Lieber Alef!
Nach meinem Empfinden sind die christlich- jüdischen Abgrenzungen nicht annähernd so groß, wie Du sie hier darlegst. Der Begriff "alt" in der christlichen Bibel bedeutet doch nicht zwangsläufig, daß dies "Testament" überholt ist. Viel naheliegender wäre doch, das Wort "alt" so zu verstehen, wie es üblicherweise im Sprachgebrauch benutzt wird.
Und der Bund Gottes mit seinem Volk Israel ist doch wohl unbestritten etliche tausend Jahre älter, wie das "neue" Testament. Warum versuchen, dort negatives hineinzuinterpretieren?
Auch Deine Vermutung, die Gegenüberstellung von tötendem Buchstaben und lebendigmachendem Geist sei eine böswillige Abgrenzung der Christen zu den "werkgerechten" Juden kann ich so nicht teilen. Nach meinen Beobachtungen und nach meinem Schriftverständnis und nach manchem Zitat jüdischer Rabbiner in Parallelforen geht die Grenze zwischen "werkgerechtigkeit" und "gerecht durch den Glauben" vielmehr quer durch beide Gruppen hindurch. Und "gerecht aus dem Glauben" hebt nie das Gesetz auf. Im Gegenteil, im Sinne der Bergpredigt wird der Tatbestand der Sünde von der Ausübung der Tat schon vorverlegt in den Bereich der Gedanken, der Reinheit oder Unreinheit des Herzens.
Dies aber ist keine Aufhebung des Gesetzes, sondern Erfüllung des Gesetzes durch das Wirken des Geistes.
Das AT berichtet über den Bund Gottes mit "seinem Volk", den Juden.
Verbleibt die Frage nach den Heiden. Rettung für die Heiden nur durch Konvertierung zum jüdischen Glauben, um Bestandteil des Volkes zu werden, mit dem Gott diesen Bund geschlossen hat?
Oder neuer Bund (neu im Sinne von später), in dem auch jeder Heide durch den Glauben an die Erlösungstat Jesu Christi gerettet werden kann?
Wie weit kann der "neue Bund" vom "alten Bund" abweichen, wo doch ein Vertragspartner (Gott) der gleiche ist?
Aber hier sind wir bei einem anderen Thema, den paulinischen Briefen und Apostelgeschichte 15, dem "Apostelkonzil" .
Shalom
Rudi
Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.
(Psalm 51,12f)
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