Hallo Tommy, würde man deiner Logik folgen, dann sind alle Engländer Kolonialisten und Sklavenhändler, alle Franzosen grausame Revolutser, alle Deutschen Faschisten, aller Russen Stalinisten und Völkermörder, etc.
Das ist einfach zu pauschal, wie du historische Ereignisse aus der Vergangenheit siehst und diese auf die heutige Zeit projektierst. Im Übrigen scheint dir der Satz: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!“ in seiner eigentlichen Bedeutung völlig unklar zu sein. Denn in seinem jüdischen Sinn wäre es ein Segensspruch und keine Verfluchungsworte, die laut Tora nicht gesprochen werden dürften. Zudem ist es schon seltsam, dass das ganze Volk – um beim Wortterminus des Matthäus zu bleiben - sich vor Trauer über Jesu Tod die Kleider zerriss. Erst will das „ganze Volk“ seinen Tod und dann trauert man darüber?
Poetry hat völlig Recht, du solltest dir über den eigentlichen Hintergrund dieses Geschehens einmal Informationen besorgen.
Fakt ist: 1. Jesus wurde von Römern unter Leitung eines Chiliarchos verhaftet. 2. Jesus wurde von einem römischen Statthalter verurteilt. 3. Jesus starb eine römische Todesstrafe – die Kreuzigung (die nur wegen drei Kapitalverbrechen verhängt wurde! 1. Gotteslästerung gegen den Kaiser in Rom und den Staatsgott der Römer, 2. Aufruf zur Rebellion gegen Rom, 3. Aufruf zur Steuerverweigerung)
Es ist schon seltsam, dass genau diese drei Punkte in den Evangelien ebenso erscheinen allerdings in „leicht“ umgemünzter Version, nämlich auf das Judentum bezogen. Übrigens auf den Vorhof vor dem Prätorium des Pilatus, wo angeblich das ganze Volk der Juden schrie, passten lediglich 40 Personen, wie archäologische Ausgrabungen bestätigen. Rechnet man die handelnden Personen und die Wachen noch davon ab, dann dürften noch 30 Personen übrig geblieben sein. Sind 30 Personen ein ganzes Volk? Letztlich ist es ein historischer Fakt, dass Israel damals keine eigene Gerichtsbarkeit inne hatte und nur intern in religiösen Fragen (z.B. Scheidung, Konvertierungen, theologische Fragen) innerhalb des Sanhedrin verhandelte.
Was mich abgesehen davon immer noch interessiert sind die Fragen, nach wem schrie nun das „ganze Volk“? Nach dem Sohn Gottes oder dem Sohngottes = Bar abbas oder Barabbas?
Wer verhaftete eigentlich Jesus noch alles? Waren nun falsche Zeugen dabei oder nicht? Weswegen wurde Jesus eigentlich angeklagt? Wurde Jesus zu Herodes gesandt oder nicht? Wer war beim Prozeß – der ja eigentlich gar keiner war nun wirklich dabei? Redet Jesu mit Pilatus oder redete er mit Pilatus nicht? In all den Fragen und da gibt es noch wesentlich mehr stimmen die Evangelien untereinander nicht überein und bieten ganz gegensätzliche Versionen an.
Eventuell gibt die beste Antwort der römische Geschichtsschreiber Tacitus ab, der lapidar bemerkt, dass ein Mann namens Jesus einst als Rebell gegen Rom vom Kaiser hingerichtet wurde.
Absalom
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