Genaue Zahlen habe ich da leider nicht, aber meine Erfahrung ist, das psychatrisch Erkrankte zunächst gerne in solchen Gemeinschaften aufgenommen werden und dann versucht wird durch Gebete, Handauflegen usw Heilung herbeizuführen. Ich kenne auch Fälle, da wurden klare Empfehlungen ausgesprochen verordnete Medikamente unverzüglich abzusetzen, da man durch Bekennung der Sünden und der Bitte um Heilung ja schließlich keine Medikamente mehr benötige und die weitere Einnahme ein Zeichen mangelnden Vertrauens sei.
So etwas ist potentiell lebensgefährlich und führt in aller Regel über kurz oder lang in die Psychatrie. Weil der Wirkstoffspiegel der verordneten Medikamente aber nur langsam sinkt, kann es einige Wochen dauern, bis die ersten Symptome der Erkrankung wieder verstärkt in den Vordergrund treten. Der Betroffene denkt also häufig er brauche die Medikamente tatsächlich nicht und wenn dann die Symptomatik der Krankheit wieder deutlich wird, glaubt er, es liege an irgendeiner Sünde, die er in der Zwischenzeit begangen habe. Das kann dann zusätzlich zur Grunderkrankung zu einem Versündigungswahn führen, der jegliches Selbstvertrauen zerstört und in die Abhängigkeit der "Gesundbeter" führt.
LG
Provisorium
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