IV. Kapitel: Die Wiedergeburt

"Wenn eine Lehre unseres Christentums nötig ist, so ist es gewiß die von der Wiedergeburt. Sie ist der Brunnen, aus dem alles, was in unserem Leben Gutes ist, herfließen muß." (P.J. Spener, der "Vater des Pietismus")

In einer Zeit, in der durch die Einflüsse moderner Theologie die Wiedergeburt nicht mehr Gegenstand allgemeiner Verkündigung in unseren Kirchen ist, gewinnt das obige Zitat erneut an Aktualität. Was meinen wir, wenn wir von der Wiedergeburt als zentrales Geschehen in unserem Leben sprechen?


1. Die Definition der Wiedergeburt

In der Heiligen Schrift wird die Wiedergeburt mit dem griechischen Wort palingenesia (=> Wiederentstehung, auch Wiedergeburt bzw. -zeugung) bezeichnet. Von den zwei Stellen im Neuen Testament ist nur einmal die Wiedergeburt des Menschen gemeint (vgl. Mt 19,28):
Tit 3,5 "machte er uns selig - nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit - durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist,"

Noch deutlicher wird der Gedanke der Wiedergeburt im Verb anagennan (= von neuem zeugen oder wieder zeugen / gebären), das Petrus in seinem ersten Brief gebraucht:
1.Petr 1,3+23 "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, [...] Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt."

Die wohl bekanntesten Verse über Wiedergeburt finden wir in Joh 3,3-16. Johannes spricht oft von einem "von oben geboren", oder auch einfach von einem "aus Gott geboren werden" (vgl. Joh 1,13;3,5+6+7+8; 1.Joh 2,29; 3,9; 4,7; 5,1+4+18). Auffällig sind dabei vor allem die Verse, die im gleichen Zusammenhang vom "Kind-Gottes-sein / bzw. - werden" sprechen. So beispielsweise im ersten Johannesbrief:
1.Joh 2,29-3,1 "Wenn ihr wißt, daß er gerecht ist, so erkennt ihr auch, daß, wer recht tut, der ist von ihm geboren. Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht."
1.Joh 3,9 "Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde; denn Gottes Kinder bleiben in ihm und können nicht sündigen; denn sie sind von Gott geboren."
1.Joh 5,1-2 "Wer glaubt, daß Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten."

Quelle: Soterologie