@All,

ich habe auch ein bisschen nachgedacht und denke, dass die Diskussion hier weiterhin sehr wichtig ist und lediglich die Emotionen (was mehr als verständlich ist!) zu sehr hochgekocht sind.

Ich fände es weiterhin sehr wichtig über das Thema geistlichen Missbrauch zu diskutieren. Aber vielleicht ist es sinnvoll, dass in einem allgemeineren Rahmen und so sachlich wie möglich zu tun.

Ich denke nicht, dass wir es hier erleben werden, dass sich die Täter in den genannten Fällen zu Wort melden und um Vergebung bitten werden, selbst wenn sie tatsächlich hier mitlesen sollten. Deren Ziel ist es wahrscheinlich eher die Sache auszusitzen und abzuwarten und da kann sie kein Thread der Welt von abbringen.

Wenn man innerhalb einer Gemeinschaft, die den Anspruch hat ein Gemeindeleben zu Ehren Gottes zu führen, Opfer von Missbrauch wird, ist das gleich auf mehrfache Weise furchtbar verletzend und stürzt einen in größte seelische Not und in eine existentielle Krise; das ist dann nicht nur bei Spätregen so.

Das die Opfer dann das Bedürfnis nach Gerechtigkeit und sicher auch ein Stückweit Genugtuung verspüren, halte ich für selbstverständlich. Aber leider stellt sich beides nicht so ohne weiteres ein und um damit dann klar zu kommen ist nicht selten eine lebenslange Auseinandersetzung nötig, weil negative Emotionen durchaus jederzeit wieder aufbrechen können.

Einerseits ist es dann ausgesprochen wichtig und heilsam zu wissen, dass man nicht allein mit solchen Problemen ist und da leistet dieser Thread sicher wertvolle Dienste. Andererseits kommen durch die gemeinsame Auseinandersetzung aber auch gleichzeitig all die schlimmen Gedanken und Erfahrungen wieder hoch und nicht jeder ist so gefestigt, dass er das dann aushalten kann. Auch das ist völlig normal und dann kann es tatsächlich das Beste sein sich nicht direkt dieser erneuten Konfrontation auszusetzen.

Jeder Betroffene muss da seinen individuellen Weg aus der Krise finden und lernen was ihm gut tut und was nicht. Da gibt es kein Patentrezept. Ich halte es aber für sehr wichtig sich seiner Stärken bewusst zu werden und nicht zu verbittern, denn diese Gefahr steckt in allem großen Leid.

Deshalb möchte ich hier die Frage stellen, ob es etwas gibt, was man im Rahmen eines Threads, im Rahmen von Gesprächen für Betroffene tun kann! Würde es gut tun über die Gründe/Situationen zu sprechen, die zu Missbrauch geführt haben? Macht es für euch Sinn gemeinsam darüber nachzudenken welches Missbrauchspotenzial z.B. Prophetien, oder der Glaube an sich haben? Ich denke dabei z.B. auch an die Angst die jemand von euch zum Ausdruck brachte, dass er mit seinem Verhalten eine Sünde wider den Heiligen Geist begehen könnte.

Es gibt ja Gemeinden die sprechen fast mehr über Sünde und den Teufel, als über die Liebe, Vergebung und Gott und die Gläubigen leben dann nicht selten in beständiger Angst etwas falsch zu machen, oder sich zu versündigen und genau dort ist dann dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

Es macht auch in meinen Augen wenig Sinn die Spätregenverantwortlichen im Rahmen dieses Threads zur Verantwortung ziehen zu wollen, so verständlich der Wunsch danach auch ist. Aber vielleicht kann man sozusagen prophylaktisch oder kurativ tätig werden und durch gemachte Erfahrungen andere vor Schaden bewahren und das nicht nur im Zusammenhang mit Spätregen.

In Gott geht nichts verloren, selbst wenn wir uns auf Erden verirren und verloren fühlen sollten.

LG
Provisorium