Weißt Du zufällig auf welcher Grundlage dort ein Mensch als von Dämonen besessen angesehen wird? So etwas trifft nämlich meiner Erfahrung nach häufig die Hilflosesten und Schwächsten, also nicht selten kranke, oder auch unangepasste Menschen.
Denen wird dann so lange ein Dämon eingeredet, bis sie schlussendlich selbst daran glauben und dann tasächlich so etwas wie Befreiuung empfinden, wenn ein Exorzismus durchgeführt wird und sie dann erklärt bekommen, dass sie nun befreit sind.
Sollte sich bei den Betroffenen jedoch wider erwarten keine wirkliche "Besserung" ihres Zustandes einstellen, wird in der Regel ihr mangelnder Glauben dafür verantwortlich gemacht. Das ist Missbrauch übelster Sorte, weil nämlich für besessen Erklärte tatsächlich nicht selten z.B. eine psychische Erkrankung haben und deshalb kaum auf Ressourcen zurückgreifen können, um sich zur Wehr zu setzen. Ich kenne solche Fälle aus meiner Arbeit in der Psychatrie.
Nicht selten betrachten die Dämonenaustreiber bei "Erfolg" ihr Werk dann als Beweis für die Richtigkeit ihres Treibens und weil es ihnen nicht selten ein Gefühl von Macht und Auserwähltsein verleiht, streben sie nach ständig neuen Opfern und konstruieren dann alle Möglichen Verdachtsmomente auf Besessenheit. "Dein Leben läuft nicht nach Plan? Da muss der Teufel dahinter stecken". "Die Kuh gibt keine Milch? Klarer Fall, ein Dämon." "Die Ernte war mager, ab zum Exorzisten."
Ich habe von einem Fall gehört, da wurden einer Frau in Afrika von einer Hilfsorganisation Pflanzensamen ausgehändigt, die sie zwischen ihr Getreide pflanzen sollte, da der Geruch der Pflanze Schädlinge vertreibt. Sie war die einzige im Dorf, die dadurch eine erfolgreiche Ernte hatte. Die anderen hatten die Pflanze nämlich als Teufelszeug abgelehnt (ich glaube aufgrund der Blattform) und sich stattdessen auf ihre Gebete verlassen. Es kam wie es kommen musste und die Frau wurde des Paktes mit dem Teufel verdächtigt und ein Exorzismus durchgeführt. Als das Getreide jedoch weiterhin gut wuchs, brachte man sie um. Das waren auch Christen.
Furchtbar! Da war es mit dem Gebot der Nächstenliebe wohl nicht allzuweit her. Wird die Glaubensgemeinschaft dort denn von Weißen geführt? Jemanden für sündig oder besessen zu erklären ist leider ein gern gewählter Weg, um seinem eigenen Machtstreben Befriedigung zu verschaffen. So etwas gibt es bedauerlicher Weise überall auf der Welt. Sich aufgrund der Hautfarbe oder Nationalität als etwas Besseres zu wähnen, wird trotz aller Lehre aus der Vergangenheit, wohl leider nie wirklich verschwinden. Das dann aber unter einem christlichen Deckmäntelchen zu tun, finde ich ganz besonders verwerflich. Spätregen hat da echt eine Menge aufzuarbeiten...
LG
Provisorium
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