Zitat Zitat von Samu
Nun, es geht mir nicht in erster Linie darum, was spätere Generationen aus den Paulusschriften interpretierten, dass tat man und tut man mit allen Schriften und rechtfertigt Gutes oder Böses damit.

Es geht mir einzig um Paulus selbst und seinen Umgang mit seinem Judentum und mit seiner Handhabung der biblischen Schriften, die nun einmal keine anderen Schriften des Neuen Testamentes kannten, weil es sie eben nicht gab!

Ich möchte jetzt aber mal den Spieß umdrehen und auch mal Fragen stellen!

Samu
Lieber Samu!
*schwitz*

Diese Form der Diskussion gefällt mir eigentlich sehr wenig. Sie hat mir zu sehr den Geruch eines Disputes und mir stellen sich folgende Fragen (wo wir schon mal beim "Fragenstellen" sind:

Was willst Du mit Deinem Fragenkatalog erreichen? Ist das, was Du erreichen willst aufbauend und fördernd, oder zerstört es? Was sind Deine Beweggründe? Warum willst Du Paulus hier zerpflücken?

Ich habe zur Zeit sehr wenig Zeit, um auf Deine Fragen im Detail einzugehen, werde mir aber die Zeit noch nehmen. Trotzdem muß ich über einige Fragen schon im Vorhinein meiner Verwunderung Ausdruck geben.

Paulus schrieb keine theologischen Lehrschriften, sondern persönliche Briefe, die an bestimmte Adressaten gerichtet waren. Überwiegend an "Heiden", die der hebräischen Sprache nicht mächtig waren, wohl aber der griechischen. Ist es da nicht selbstverständlich, die Septuaginta zu zitieren? Zumal es nicht um haarspalterische Streitschriften ging, sondern um persönliche seelsorgerliche Botschaften?

Warum klammerst Du in Deiner Vorrede jede Handlung späterer Christen oder Kirchen ausdrücklich aus, und willst Dich ausschließlich auf Paulus konzentrieren, wirfst diesem aber dann in Frage 10 vor, daß "die spätere Kirche" jüdische Urschriften vernichtet habe?


Warum wirfst Du dann in Deiner "Frage", besser Behauptung Nr. 13 Paulus vor, daß die Kirche bis heute noch nicht den jüdischen Tenach anerkannt habe?

Diese "Frage" (=Behauptung) ist übrigens nach meinem Wissensstand unrichtig.

Nach meinem Wissen geht der "hebräische Tenach" auf die masoretischen Texte aus dem unter Rabbi Yochanan ben Zakkai (95 nach Christus) begonnenen hebräischen Schriftkanon zurück, der um 100 von Rabbi Akibas abgeschlossen wurde. Es folgte dann eine jahrhunderte andauernde Prüfung und Anpassung der Schriften durch die Schriftgelehrten. Den Abschluß fand diese Kanonbildung im 10. Jahrhundert unter den Karäern in den Handschriften der Masoretenfamilien Ben Ascher in Tiberias (Palestina) und Ben Naftali.

Was die Anerkennung der Masoretischen Texte durch die Kirchen angeht:

Protestantische Theologen und Bibelübersetzer greifen sogar BEVORZUGT auf die Masoretischen Texte zurück.

Die römisch katholische Kirche greift seit über 1000 Jahren nicht auf die Septuaginta, sondern auf die Vulgata zurück, eine Übersetzung des hebräisch- Kenners Hieronymus ins lateinische.

Lediglich die Orthodoxe Kirche, insbesondere die griechisch- orthodoxe Kirche behartrt auf der Septuaginta.

Verbleibt für mich die Frage, was dass denn nun alles mit Paulus zu tuen hat. ???

Ich muß jetzt leider Schluß machen, aber ich komme noch einmal auf Dein Posting zurück.

Aber ich weiß noch nicht, wie und ob ich überhaupt auf Deine Fragen eingehe. Dieses Forum zeichnet sich dadurch aus, daß man sich gegenseitig erbaut, gleiche Interessen und Glaubensgrundlagen sucht. Für große Theologische Dispute sind andere Foren möglicherweise besser geeignet.

Und, verzeih mir bitte, wenn ich Dir Unrecht tue, aber aus Deinem Fragenkatalog kann ich nichts Einendes herauslesen. Auch aus dem Gesichtspunkt des "Wächters" heraus erscheint mir doch die Provokation in Deinem überwiegend rhetorischen Fragenkatalog zu überwiegen.

Ich würde mich freuen, wenn ich noch viele echte Fragen an Dich stellen könnte. Fragen, die mich verstehen lassen, was ich noch nicht verstehe.

Aber Dispute und Wortklaubereien sind nichts, was mich meinen Aufgaben und Zielen näher bringt.

Shalom und Gott segne Dich

Rudi