Zitat Zitat von beth-el Beitrag anzeigen
Hi Leute
... Was bringt denn das, wenn der eine diese und der andere jene Vermutung äußert. Geht doch "ad fontes", also zu den Quellen ...
Beth-el,
vor einigen Wochen hab ich dich hier nach dem Aussöhnungsprozess, den ich auf eurer website ausgegraben habe gefragt. Keine Antwort, die fontes sind versiegt. Schade. So weit her ist es mit dem Aussöhnungsprozess also doch nicht? Deshalb habe ich mir in den letzten Tagen selber den Kopf darüber zerbrochen, woran die Zentrale der Spätregen Mission in Südafrika vielleicht gedacht haben könnte, als sie diesen Was-Auch-Immer-Prozess eingeleitet hat. Bitte ab sofort keine Vorwürfe mehr, dass ich nur „Vermutungen äußern“ würde.
Da ist zum Beispiel ein anonymer Bericht einer Sussie (=unverheiratete Glaubenshausbewohnerin), die behauptet in einem Glaubenshaus in Südafrika jahrelang von einem “werker“ (= leitender Mitarbeiter) als Mädchen sexuell missbraucht worden zu sein. Sie sei nicht das einzige Opfer dieses Pädophilen. Sie habe den Fall zur Anzeige gebracht und beschreibt das Verfahren bei der südafrikanischen Polizei. Sie habe mal eurem jetzigen Präsidenten darüber einen Brief geschrieben und angedroht an die Öffentlichkeit zu gehen und Anzeige zu erstatten, aber nie eine Antwort bekommen. Man habe sie im Glaubenshaus genötigt eine Verschwiegenheitserklärung abzugeben. Sie habe als junge Frau mehrere Jahre im Glaubenshaus gewohnt und habe den jetzigen Präsidenten immer wieder gesehen. Er habe es all die Jahre gewusst und nicht gefragt wie man ihr helfen kann, was man besser machen kann oder Entschuldigung gesagt. Kein Angebot gemacht, sich an den Behandlungskosten zu beteiligen (ist in Südafrika wohl ein Problem). Sie beschreibt wie man sich mehr um das Wohl des Täters als um das Opfer gekümmert habe und ihre Loyalitätskonflikte der Mission gegenüber. Letztendlich ging sie an die Öffentlichkeit.
Der Aussöhnungsprozess beinhaltet, dass in Südafrika inzwischen solche Briefe an den Präsidenten ernst genommen werden, damit die Verletzung abgeschlossen werden könne. Ist ja schon mal was. Und Spätregen Südafrika hat dadurch vielleicht eine tickende Zeitbombe – dieses Mal rechtzeitig – entschärft. Ist sicher schwierig, wenn man die eigenen unterdrückten Konflikte plötzlich in der Zeitung oder im web nachlesen konnte. Aussöhnungsprozess also nur aus Schadensbegrenzung? Wartet ihr in Libanon, Beth-Schan, Bethesda, Silo, Beth-El , Hefshiba etc. gelassen ab, weil es hier (noch) nicht so weit gekommen ist? Deshalb beth-els Schweigen? Aussöhnung aus Überzeugung sieht anders aus.
Natürlich gab es sexuellen Missbrauch und schlechten Umgang mit den Fällen in verschiedenen kirchlichen Einrichtungen, je verschlossener, je undemokratischer und autoritärer organisiert, desto höher ist das Risiko, dass sich solche Dinge entwickeln. Aber die Kirchen stehen inzwischen einigermaßen dazu, selbst der Papst hat sich öffentlich entschuldigt. Aber es gibt noch eine brutale Besonderheit in Spätregen. Die junge Frau habe durch einen Propheten eine prophetische Botschaft erhalten. Gott habe ihr darin mitgeteilt, dass er das ganze über sie zugelassen habe um sie stärker zu machen für noch schlimmeres Unglück, das sie in ihrem Leben noch treffen werde. Solche Dinge sind das eigentliche Spätregendesaster. Da rief der Prophet göttliche, sogenannte „Botschaften“ in die Gemeinde: „Bruder xy, ich sage dir …“. Diese Botschaften konnten sehr persönlich, nicht selten demütigend, drohend und verletzend sein. Weil die Botschaften halt doch menschlichen Ursprungs waren, waren sie mit Ungereimtheiten und Widersprüchen gespickt. Die Botschaften haben die Mitglieder in tiefe Konflikte und Ängste geführt. Ist es von Gott oder nicht? Was ist wenn es doch wahr ist? Es war ein Machtinstrument und so wurden Konflikte „geregelt“. Teilweise mit katastrophalen psychischen Folgen und Traumatisierungen. Nicht selten wurde prophetisch mit Unglücken und Tod (auch von Angehörigen) gedroht, gerade bei Leuten, die begannen kritische Fragen zu stellen. Auffällig war, dass die „Botschaften“ desto schmeichelhafter und schleimiger ausfielen, je vermögender die Zielperson war.
Seit längerem beschäftigt sich die Spätregenzentrale in Südafrika mit dem Thema Aussöhnung. Wie und warum auch immer, aber sie hat wenigstens damit angefangen. Und die Deutsche, Schweizerische, Österreichische Spätregen Mission geht das alles nichts an? Mir wäre es lieber gewesen, beth-el hätte kurz was dazu gesagt und ich hätte mir diesen post sparen können.

J.