
Zitat von
Blood_Raven
Den Eindruck habe ich auch sehr oft - leider auch in diesem Forum. Seit ich im Internet unterwegs bin und somit Kontakt zu vielen Protestanten verschiedenster Coleur, konfessionell Ungebundenen und Atheisten habe, habe ich schon öfters festgestellt, dass viele davon zwar überaus tolerant (oft schon zu tolerant im Sinne von nicht sehen wollend oder aus Gründen der political correctness ängstlich) sind, wenn es um andere protestantische Richtungen oder auch Moslems, Buddhisten und Juden geht, aber wenn es um Katholiken geht, ist Schluss damit. Katholiken wird (natürlich nicht von allen, ich will hier nicht pauschalieren, aber von vielen) deutlich signalisiert, dass man sie für geistig etwas minderbemittelte dubiose halbheidnische Ewiggestrige hält. Dazu kommen auch noch etliche Vorurteile, die entweder noch nie gestimmt haben oder zumindest schon lange nicht mehr stimmen, und eine Menge Halbwissen, Vereinfachungen und Verfälschungen, nur um die katholische Kirche schlecht zu machen. (Nur ein Beispiel: Die Hexenverfolgung wird von Gegnern der katholischen Kirche gerne als genuin katholisches Phänomen hingestellt, mit dem sie freidenkende Frauen ausrotten wollte. Dabei wird u. a. ignoriert, dass es einerseits im deutschen Raum auch in den protestantischen Gebieten Hexenverfolgungen gab, andererseits aber in etlichen durch und durch katholischen Gebieten wie Spanien und Italien fast gar nicht. Generell gab es Hexenverfolgungen vor allem in germanischen Ländern, in romanischen aber kaum.) (Weitere Beispiele: Die Heiligenverehrung wird fast immer als rein katholisches Phänomen und als Beweis für die Beschränktheit der Katholiken hingestellt, obwohl es sie auch in den orthodoxen Kirchen gibt, worauf ich auch in diesem Forum schon öfters hingewiesen habe, nur um bei der nächsten Gelegenheit wieder lesen zu müssen, wie jemand den Kopf über die blöden Katholiken mit ihrer Heiligenverehrung schüttelt. Und das Unfehlbarkeitsdogma wird auch gerne in dem Sinne fehlinterpretiert, dass die Katholiken behaupten würden, der Papst würde nie Fehler machen. Und die Behauptung, die Kirche habe im Mittelalter behauptet, dass die Erde eine Scheibe sei, und alle verbrannt, die etwas anderes behaupteten, ist, obwohl leicht widerlegbar, auch nicht wegzubekommen.) Generell ist es so, dass "Kirche" gerne als Synonym für die natürlich böse katholische Kirche verwendet wird, wenn es darum geht, bestimmte Haltungen und Eigenschaften anzuprangern - und zwar auch dann, wenn sie auch bei anderen Konfessionen anzutreffen sind. Seltsam auch, dass der Papst gerne kritisiert und der Dalai Lama verehrt wird, wobei man beim Papst vor allem seine Ablehnung des Auslebens der Homosexualität und sein Eintreten für den Zölibat kritisiert, nicht aber beim Dalai Lama, obwohl er in beiden Punkten dieselben Ansichten vertritt. Und wenn es um das Dritte Reich geht, wird die katholische Kirche gerne als Komplize hingestellt, die protestantischen "Deutschen Christen" und sonstige protestantische Kollaborateure aber gerne vergessen.
Ich bin keineswegs in allem mit den Lehren der katholischen Kirche einverstanden (Vom Heiligenkult halte ich z. B. auch nichts, aber nicht, weil er eine Art Quasipolytheismus wäre, das ist nämlich auch so ein auf Halbwissen beruhendes Vorurteil, sondern aus anderen Gründen.), auch nicht mit allen Zügen ihres Auftretens und ihrer Organisation, fühle mich ihr aber grundsätzlich verbunden. Daher bin ich leider permanent in der Defensive, habe aber keine Lust mehr, meine Kirche (und somit indirekt auch mich) permanent gegen Anfeindungen und Lächerlichmachungen verteidigen zu müssen, zumal die Gegner oft gar nicht gewillt sind, sich aufklären zu lassen oder zu differenzieren, sondern lieber bei ihrem einfachen antikatholischen Weltbild bleiben, das ist einfach nur frustrierend. Das ist auch der Hauptgrund, wieso ich in den letzten Monaten hier nur noch sehr sporadisch aktiv bin.
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