augen geöffnet
    kann dir jemand die Augen öffnen, der wohl selbst nicht klar sieht?

    Oh Mensch wie ich diese Panikmache hasse...

    Böses WoW - macht einem zu einem süchtigen PC Freak

    Böses CS - macht einen zum ammokläufer (hab ich schon erwähnt dass CS im Vergleich langweig ist... wenn CS einem zum Ammokläufer macht, was macht dann Quake aus eine, oder Unreal?)

    Böses Unix - wer sich im Unix auskennt wird zu einem süchtigen, virenprogrammierenden Tier

    Böse HipHop Musik - macht einen zu einem Möchtegern gewalttätigen, der sich die Brine mit Bass und alc raushaut und mit der Pistole cool rumwedelt

    Böses Reagge - macht einem zum Kiffer

    Böses Techno - da schmeißt man sich Pillen ein

    Böses Metal - macht einem zum gewalttätigen Schläger

    gääääääääähn!

    Fisch - an deiner Stelle würd ich mich vergewissern ob dir die Augen ein wenig weiter geöffnet wurden oder ob wieder jemand dich dazu gebracht hat, dass du diese Vorurteile glaubst und damit deine Sicht eingeschränkt hat.

    Hört sich jetzt hart an und es tut mir leid weil ich weis dass du des was ich geschrieben hab eh in den falschen Hals kriegen wirst.

  10. #10
    märki Gast

    Standard

    Das ist nicht hart was du schreibst rafi, das ist gemein.

    Du kannst nicht bei Regenbogen ihrem Beitrag über die Lieblosigkeit dazuschreiben:" ich kann deine Gründe nachvollziehen " und am nächsten Tag bei Fisch so was ätzendes reinsetzen.

    Zum krönenden Abschluss, sie werde das was du geschrieben hast sowieso in den falschen Hals bekommen.

    Könnte es vieleicht sein, das Fisch mit ihrem Beitrag eine Stelle bei dir getroffen hat, wo du genau weisst das du dich ändern solltest?

    märki


 

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