Von der Vernichtung der Menschheit

Als eine Zeit kam, in der sich die Menschheit immer mehr gegen ihre Götter auflehnten, beschloss der altgewordene Sonnengott Re die Menschen zu vernichten. So schickte er die Göttin Hathor (in manchen Erzählungen auch Sachmet), damit sie alle Menschen töte. Als ein großer Teil der Menschheit vernichtet worden war, besann sich Re und beschloss, die restlichen am Leben zu lassen. Hathor aber war so blutdürstig, dass sie sich weigerte aufzuhören. Um sie zu überlisten, ließ Re aus roten Ocker und Gerste eine Flüssigkeit herstellen, die aussah wie Blut, aber den Geschmack von Bier hatte. Dieses Getränk ließ er dann über die Erde schütten. Als Hathor das sah, trank sie all das Bier auf, bis sie volltrunken und die Gier nach Blut gesättigt war. Re aber war immer noch enttäuscht von den Menschen und sah sich aufgrund seines Alters, nicht mehr dazu in der Lage die Menschen auf Erden zu regieren. So entschloss er sich von nun an auf den Rücken seiner Tochter, der Himmelskuh Nut, zu leben und von dort aus die Menschen zu beobachten.

Dieser Mythos erinnert uns doch irgendwie an die Bibel. Auch dort ließ Gott alle Menschen, nachdem sie aufmüpfig geworden waren, durch eine Sintflut vernichten.
In vielen anderen Religionen findet man ebenfalls Vernichtungs-Mythen, die sicherlich an erster Stelle die Menschen davor warnen sollen, sich gegen die Götter/den Gott zu erheben.
Speziell in den ägyptischen Mythos soll auch die Distanz von den Göttern und Menschen erklärt werden: nachdem Re nicht mehr über die Menschen Herr werden kann (was hier durch das fortgeschrittene Alter des Gottes erklärt wird), fährt er in den Himmel und verbleibt dort von da an.


Quelle: Ägyptische Mythen und Märchen